Nach Trump-Wiederwahl
Neuer Schlag für Russlands Wirtschaft: So könnte Trump-Kooperation LNG billiger machen
Europa strebt an, weniger Flüssigerdgas (LNG) aus Russland zu beziehen. Stattdessen orientiert sich die EU nun mehr an den USA. Welche Auswirkungen hat das auf die Energiepreise?
Brüssel/Washington – Die Zeit für europäische Länder, die noch russisches Gas über die Ukraine beziehen, läuft ab. Zum Jahresende 2024 endet ein wichtiger Liefervertrag zwischen der Ukraine und Russland, der den Transfer russischen Gases durch ukrainische Pipelines festgelegt hat. Ohne dieses Gas müssen Länder wie die Slowakei und Ungarn Alternativen finden – und das möglichst schnell. Deutschland hatte sich hier bereits auf LNG aus den USA festgelegt. Jetzt könnte es in dem Sektor zu Schwierigkeiten kommen.
LNG aus den USA – von der Leyen will Russland-Importe verringern
Die Europäische Union will den Import von russischem Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) nach Europa weiter verringern. Stattdessen soll mehr LNG aus den USA kommen. Das jedenfalls soll die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einem Telefonat mit dem designierten neuen US-Präsidenten Donald Trump vorgeschlagen haben. „Wir kriegen immer noch eine Menge LNG über Russland – aus Russland“, zitierte Kyiv Independent von der Leyen. „Warum ersetzen wir es nicht mit LNG aus den USA, das billiger ist und unsere Energiepreise senken würde?“
Die Europäische Union hatte im Juni die ersten größeren Beschränkungen für den Gasimport aus Russland (auch LNG) verabschiedet. Trotzdem bleibt Russland der zweitgrößte Lieferant für LNG, hinter den USA. Größere Pläne oder Details zur Zukunft der LNG-Lieferungen seien im Telefonat jedoch nicht Thema gewesen, stellte von der Leyen klar. Die Wiederwahl von Donald Trump hatte in Europa Sorge bezüglich der Handelspartnerschaft ausgelöst – und darüber, ob die Ukraine weiterhin Unterstützung aus den USA erhalten würde.
EU importiert noch immer LNG aus Russland – Wie viel, ist unklar
Wie sieht das in Zahlen aus? Für 2023, so hatte es der Rat der Europäischen Union mitgeteilt, beliefen sich die LNG-Importe in die EU auf über 120 Milliarden Kubikmeter. Die Vereinigten Staaten (USA) waren der größte LNG-Lieferant und lieferte fast 50 Prozent der Importe. Gegenüber 2021 hatten sich die Importe angeblich fast verdreifacht.
Gleichzeitig sind die russischen Importe von Pipeline-Gas eingebrochen (40 Prozent auf acht Prozent). Im Jahr 2023 machten russische Pipeline-Gas-Importe plus LNG-Importe weniger als 15 Prozent der Gesamtimporte an Gas in die EU aus, 6,1 Prozent entfielen dabei auf LNG (das wären etwa 7,32 Milliarden Kubikmeter).
Auf dem Papier erhält Deutschland schon seit August 2022 kein Pipeline-Gas mehr aus Russland. Es gab zwar keine Sanktionen auf russisches Erdgas, aber kurz nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs hatte die Bundesregierung bekanntgegeben, den Anteil russischen Gases am Gasmix drastisch reduzieren zu wollen. Russland hatte die Lieferungen eigenmächtig abgestellt, kurz bevor Explosionen die Nord-Stream-Pipelines zerstört hatten. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft bezieht Deutschland jedoch auch Gas von Nachbarländern, die vorher LNG in Gas umgewandelt hatten – hierbei sei es möglich, dass russisches Gas seinen Weg in die Gasinfrastruktur Deutschlands finde. Die genaue Summe ist nur schwer zu bestimmen.
Preis von LNG aus den USA – Unter Trump könnten Exporte steigen
Aber was hat es mit von der Leyens Aussage auf sich, mit LNG-Importen aus den USA ließe sich Geld sparen? Aufgrund des weitaus längeren Transportweges sollte man davon ausgehen, dass US-LNG teurer sein müsste. Von der russischen Nachrichtenagentur TASS kam bereits die Meldung, dass russisches LNG nur halb so teuer sei wie US-amerikanisches. Die Analysefirma Aurora Research sieht das anders: Unter Trumps neuer Regierung könnte der LNG-Export aus den USA schnell steigen, was wiederum den Preis senkt.
Dabei sollen potenziell Erhöhungen der Exportsumme um bis zu 15 Prozent bis 2030 erfolgen. Das wiederum soll den wichtigen Gas-Grenzwert TTF um bis zu neun Prozent senken, stellte Aurora Research fest. Auch die Preise für Gas aus Asien können davon betroffen sein – minus sechs Prozent bei den Kosten. Allerdings hält China derzeit verstärkt Gas zurück, weil es die Ressource selbst benötigt.
EU sanktioniert russisches LNG – mit drastischen Folgen
Das Juni-Sanktionspaket soll Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von LNG drastisch beschränken. Es enthielt neue Maßnahmen im Bereich Flüssigerdgas und gegen Schiffe, die Russland in irgendeiner Weise darin unterstützen, den Ukraine-Krieg weiterzuführen. Außerdem soll eine Sperre in Kraft treten, die das Anlaufen russischer Schiffe an europäischen Häfen vorsieht. Für Russland ist dies insofern problematisch, als europäische Häfen wie Seebrügge über spezielle Terminals für die Verladung von LNG verfügen, die Russland dringend für den Weitertransport benötigt.
Ohne diese Umladung müsse Russland eine weitaus längere Strecke fahren, was Zeit und Geld kostet. Es steht gar zu befürchten, dass der russische LNG-Handel mit Asien zum Erliegen kommt. Das hängt jedoch davon ab, für wie profitabel Russland dieses Geschäft dann noch hält.
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