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Dynamische Tarife

Grüne Energie: Private Haushalte sparen bis zu 600 Euro im Jahr an Stromkosten

In Zukunft werden wir viel mehr Strom verbrauchen. Damit das klappt, muss das Netz erneuert werden. Eine neue Studie zeigt, was dafür passieren muss – und wie Verbraucher auch noch Geld sparen können.

Berlin – Die Zukunft mit erneuerbaren Energien wird wohl oder übel hauptsächlich auf Strom ausgerichtet sein. Doch damit das gelingt, und die Stromnetze nicht ständig zusammenbrechen, müssen jetzt die Weichen gestellt werden und Investitionen in den Netzausbau getätigt werden. Das passiert auch schon – so hat erst in dieser Woche der Bau der Stromtrasse SuedOstLink begonnen, der den Windstrom vom Norden nach Süden transportieren soll. Ein Schritt von vielen.

Doch auch wenn noch so viele neue Trassen gebaut werden: Die Sorge um eine Überlastung des Netzes besteht. Nicht umsonst ist deshalb ein neues Energiewirtschaftsgesetz in Kraft getreten, das der Bundesnetzagentur ermöglichen soll, bei drohender Überlastung das Laden von E-Autos zu drosseln. Wie diese Gefahr gebannt werden könnte – und nebenbei private Haushalte hunderte Euro sparen können – zeigt eine neue Studie der Denkfabrik Agora Energiewende, die am Dienstag (12. Dezember) veröffentlicht wurde.

Energiewende: Dynamische Stromtarife mit dynamischen Netzentgelten

Die Lösung liegt der Studie zufolge in der Digitalisierung der Netze und der flächendeckenden Einführung von dynamischen Stromtarifen. „Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wollen sich am Gelingen der Energiewende beteiligen. Eine Modernisierung der Stromtarife schafft hierfür neue Möglichkeiten“, sagt Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende Deutschland. Dabei sollte es nach Ansicht der Forschenden nicht nur Preismodelle geben, die den Strompreis an der Börse abbilden; sondern auch Tarife mit dynamischen Netzentgelten.

Dynamische Stromtarife gibt es schon heute, nur werden sie aktuell noch nicht viel genutzt. Das liegt im Wesentlichen an zwei Faktoren: Zum einen brauchen Haushalte dafür einen Smart Meter, der den eigenen Verbrauch quasi minütlich abbildet und mit dem aktuellen Preis für Strom an der Börse vergleicht. Zum anderen eignet sich ein solcher Tarif eigentlich nur dann, wenn man flexible Geräte hat wie Wärmepumpen, E-Autos sowie Solarzellen mit Batteriespeicher. Außerdem sehen viele Menschen diese Tarife noch skeptisch, aus Sorge vor plötzlichen, sehr hohen Börsenstrompreisen.

Diese dynamischen Stromtarife sind aber im Kommen. Ab 1. Januar 2025 wird es sogar für alle Stromanbieter verpflichtend sein, einen dynamischen Stromtarif anzubieten. Zudem wird der Einbau von Smart Metern bald Pflicht: Bis 2030 will die Bundesnetzagentur sichergestellt haben, dass in allen Haushalten ein solcher Stromzähler eingebaut ist.

Dynamische Netzentgelte schon in anderen Ländern normal

Aus Sicht von Agora Energiewende müssten aber auch die Netzentgelte dynamischer gestaltet werden. Wenn nämlich sehr viele Haushalte in Zukunft dynamische Stromtarife verwenden, und diese nur an den Börsenstrompreis gekoppelt sind, dann birgt das die Gefahr, dass alle Verbraucher und Verbraucherinnen gleichzeitig ihren Strombedarf erhöhen und senken – was aber das Gegenteil des erwünschten Effekts bewirken könnte. In Zeiten mit günstigem Strom – weil im Norden beispielsweise viel Wind weht – sinkt der Börsenstrompreis. Doch nur weil im Norden viel Strom produziert werden kann, heißt es nicht, dass damit dann unbedingt der Bedarf im Süden gedeckt werden kann. Vor allem nicht, wenn alle Verbraucher und Verbraucherinnen im Norden ihren Bedarf auch damit abdecken möchten.

Die Sonne geht hinter Windrädern auf.

Da können also dynamische Netzentgelte Abhilfe schaffen. Die sollten nämlich dann steigen, wenn die lokale Auslastung hoch ist. So wirken zwei Preissignale gleichzeitig: Zum einen signalisiert dann der Börsenstrompreis, ob Strom gerade günstig ist oder nicht; und der Netzentgeltpreis signalisiert gleichzeitig, ob die Auslastung in der Region hoch ist. „In anderen europäischen Ländern sind zeitvariable Netzentgelte längst Realität. Die Bundesnetzagentur und Verteilnetzbetreiber sollten hieran anknüpfen und dynamische Netzentgelte in Deutschland ermöglichen“, sagt Müller dazu.

600 Euro im Jahr an Stromkosten sparen - auch ohne dynamischen Tarif

Damit würden Verbraucher und Verbraucherinnen nicht nur dazu beitragen, dass in Deutschland das Netz klarkommt. Laut Agora Energiewende könnten Haushalte durch solche Stromtarife auch noch richtig viel Geld sparen. So schreiben die Autoren und Autorinnen: „Ein Vier-Personen-Haushalt mit Wärmepumpe kann perspektivisch rund 600 Euro im Jahr sparen. Denn flexible Stromkundinnen und -kunden können ihren Verbrauch – in der Regel automatisiert – besser an Zeiten mit niedrigen Preisen ausrichten. Auch alle anderen Kundinnen und Kunden zahlen weniger und sparen durchschnittlich 1 Cent je Kilowattstunde, was bei einem Vier-Personen-Haushalt inklusive Mehrwertsteuer rund 42 Euro Ersparnis jährlich bedeutet. Zusätzlich profitieren alle von niedrigeren Netzausbaukosten und besser ausgelasteten Netzen.“ Damit könnte auch der Netzausbau langsamer erfolgen, als bisher gefordert, so die Studie.

Ein weiterer Effekt: Durch diese Flexibilisierung des Stromverbrauchs müsste auch seltener auf Stromerzeugung durch Wasserstoffkraftwerke oder andere erneuerbare Gaskraftwerke gesetzt werden. Auch das wird Kunden und Kundinnen finanziell entlasten, da diese Form der Stromerzeugung als recht teuer eingeschätzt wird.

Rubriklistenbild: © Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild

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