Verluste in Millionenhöhe
Putins Panama-Problem – Schattenflotte-Aktion versetzt Russlands Wirtschaft neuen Schlag
Panama will russische Schiffe von seinem Schiffsregister löschen. Das birgt eine Vielzahl von Problemen. Steht Russlands Wirtschaft vor Rückschlägen?
Panama City – Westliche Länder ziehen die Schlinge um die Schattenflotte des russischen Präsidenten Wladimir Putin enger. Im Januar 2025 hatten die USA unter der Regierung Joe Biden Dutzende von Tankschiffen auf die Sanktionsliste gesetzt, woraufhin selbst wichtige Russland-Verbündete wie China und Indien verschiedenen russischen Schiffen die Einfahrt in ihre Häfen verwehrten. Jetzt verstärkt auch Panama seine Anstrengungen, um Russlands Wirtschaft zu schwächen.
Panama sagt Putins Schattenflotte den Kampf an – neuer Schlag für Russlands Wirtschaft?
Panama setzt seinen Kampf gegen die russische Schattenflotte fort. Schon im November hatte das Land angekündigt, sechs Tankschiffe von seinem Register zu löschen, jetzt soll es 128 weitere Schiffe treffen. Wie das Nachrichtenportal Bloomberg berichtete, folgt dieser Schritt auf eine umfangreiche Sanktionierung der jeweiligen Schiffe durch die USA, seine Verbündeten oder wie Vereinten Nationen (UN). Laut Ramón Franco, einem Offiziellen der Panama Maritime Authority, hatte das Land bereits mindestens 70 Tankschiffe entfernt, Dutzende weitere sollen folgen. Insgesamt soll das für Verluste in Höhe von bis zu zwei Millionen US-Dollar in Gewinnen sorgen, fügte Franco hinzu.
Handelsschiffe können unter der Flagge verschiedener Länder fahren, die nicht unbedingt mit dem tatsächlichen Eigentümer verbunden sind. Sogenannte Flaggenstaaten spielen eine große Rolle dabei, die Sicherheitsstandards der Industrie aufrechtzuerhalten, sie führen Inspektionen durch, zertifizieren Equipment und Crew. Panama hat eines der größten Flaggenregister der Welt – mehr als 8000 Schiffe sind dort registriert, berichtete Bloomberg unter Berufung auf Franco.
Putins Schattenflotte profitiert von Panama – und umgeht Sanktionen
Die sogenannte Schattenflotte dient als Instrument, um dem Kreml zum Beispiel die Umgehung des Ölpreisdeckels zu ermöglichen. Mit diesem hatten die G7-Nationen verhindern wollen, dass Länder russisches Öl für mehr als 60 US-Dollar pro Barrel handeln. Indem die Schiffe der Schattenflotte unter falschen Flaggen fahren und zuweilen auch ihre Ortungssysteme abschalten, verschleiern sie bestimmte Handelstätigkeiten. So konnte Russland trotz Sanktionen Milliarden am Öl- und Gashandel verdienen. Teilweise hatten diese Schiffe sogar direkt an europäischen Häfen angelegt und russisches Öl entladen. Der Energiesektor ist eine von Russlands stärksten Einnahmequellen.
Für Russland ist Panama erstens darum wichtig, weil das Land nicht durch den Westen sanktioniert ist, und zweitens, weil es einen Teil der Sanktionen, die westliche Länder im Rahmen des Ukraine-Kriegs gegen Russland eingesetzt hatten, nicht mitträgt. Zumindest war dies lange Zeit der Fall: Der Kreml konnte so Tankschiffe unter Panamas Flagge fahren und Handel treiben lassen, ohne dass der Westen eingegriffen hatte.
Putins Schattenflotte bekommt größere Probleme – löst aber selbst welche aus
Panamas Schritt, den Schiffen jetzt die Beflaggung zu entziehen, birgt jetzt mehrere Probleme für die Schattenflotte. Laut Human Rights at Sea dient die Flagge eines Schiffes dazu, ihm eine Art Nationalcharakter zu geben. Die Seeleute haben unter einer Flagge bestimmte Rechte unter den Gesetzen des Flaggenstaates, unabhängig davon, wo das Schiff verkehrt. Wer an Bord eines staatenlosen Schiffs fährt, verliert diese Rechte. Allerdings sind andere Staaten durchaus berechtigt und in der Lage, Seeleuten dieser Schiffe in Notsituationen beizustehen.
Dem EU-Parlament zufolge stellt die Präsenz der Schattenflotte allerdings auch ein größeres Problem für andere Schiffe dar. Falls diese Tanker etwa Schiff-zu-Schiff-Transfers oder Blackouts ihrer Ortungssoftware durchführen, können navigatorische Risiken auftreten. Das betrifft dann alle in der Nähe befindlichen Schiffe, vor allem in Gewässern, die wegen Handels wegen stark befahren sind. Verschiedene Tanker waren außerdem mit Beschädigungen an wichtigen Unterseekabeln in Verbindung gebracht worden.
Außerdem fehlt den Schattentankern häufig wichtige Zertifizierung oder sie haben sie gefälscht, was ein inhärentes Risiko für Pannen oder Unfälle auf See birgt. Was das bedeutet, hatten erst um den Jahreswechsel gleich mehrere Schattentanker bewiesen. Ein Beispiel dafür ist die Havarie des Tankers Eventin (zufällig auch unter der Flagge von Panama unterwegs) vor Rügen, der von deutschen Schiffen abgeschleppt werden musste. Das EU-Parlament hatte in diesem Rahmen davor gewarnt, dass die finanziellen Schäden, die durch solche Unfälle entsteht, häufig bei den Versicherern anderer Schiffe oder bei den Regierungen vor Ort liegen bleiben. Genau darauf zielt die Schattenflotte ab: Sie verkompliziert die Rechenschaftspflicht und beschränkt ihre eigene Haftung.
Welche Auswirkungen Panamas Schritt auf Putins Schattenflotte hat
Was wird nun passieren, nachdem Panama so viele Schiffe aus dem Register löscht? Gegenüber dem Portal Newsweek hatte Svitlana Romanko, Gründerin von Razom We Stand, angegeben, dass Russlands Schattenflotte durchaus anpassungsfähig sei. Solange nicht alle großen Flaggenregister Panamas Beispiel folgen, kann Moskau Schlupflöcher der westlichen Sanktionen nutzen und für seinen Krieg Gewinne generieren.
Außerdem steht den Tankschiffen die Möglichkeit offen, entweder fälschlicherweise weiter unter Panamas Flagge zu fahren oder einfach staatenlos Handel zu treiben. Das Center for International Maritime Security (CIMSEC) hatte schon 2020 bemängelt, dass die Problematik um falsche Beflaggung von Schiffen der internationalen Community bereits seit 2015 bekannt sei, aber Gegenmaßnahmen auf sich warten ließen.
International Maritime Organization braucht für Gegenmaßnahmen Jahre
Die International Maritime Organization (IMO), eine Sonderorganisation der UN, brauche Jahre, um entsprechende Schritte zur Bekämpfung dieser Problematik auch nur in die Wege zu leiten. Erst 2019 waren erste Maßnahmen in Gang gebracht worden. Auch ist vielen Ländern oftmals nicht bewusst, dass ihre Flagge unrechtmäßig von Schiffen genutzt wird.
Angesichts dessen steht infrage, ob Panamas Durchgreifen gegen russische Schattentanker kurzfristig Ergebnisse zeigen wird. Erst die Zahlen zu Russlands Öl- und Gashandel per Schiffstransport könnten hier Aufschluss geben.
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