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Europa sieht sich durch den Inflation Reduction Act der USA benachteiligt. In Berlin verteidigte ein Politiker die Subventionen seines Landes - und spricht von „Irrglauben“.
Washington/Berlin - Das amerikanische Subventionsprogramm Inflation Reduction Act (IRA) erhitzt in Europa die Gemüter: Etliche Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union drängen die EU-Kommission, hiesigen Unternehmen einen besseren Zugang für das Förderprogramm der Vereinigten Staaten zu verschaffen, mit dem “grüne” Technologien finanziell unterstützt werden.
Die Behörde unter Leitung von Ursula von der Leyen solle sicherstellen, dass europäische Länder den gleichen Zugang erhalten wie US-Freihandelspartner. Ein wichtiger Treiber ist die Autoindustrie: denn auch europäische Elektroautos sollen optimalerweise für Steuergutschriften in den USA infrage kommen.
Inflation Reduction Act: Politiker aus den USA nimmt in Berlin Stellung
Ende Oktober endete ein Vermittlungsgespräch jedoch ergebnislos, nachdem EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und EU-Ratschef Charles Michel nach Washington gereist waren, um den Handelskonflikt beizulegen: In den Beratungen mit US-Präsident Joe Biden wurde laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) kein Durchbruch erzielt.
Auf einer der wichtigsten industriepolitischen Veranstaltungen in Deutschland war derweil ein ranghoher Politiker der USA eingeladen: Wally Adeyemo, Vizeminister des amerikanischen Finanzministeriums. Bei der Industriekonferenz 2023 in Berlin wurde der “Stargast” aus Übersee mit den Auswirkungen des Inflation Reduction Act konfrontiert - und dessen Ministerium ist für weite Teile der Industriepolitik der Vereinigten Staaten zuständig, darunter den IRA.
Laut dem Handelsblatt ist Adeyemo eine Art “Shootingstar in der US-Regierung” und logischer Nachfolger von Janet Yellen, der aktuellen Chefin des Washingtoner Finanzministeriums. In Berlin musste der 42-Jährige seine Verteidigungskünste walten lassen - und wurde mit Fragen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck konfrontiert.
Schon seit geraumer Zeit beschäftigt der Inflation Reduction Act die deutsche Politik sowie die ansässige Industrie und Wirtschaft:
US-Subventionen gegen Deutschland und Europa? “Weit verbreiteter Irrtum”
Denn im globalen Wettbewerb der Wirtschaftsnationen haben Entwicklungen stattgefunden, die Deutschland seine über Jahrzehnte aufgebaute Vormachtstellung kosten: “Made in Germany” war ein Qualitätssiegel, mit günstiger Energie - vornehmlich aus Russland - wurden Erzeugnisse gefertigt und hochpreisig in die Welt exportiert. Doch nun kommt kein Gas mehr aus der Ostsee-Pipeline, stattdessen wird Energie mitunter als teures Flüssiggas (LNG) auf Schiffen nach Deutschland transportiert.
Und dann ist da der Inflation Reduction Act, der die amerikanische Wirtschaft vermeintlich bevorzugt und Partnerländer wie Deutschland benachteiligt. In Berlin verteidigte Adeyemo die US-Politik, in dem er die Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels hervorhob: „Ich glaube, dass ein weit verbreiteter Irrtum darin besteht, dass der IRA ein Zeichen für amerikanischen Protektionismus oder den Beginn eines Subventionswettlaufs ist.“ Dabei beabsichtige die Regierung keines von beidem.
Wie das Portal Euractiv.de ausführt, habe sich Habeck bei der Podiumsdiskussion skeptisch gezeigt und erwähnt, dass die Anforderungen zur lokalen Produktion nicht nur zu einem Subventionswettlauf führen, sondern auch mit einem „gegenseitigen Abrauben der Industrien“ einhergehe.
US-Wirtschaft nimmt mit Subventionen China ins Visier
Wally Adeyemo entgegnete offenbar, dass der Inflation Reduction Act vielmehr die USA dabei unterstützen soll, Klimaziele zu erreichen, was auch für den gesamten Planeten von großer Bedeutung sei. Zudem sollen die Kosten für „grüne Technologien“ spürbar sinken. Außerdem betonte der gebürtige Nigerianer, dass zum Beispiel deutsche Autobauer viele Produktionsstätten in Amerika haben, wodurch sie zwangsläufig von den Subventionen der US-Regierung profitieren.
Adeyemo äußerte sich derweil zu Forderungen, Deutschland solle ähnliche, protektionistische Maßnahmen verfolgen, wie die USA. „Unser politisches System ist anders als Ihres und erfordert, dass wir andere Instrumente einsetzen, um die gleichen Ziele zu erreichen“, so der Regierungsbeamte. Laut ihm würde China - der größte wirtschaftliche Konkurrent der USA - Unternehmen der Volksrepublik etwa fünfmal so viel Förderung bieten. Das zwinge das Land dazu, “mit unseren Partnern und Verbündeten zusammenzuarbeiten”. Dabei spielt China für die Bundesrepublik selbst aus anderen Gesichtspunkten eine große Rolle.
G7 und Co.: Bilder der Proteste gegen die Globalisierung
Subventionen: Europäisches Modell den USA überlegen?
Interessanterweise kamen deutsche und französische Ökonomen zu der Erkenntnis, dass eine Panik in diesen Ländern aufgrund einer möglichen Deindustrialisierung der heimischen Wirtschaft unangebracht sei. Vielmehr sei der europäische Ansatz zum Ausbau klimafreundlicher Energien dem US-Modell sogar “eindeutig überlegen”.
Über den Unterschied zwischen amerikanischer und europäischer Energiewende erklärte auf der Berliner Konferenz laut EURACTIV Siegfried Russwurm vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI): „In den USA wird die grüne Technologie unterstützt oder billiger gemacht. Wir haben uns in Europa dazu entschieden, durch CO2-Bepreisung braune, alte Technologien teurer zu machen.” Bei beiden Methoden würden grüne Technologie gegenüber CO2-intensiven Varianten wie fossile Brennstoffe gefördert.
Wo liegt aus europäischer Sicht dann das Problem am sogenannten IRA? Viele Subventionen und Steuergutschriften sind daran geknüpft, dass profitierende Unternehmen US-Produkte verwenden oder selbst in den Staaten produzieren. Die EU hält einzelne Auflagen für diskriminierend und nicht kompatibel mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO). (PF mit Material der dpa)