Pleitewelle in Deutschland
Bekannter Modekonzern in finanzieller Not: Steht die nächste Mega-Insolvenz vor der Tür?
In der Modebranche deutet sich die nächste Pleite an, die Gerüchteküche brodelt. Kann sich Esprit noch aus der Schieflage retten?
Berlin – Der international tätige Modekonzern Esprit befindet sich offenbar in einer finanziell äußerst prekären Lage. Die beiden Töchter in der Schweiz und in Belgien mussten nun schon Insolvenz anmelden. Und auch für das Deutschlandgeschäft gibt es erste Anzeichen, dass es bald nicht mehr weitergehen wird. Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch: Gespräche mit einem Investor laufen.
Esprit musste in der Schweiz und Belgien Insolvenz anmelden
Hauptsitz von Esprit ist in Hongkong, bis 2021 unterhielt der Konzern jedoch auch eine Zentrale im deutschen Ratingen. Das Unternehmen ist mittlerweile in über 30 Ländern aktiv und gehört auch in Deutschland zu einem der bekanntesten High-Street-Marken im Land. Kaum eine Einkaufsmeile in deutschen Innenstädten hat nicht mindestens eine Esprit-Filiale.
Doch seit geraumer Zeit sieht es für Esprit alles andere als rosig aus. 2023 hat das Unternehmen einen Rekordverlust eingefahren, im Geschäftsbericht für das vergangene Jahr heißt es deshalb auch, dass es „erhebliche Zweifel“ an der Fortführung der Gruppe gebe. Diese düstere Prognose scheint sich nun zu bewahrheiten: Ende März meldete die Esprit Switzerland Retail AG Insolvenz an, und am 9. April folgte nun auch die Niederlassung in Belgien. In beiden Ländern werden alle Filialen geschlossen.
Und auch in Deutschland hat die finanzielle Schieflage schon Auswirkungen. So hat sich der wichtigste Franchise-Partner hierzulande, die PTH Group, Ende März Esprit den Rücken gekehrt und seine Stores umgewandelt. Dort, wo früher Esprit-Läden standen, sollen nun Filialen von Modemarken wie „Catches“ einziehen. Insgesamt sind nach Angaben des Fachmagazins TextilWirtschaft 40 Standorte in Deutschland betroffen.
Gespräche mit neuem Investor für Europageschäft von Esprit
Am Mittwoch (10. April) berichtet das Portal weiter: Esprit befinde sich in Verhandlungen mit einem neuen Investor für das Europageschäft. Der Private Equity Investor Alteri, der hierzulande auch Labels wie Cecil und Street One besitzt, sei am Lizenzgeschäft von Esprit interessiert. „Der potenzielle Investor beabsichtigt, die Gesellschaft bei der Restrukturierung des Europageschäfts zu unterstützen“, hieß es bei Esprit laut TextilWirtschaft. „Gleichzeitig ist der potenzielle Investor daran interessiert, in das Unternehmen zu investieren, um vom zukünftigen Wachstum in den strategischen Fokusmärkten des Unternehmens, einschließlich der nordamerikanischen und asiatischen Märkte, zu profitieren.“
Ob das ausreichen wird, um das Label vor einem Konkurs zu bewahren, ist nicht sicher – aber angesichts der Lage durchaus fraglich. Alleine steht Esprit dabei nicht da: Deutschland wird gerade von einer noch nie dagewesenen Pleitewelle erfasst, die kürzlich einen deutschen Maschinenbauer getroffen hat, der Insolvenz anmelden musste, obwohl er zu den Weltmarktführern in seinem Bereich zählt. Noch nie seit Beginn der Erhebung im Januar 2016 gab es mehr Firmenpleiten, wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) mitteilte.
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