Folgen für Russlands Wirtschaft
Verluste-Serie bei Putins Flaggschiff setzt sich fort – wichtige Branche unter europäischem Beschuss
Der russische Energiesektor hat viele Rückschläge erlitten. Russlands staatlicher Gasriese ist ebenfalls betroffen. Grund sind nicht nur westliche Sanktionen.
Moskau – Der russische Gastitan Gazprom macht derzeit Schlagzeilen – mit Vorkommnissen, die weder dem Unternehmen noch Russlands Wirtschaft in die Karten spielen. So hat der staatliche kontrollierte Gasriese laut der russischen Agentur Interfax im Jahr 2024 nach russischen Rechnungslegungsstandards einen Nettoverlust von 1,076 Billionen Rubel (12,89 Milliarden US-Dollar) verzeichnet.
Verluste für Gastitan Gazprom – Tochterfirma will Öl-Produktion ankurbeln
Der Verlust ist hauptsächlich auf einen Rückgang des Marktwerts der Aktien von Gazprom Neft (SIBN.MM) zurückzuführen, der Tochtergesellschaft von Gazprom, dem fünftgrößten Mineralölunternehmens Russlands. Gazprom Neft am Dienstag, dem 18. März, gab Gazprom Neft bekannt, seine Ölproduktion ab April zu steigern. Dies entspricht den Richtlinien des OPEC+ Abkommens, wie der Unternehmensleiter am Dienstag mitteilte.
Der Vorstandsvorsitzende Alexander Djukow erklärte zudem, dass Gazprom Neft nicht beabsichtigt, die Ölraffination im Jahr 2025 zu reduzieren, nachdem das Unternehmen 2024 ein Rekordjahr bei den Raffineriemengen verzeichnet hat. Neben der Aufrechterhaltung des Raffinerievolumens plant Gazprom Neft auch, seine Investitionen im Jahr 2025 zu erhöhen, wie Djukow bekannt gab. Dies ist ein strategischer Schritt, um angesichts der Sanktionen die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens zu stärken.
Sanktionen schwächen Russlands Wirtschaft – und wichtigen Sektor
Westliche Sanktionen haben den Energiesektor in Russland geschwächt. Die neuen Verluste von Gazprom versetzt der Branche einen weiteren Schlag. Im Frühjahr 2024 berichtete das Unternehmen einen Nettoverlust von 629 Milliarden Rubel (umgerechnet 6,4 Milliarden Euro). Russische Medien hatten vom ersten Nettoverlust seit 1999 berichtet. Auslöser waren mitunter die ausbleibenden europäischen Einkäufe russischen Gases, sogar wichtige Handelspartner wollen Abstand von russischem Gas nehmen. Seit dem Ukraine-Krieg hat die EU den Import weitestgehend eingestellt und Alternativquellen aufgebaut. Einige EU-Länder hängen jedoch noch an Russlands Gas.
Hinzu stürzte der Aktienkurs von Gazprom im Dezember auf einen neuen Tiefststand. Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RBC erreichte der Kurs der Gazprom-Aktie am Dienstag mit 106,1 Rubel den niedrigsten Stand seit Januar 2009. Am Mittwoch war der Aktienkurs weiter auf 105,75 Rubel gefallen.
Gazprom hatte bereits auf die schweren finanziellen Verluste reagiert und angekündigt, rund 1.600 Mitarbeitern zu kündigen. Betroffen ist davon vorrangig das Hauptquartier in Sankt Petersburg. Mehrere Medien hatten berichtet, darunter Kyiv Independent. Der Konzern habe neben den Verlusten mit einer schwindenden Marktmacht in Europa zu kämpfen. Per Brief habe Deputy CEO Elena Ilyukhina vom Gazprom-Chef Alexei Miller verlangt, die Belegschaft im Hauptquartier von 4.100 auf 2.500 zu reduzieren. Kostenoptimierungen seien notwendig. Der Grund: „Herausforderungen, die auf die Gazprom-Gruppe zukommen“.
Gazprom leidet nicht nur wegen Sanktionen – wichtiges Abkommen schränkt Gasverkäufe ein
Zum Jahresende 2024 lief zudem ein wichtiger Gasliefervertrag zwischen Gazprom und einem ukrainischen Betreiber aus. Die Folge: Russland darf kein russisches Gas mehr durch ukrainische Pipelines in die EU durchleiten. Das beeinflusst direkt die Gasversorgung in einige europäische Länder, die sich noch nicht von russischem Gas hatten lösen können. Unter anderem sind davon Österreich, die Slowakei und Ungarn betroffen. In der abtrünnigen Region Transnistrien, welche nicht von Moldau anerkannt wird, gab es nach Ende des Transitabkommens massiven Energiemangel.
Rubriklistenbild: © Der russische Präsident Wladimir Putin
