Pleitewelle reißt nicht ab
Bayerisches Traditionsunternehmen geht nach 71 Jahren insolvent – „Made in Germany“ in der Krise
Die Pleitewelle rollt weiter: Nun trifft sie einen bayerischen Kleidungshersteller mit langer Geschichte. Dieser schweigt bislang zu seiner Insolvenz.
Aschaffenburg – Seit 1953 hat das unterfränkische Unternehmen Bodo Jagdberg Bekleidung hergestellt und vertrieben. Nun hat der traditionsreiche Textilhersteller Insolvenz anmelden müssen. Die seit einigen Monaten andauernde branchenübergreifende Pleitewelle deutscher Unternehmen hat damit einen weiteren Traditionshersteller ereilt.
Ein entsprechender Insolvenzantrag ging bereits am Mittwoch voriger Woche (8. Mai 2024) beim Amtsgericht Aschaffenburg ein, wie infranken.de berichtete. Zu den Gründen der Insolvenz schweigt das Unternehmen Bodo Jagdberg bislang.
Bodo Jagdberg: Ein Aschaffenburger Kleidungshersteller mit langer Historie
Auf Anfrage von infranken.de teilt die Geschäftsführung des Bekleidungsherstellers mit, man wolle sich aktuell „nicht weiter zu dem Fragenkatalog äußern“. Auch auf der unternehmenseigenen Homepage hat die Bodo Jagdberg GmbH bisher keine Informationen zu den Hintergründen der Insolvenz veröffentlicht.
Seit seiner Gründung im Jahr 1953 hat sich Bodo Jagdberg vor allem auf die Produktion von Gürteln, Knöpfen, Labels und Taschen spezialisiert. Eigenen Angaben zufolge wird ein Großteil der personalisierten Produkte in Eigenproduktion am Standort Aschaffenburg gefertigt – unter anderem deshalb wirbt das Unternehmen mit dem Gütesiegel „Made in Germany“.
Daneben betreibt der traditionsreiche Bekleidungshersteller weltweit noch zwei weitere Niederlassungen: eine in Istanbul und eine Niederlassung in Hongkong. Wie es um diese beiden Niederlassungen steht, ist nordbayern.de zufolge aber bislang noch unklar.
Bodo Jagdbergs Unternehmsführung schweigt bislang zum Insolvenzantrag
In einem Interview mit der Branchenzeitung TextilWirtschaft aus dem Jahr 2022, das auch auf der Jagdberg-Homepage einsehbar ist, betonte Firmenchef Bodo Jagdberg, das Unternehmen habe in Zeiten der Corona-Pandemie Lieferverzögerungen und Preisschwankungen entgegensehen müssen. Vor allem auf dem asiatischen Markt sei dies der Fall gewesen.
Hinzu seien Engpässe an den europäischen Unternehmensstandorten gekommen. „Ein Umdenken ist zurzeit angebracht“, erklärte Jagdberg damals. Auch verlagerte Bodo Jagdberg in Zeiten der Corona-Pandemie Teile seiner Produktion wieder zurück nach Deutschland.
Wie viele Beschäftigte Bodo Jagdbergs in Aschaffenburg wie in den beiden internationalen Standorten von der Insolvenz betroffen sind, ist bislang noch unklar. Auf eine tz-Anfrage reagierte das Unternehmen bislang nicht. Die Bodo-Jagdberg-Insolvenz ist bereits die zweite Insolvenz eines Aschaffenburger Mode-Unternehmens im Mai 2024: Kürzlich hatte es bereits den Mantel- und Jackenspezialist Fuchs & Schmitt getroffen, wie vergangene Woche bekannt wurde. Generell trüben sich die Aussichten in der Modebranche ein: in dieser Woche meldete auch der Modekonzern Esprit Insolvenz an, nach der medienwirksamen Pleite der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. (fh)
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