Umgehung der Maßnahmen
Putins Schattenflotte umgeht Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft – und wird eskortiert
Angesichts der steigenden Nachfrage nach LNG plant Putin, groß ins Geschäft einzusteigen. Er findet Wege, Sanktionen zu umgehen – doch wie lange kann das gut gehen?
Moskau – Trotz westlicher Sanktionen versucht Wladimir Putin seine Einnahmequellen für den Ukraine-Krieg auszubauen. Der Verkauf von russischem LNG und Öl soll mithilfe einer sogenannten Schattenflotte gelingen. Dazu gehören Schiffe, die unter falscher Flagge fahren und meistens im maroden Zustand sind. Der Westen macht wiederholt Jagd auf diese Tanker – dennoch sind einige wohl noch immer aktiv.
Putins Schattenflotte umgeht Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft – für LNG-Transport
Die LNG-Tanker North Light und North Moon nahmen Berichten zufolge Kurs auf nördliche russische Gewässer. Die Schiffe wurden laut der norwegischen Online-Zeitung BarentsObserver vom südkoreanischen Schiffbau-Unternehmen Hanwha Ocean gebaut. Sie sind jeweils 295 Meter lang, 46 Meter breit und haben im Sommer eine Tragfähigkeit von 94.000 Tonnen. Schiffsverkehrsdaten zufolge verließen sowohl die North Light als auch die North Moon den südkoreanischen Hafen Okvo im November 2024. Rund zwei Monate später nahmen die Schiffe in nordnorwegischen Gewässern mit Kurs auf den Hafen in der russischen Stadt Murmansk auf.
Dabei wurde spekuliert, dass die beiden Schiffe auf dem Weg nach Murmansk auch weiter östlich einen Abstecher in die Ob-Bucht gemacht haben könnten, wo Putin seine großen LNG-Projekte betreibt: Yamal LNG und Arctic LNG 2. Laut der norwegischen Zeitung ist es sehr wahrscheinlich, dass die beiden Schiffe North Light und die North Moon zu Putins Schattenflotte gehören. Sie fahren beiden offenbar unter der singapurischen Flagge.
Putins LNG-Projekte bekommen Dämpfer durch Sanktionen gegen russische Wirtschaft – Schattenflotte hilft
Wichtig zu wissen ist, dass das Arctic-LNG-2-Projekt von der EU sanktioniert wurde. Aufgrund der Sanktionen kam das LNG-Geschäft auf der Artic-LNG-2-Anlage zum Erliegen: Zum einen fürchten wichtige Handelspartner Folgen der Sanktionen und wollen deshalb kein russisches LNG mehr kaufen, das aus dem Arctic LNG 2 Projekt stammt. „Wir werden nicht von Arctic LNG 2 kaufen“, sagte zum Beispiel der indische Ölminister Pankaj Jain dazu. „Wir kaufen keine sanktionierten Güter.“ Außerdem braucht Putin Spezialschiffe für den Transport von russischem LNG, die dickes Meereis durchbrechen können. Weil ihm diese Schiffe ausgehen, versucht der russische Präsident ebenfalls wie für den Öl-Export eine LNG-Schattenflotte aufzubauen.
Wenn die beiden Schiffe North Light und North Moon tatsächlich in Richtung der russischen LNG-Projekte fuhren, könnte das bedeuten, dass sie sanktioniertes russisches LNG abtransportiert haben könnten. Möglich wäre es auch, dass sie Schiffen zur Hilfe kamen, die seit mehreren Wochen in russischen Gewässern umhertreiben, weil sie von den USA auf die Sanktionsliste gesetzt wurden. Dabei soll es sich laut BarentsObserve um die vier Tanker North Way, North Mountain, North Air und North Sky handeln. Bestätigen lassen sich die Theorien vorerst nicht.
Mysteriöses LNG-Schiff gehört offenbar zu Putins Schattenflotte – und wird eskortiert
Am Mittwochnachmittag (29. Januar 2025) fuhr eines der Schiffe, die North Light, nach der mutmaßlichen Fahrt nach Murmansk in den Porsangerfjord in Richtung des Nordkaphafens im norwegischen Honningsvåg. Dort wurde das Schiff eskortiert. Die örtlichen Hafenbehörden erklärten gegenüber dem BarentsObserver, sie hätten keine Informationen über die North Light und den Grund für ihre Einfahrt in den norwegischen Fjord. Es sei unklar, ob das Schiff in dem Gebiet anlegen werde. Arve Dimmen, Abteilungsleiter bei der norwegischen Küstenverwaltung, sagte gegenüber der Zeitung, dass sich das Schiff in der Gegend befinde, um einen Besatzungswechsel durchzuführen. (bohy)
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