Immobiliengruppe
Signa: Der Restrukturierungsplan nach Benkos Rückzug kommt
Nach dem Rückzug des Gründers René Benko steht die Immobiliengruppe Signa vor einer Restrukturierung. Hohe Baukosten und steigende Zinsen belasten das Unternehmen.
Wien – Die in Schwierigkeiten geratene Immobiliengruppe Signa plant, nach dem Ausscheiden ihres Gründers René Benko, noch im Laufe dieses Monats einen Plan zur Restrukturierung vorzustellen. „Ziel ist es, bis Ende des Monats November einen Plan für die wesentlichen Schritte der Restrukturierung zu erarbeiten und den Gesellschaftern zu präsentieren“, gab das österreichische Unternehmen aus den Bereichen Immobilien und Handel am Freitag bekannt. Arndt Geiwitz, ein Experte für Sanierungen, der seit Mittwoch als Vorsitzender des Beirats und des Gesellschafterkomitees von Signa fungiert, soll während der Restrukturierung auch die Interessen der Benko Privatstiftung vertreten, die nach früheren Aussagen größter Anteilseigner von Signa bleiben soll.
Insider: Signa hat Kredite bei fast allen namhaften österreichischen Banken ausstehen
Benko, ein Großinvestor aus Tirol, hatte die Führung der Gruppe, zu der neben renommierten Immobilien wie dem Chrysler Building in New York auch die deutsche Kaufhauskette Galeria gehört, abgegeben, nachdem er das Vertrauen wichtiger Mitgesellschafter verloren hatte. Wie viele Immobilienunternehmen steht auch Signa aufgrund hoher Baukosten und stark gestiegener Zinsen unter Druck. Bei großen Bauprojekten, wie beispielsweise dem Elbtower in Hamburg, sind die Arbeiten derzeit eingestellt. Die Tochtergesellschaft Signa Sports United (SSU), die im Bereich Sportartikelhandel tätig ist, musste kürzlich Insolvenz anmelden.
Die kriselnde Signa-Gruppe hat einem Insider zufolge bei fast allen namhaften österreichischen Geldhäusern Kredite ausständig. Das Gesamt-Exposure der Finanzinstitute habe sich auf rund 2,2 Milliarden Euro belaufen, sagte eine Person mit Kenntnis der Situation zur Nachrichtenagentur Reuters und bezog sich auf Daten von der Mitte des Jahres. Die größten Kreditgeber des vom Tiroler Investor Rene Benko gegründeten Handels- und Immobilienunternehmens seien die Raiffeisen Bank International (RBI), die ihr Engagement bei Signa in den vergangenen Jahren deutlich reduziert habe, und die zur italienischen UniCredit gehörende Bank Austria. Auf diese beiden Geldhäuser entfielen den Daten zufolge beinahe zwei Drittel des Kreditvolumens, so der Insider.
Nach Gesprächen mit den EZB-Aufsichtsbehörden, die über die Aussichten der Signa Gruppe besorgt sind, hätten die sich die Banken entschlossen, ihr Engagement bei der Immobilien-Gruppe zu reduzieren, sagte ein weiterer Insider. Die beiden Banken lehnten einen Kommentar ab und verwiesen auf das Bankgeheimnis. Auch die EZB, die diese Institute direkt beaufsichtigt, wollte die Informationen nicht kommentieren. Signa war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Österreichische Banken sehen trotzdem keine übermäßigen Risiken
Weitere Kreditgeber von Signa mit unterschiedlich hohen Exposures sind dem Insider zufolge die Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien, die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich und die Erste Group. Die Banken lehnten einen Kommentar ab.
Grundsätzlich sehen die österreichischen Banken trotz der Krise auf dem Immobilienmarkt keine übermäßigen Risiken. „Unser Portfolio an Gewerbeimmobilien ist wirklich sehr solide“, sagte Erste-Group-Risikochefin Alexandra Habeler-Drabek Ende Oktober anlässlich der Ergebnisse zum dritten Quartal. Ein Banksprecher verwies zudem darauf, dass der gemeinnützigen Wohnbau in Österreich ein wesentlicher Teil des Gewerbeimmobilien-Geschäfts sei.
Allgemein zu Gewerbeimmobilien erklärte die RBI, dass ihr Kreditportfolio in diesem Sektor stark diversifiziert und mit guten Sicherheiten hinterlegt sei. Zudem würden die finanzierten Gewerbeimmobilien stabile Cash Flows erzielen. Auch die Aufsicht macht sich wenig Sorgen: „Wir sehen die Finanzmarktstabilität nicht gefährdet“, sagte ein Sprecher der Oesterreichischen Nationalbank. Zu einzelnen Instituten äußern sich die Notenbank und die Finanzmarktaufsicht nicht.
Mit Material von Reuters
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