IW-Studie
Bald fehlen 728.000 Fachkräfte: In diesen Branchen ist der Mangel am größten
Die Fachkräftelücke beträgt derzeit 570.000. In den kommenden drei Jahren wird die Lücke noch größer – trotz Migration.
Immer mehr Branchen klagen über den Fachkräftemangel; Politiker adressieren das Thema über Parteigrenzen hinweg, hunderttausende Stellen sind offen. Wie ernst ist das Problem? Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat vor kurzem eine neue Studie vorgelegt, die konkrete Zahlen nennt.
Im Jahr 2027 fehlen in Deutschland 728.000 Fachkräfte
Die Forscher des IW untersuchten die Entwicklung von 1300 Berufen bis 2027. Das Ergebnis: In etwas mehr als zwei Jahren fehlen in Deutschland demnach 728.000 Fachkräfte. Zum Vergleich: 2023 betrug die Fachkräftelücke 570.000. Am stärksten betroffen ist der Verkauf, wo es 2027 rund 37.000 offene Stellen geben werde. Dahinter folgen Kinderbetreuung und -erziehung, die Sozialarbeit sowie Gesundheits- und Krankenpflege (siehe Grafik). Der Fachkräftemangel betrifft alle Regionen Deutschlands. Allein in Oberbayern fehlen 2027 41.000 Fachkräfte – eine ganze Kleinstadt.
Fachkräftestudie: „Zuwanderung gleich Alterung aus“
Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft liegt die Lösung in der Migration. „Zuwanderung gleich Alterung aus“, heißt es in der Studienerklärung. „Zwar gehen infolge des demografischen Wandels bis 2027 voraussichtlich jährlich 283.000 Beschäftigte mehr in Rente als nachrücken. Setzt sich der aktuelle Trend jedoch fort, werden bis dahin auch 285.000 Menschen jährlich aus dem Ausland in den Arbeitsmarkt einwandern.“
Der Ökonom Alexander Burstedde war an der Studie beteiligt. Er forscht seit Jahren zur Fachkräftesicherung und sagt unserer Redaktion: „Ohne Zuwanderung werden die Unternehmen künftig mit noch weniger Fachkräften auskommen müssen.“ Die Folgen: „Dann kommt die Bahn noch später, der Supermarkt wird seltener beliefert und es wird noch schwieriger einen Pflegeplatz zu bekommen.“
Und weiter: „Weniger Beschäftigte würden weniger Steuern zahlen und Staatsausgaben müssten gekürzt werden.“ Der Wissenschaftler ist überzeugt: „Um unseren Wohlstand zu halten, muss die Politik mehr qualifizierte Zuwanderung ermöglichen und die Menschen im Land diese mit offeneren Armen empfangen.“
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