Weitreichende westliche Sanktionen
Nato-Land nimmt Putins Schattenflotte ins Visier: Um Russlands Wirtschaft zu schwächen
Eine Schattenflotte hatte westliche Sanktionen beim Ölverkauf behindert. Jetzt sollen neue Sanktionen Russlands Wirtschaft schwächen.
London – Der Kleinkrieg um die westlichen Sanktionen geht in eine neue Runde. Um russische Einnahmen zu schmälern, hatten Industrieländer wie Deutschland, die USA und Frankreich massive Sanktionen auf den Weg gebracht. Zum Teil zielten diese auf Unternehmen oder Personen ab, teils froren die westlichen Staaten einfach Milliarden an russischem Vermögen ein. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte für viele Sanktionen mehr oder weniger wirkungsvolle Gegenmaßnahmen gefunden – auf die der Westen wiederum reagiert. Diesmal traf es die russische Schattenflotte.
Sanktionen gegen Putins Schattenflotte – Öl-Einnahmen für Russlands Wirtschaft sollen sinken
Das Vereinigte Königreich hat zehn russische Schiffe sanktioniert, die Teil der berüchtigten Schattenflotte sein sollen. Das Hauptziel der Flotte: russischen Treibstoff um die Welt zu transportieren. Dabei handelt es sich größtenteils um ältere (und nicht versicherte) Schiffe, die Russland nutzt, um internationale Sanktionen zu umgehen. Russland besitzt sowohl Schiffe innerhalb der Flotte, die Öl transportieren, als auch LNG-Transportschiffe. Das Außenministerium des Vereinigten Königreichs hatte am 11. September von der Sanktionierung berichtet.
„Russland war gezwungen, Geld im Wert von über 8,0 Milliarden US-Dollar auszugeben, um diese Flotte zusammenzustellen“, zitierte Kyiv Independent dazu den UK-Außenminister David Lammy. Durch die Sanktionen sei es den Tankern jetzt unmöglich, Öl aufzuladen, was wiederum dabei helfe, „russische Versuche, die wirtschaftlichen Sanktionen zu umgehen, zu bekämpfen.“
Laut dem Außenministerium waren das nicht die ersten Sanktionen gegen Schiffe der Schattenflotte. Vorher bereits betroffene Schiffe seien dabei gesehen worden, wie sie in Häfen „herumdümpelten“, was wiederum bedeutete, dass sie nicht weiter zu Wladimir Putins Einnahmen beitrugen.
Reaktion auf westliche Sanktionen – Schattenflotte sollte Russland Einnahmen aus Öl bringen
Die Schattenflotte war die Antwort des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf westliche Sanktionen, konkreter: die Ölpreisbremse. Die G7-Länder hatten vor Monaten eine Preisobergrenze für russisches Rohöl festgelegt, die sich auf 60 US-Dollar pro Barrel belief. So funktioniert sie: Jede westliche Firma, die am Transport von russischem Öl beteiligt ist, erhält eine Bescheinigung, dass die Ladung 60 US-Dollar pro Barrel oder weniger kostet. Wenn sie diese Bescheinigung nicht erhalten, dürfen die Unternehmen ihre Dienste nicht anbieten.
Der Gedankengang dahinter scheint simpel: Wenn die Schiffe nicht unter russischer Flagge fahren und auch keine Verbindungen zu Russland haben, könnten die Sanktionen ihnen nichts anhaben. Dank dieser Schiffe konnte Putin weiter Öl verkaufen – unter anderem an Länder, die die westlichen Sanktionen nicht mitgetragen hatten. Die Rolle der Schattenflotte wuchs rasant; allein im Juni 2024 hatten die beteiligten Schiffe Öl im Wert von 3.272 Kilobarrel pro Tag verschifft. Das hatte die Financial Times berichtet. Selbst die „traditionelle“ Flotte stand wesentlich schwächer da. Sie schaffte ein Zehntel davon. Neue Sanktionen sollten das Problem also lösen.
Westliche Länder visieren Schattenflotte an – um Russlands Wirtschaft zu schwächen
Das Beispiel der Schattenflotte zeigt den Sanktionen-Kleinkrieg, der neben den Kampfhandlungen in der Ukraine tobt. Die USA hatten die Schiffe bereits mit neuen Sanktionen anvisiert und unter anderem das russische Unternehmen Sovcomflot auf die schwarze Liste gesetzt, eine Reederei, die sich auf den Transport von Erdöl und Flüssigerdgas konzentriert hatte. Im Juli hatte es noch Anzeichen dafür gegeben, dass Wladimir Putin seine Schattenflotte erweitern wollte.
Angeblich hatten mysteriöse Käufer und Unternehmen mit nicht bestätigten Verbindungen zu Russland eine Anzahl von Schiffen erworben, die LNG transportieren konnten. Die USA haben auch darauf bereits reagiert und – anstatt der Gesellschaften – direkt einzelne Schiffe sanktioniert, in der Hoffnung, Putins Einnahmen zu schmälern. Einige der nordischen Länder suchen wiederum nach Möglichkeiten, um Schiffen, die russisches Öl transportieren, die Durchfahrt durch wichtige Gewässer zu verwehren.
Öl ist traditionell eines der wichtigsten Exportgüter Russlands. Bereits in Zeiten der Sowjetunion hatte das Land seine Produktion drastisch hochgefahren. Zuletzt waren die Einnahmen des Kreml aus dem Export von fossilem Treibstoff um fünf Prozent eingebrochen.
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