Unterstützung im Krisengebiet
Ukraine-Hilfen im Krieg: Entwicklung überrascht - „Europa bemerkenswert, USA hinken hinterher“
Der Ukraine-Krieg hält seit anderthalb Jahren die Welt in Atem. Was die Hilfen für das krisengebeutelte Land betrifft, hat Europa die USA mittlerweile weit überholt.
Kiel/München - Wirtschaftlich erleben die USA seit geraumer Zeit einen enormen Aufschwung. Im zweiten Quartal des Jahres übertrafen die Vereinigten Staaten die Wachstumsprognosen, während Deutschland als einziger Staat der G7-Nationen in die Rezession schlitterte und es auch dem Rest Europas finanziell zumindest nicht gut geht.
Das hat eine Menge mit dem Ukraine-Krieg und dessen Auswirkungen auf den Energiesektor zu tun, gleichwohl hat das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) eine Auswertung veröffentlicht, die überrascht: Nach einem Update des „Ukraine Support Tracker” lassen die EU-Länder dem krisengebeutelten Land angeblich mehr als doppelt so viel Unterstützung wie die USA zukommen.
Ukraine-Hilfen im Krieg: Europa leistet doppelt so viel wie die USA
Der Stand von Anfang September bezieht sich auf bereits geleistete, militärische und humanitäre Hilfen für die Ukraine, dazu kommen Hilfszusagen. Zu den Zahlungen der europäischen Gemeinschaft wird auch die Unterstützung von Nicht-EU-Staaten wie Großbritannien sowie Norwegen hinzugezählt. Die finanziellen Zuwendungen, welche sich in den Staatshaushalten der Länder massiv auswirken, belaufen sich auf insgesamt 156 Milliarden Euro, die Zusagen der USA nicht mal die Hälfte (umgerechnet 70 Mrd. Euro).
Christoph Trebesch, Direktor eines Forschungszentrums am IfW-Institut in Kiel, erklärt zu den veränderten Rahmenbedingungen: „Es ist bemerkenswert, wie schnell Europa zu einem dauerhaften, mehrjährigen Unterstützungsprogramm für die Ukraine übergegangen ist. Im Vergleich dazu hinken die USA nun deutlich hinterher, da sie in den letzten Monaten keine nennenswerten neuen Zusagen gemacht haben.“ Die Statistik aus Kiel wurde am Donnerstag, 7. September 2023, veröffentlicht.
Ukraine-Krieg: Milliarden-Paket der EU - Wagenknecht sieht “Fass ohne Boden”
Allein der neue Hilfstopf der EU-Staaten („Ukraine-Fazilität”) umfasse 50 Milliarden Euro für die Jahre 2023 bis 2027. Ebenfalls hinzugerechnet sind die zuletzt bekanntgegebenen Zusagen für mehrjährige Unterstützung durch ein deutsches Militärpaket im Wert von 10,5 Milliarden Euro. Mehrjährige Programme wurden der Ukraine auch von Nicht-EU-Ländern wie Norwegen, Großbritannien und der Schweiz zugesichert. Aus Übersee gab es den Angaben zufolge bis dato noch keine Zusagen über weitere Hilfen für die Ukraine. Der „Ukraine Support Tracker” deckt Unterstützungsankündigungen zwischen dem 24. Januar 2022 und dem 31. Juli 2023 ab, erklärt das IfW auf seiner Website.
Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht, die sich fortlaufend für Waffenstillstand und Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland starkmacht, nimmt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zu der Statistik des IfW Stellung und bezeichnet die Ukraine-Hilfen zum „Fass ohne Boden für die Steuerzahler in Deutschland und Europa”.
Die 54-Jährige erneuert in diesem Zusammenhang ihre Kritik an der Bundesregierung: „Hierzulande regiert die Ampel mit dem Rotstift, aber für die Ukraine-Hilfen, die zu einem Großteil aus Waffen bestehen, scheint es keine Grenzen zu geben.“ (PF mit Material der dpa)
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