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Es hakt bei Alternativen

„Es ist vorbei“: Ukraine plant, russisches Gas nicht mehr zu befördern – doch sind die Alternativen besser?

Einige EU-Staaten sind allerdings noch auf russisches Gas angewiesen. Putin nutzt dies anscheinend aus. Aber sind die anderen Optionen überlegen?

Kiew – Aus für russisches Gas? Anders als etwa Deutschland werden die EU-Staaten Österreich, Ungarn und die Slowakei weiterhin über die Ukraine mit russischem Pipeline-Gas beliefert. Ukrainische Unternehmen hatten Ende 2019 einen entsprechenden Vertrag für fünf Jahre mit dem russischen Gazprom-Konzern geschlossen. Nun macht Präsident Wolodymyr Selenskyj deutlich: Eine Vertragsverlängerung wird es nicht geben. Alternativen zum russischen Gas stehen zur Debatte – doch Experten betrachten sie teilweise mit Skepsis.

Ukraine will kein russisches Gas mehr durchleiten – Kritik aus Moskau

„Es ist vorbei“ hatte der ukrainische Präsident Selenskyj am Dienstag (27. August) angekündigt. Selenskyj bezieht sich dabei auf das Transitabkommen zwischen dem ukrainischen Energieversorger Naftogaz und dem russischen Staatskonzern Gazprom. Dieses Abkommen läuft zum Ende des Jahres 2024 aus.

Krieg belastet ukrainische Wirtschaft immer mehr – Riesige Kosten für Wiederaufbau

Aus Moskau kommt scharfe Kritik an dem Statement Selenskyjs. „Eine solche Entscheidung der Ukraine wird den Interessen der europäischen Verbraucher, die weiterhin russisches Gas kaufen wollen, ernsthaft schaden“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch (28. August). „Sie werden einfach viel mehr bezahlen müssen, was ihre Industrie weniger wettbewerbsfähig machen wird.“ Russland könne aber, falls Kiew das Abkommen nicht verlängern sollte, alternative Routen finden, wie zum Beispiel den geplanten türkischen Gashub. Wie stark der von Russland thematisierte Preisschub ins Gewicht fallen würde, ist allerdings unklar. 

Folgen für Russlands Wirtschaft? Ukraine will Putins Gas nicht durchleiten – Alternativen in Aussicht

Unter anderem aufgrund der Kursk-Offensive wuchs in letzter Zeit die Sorge um die europäische Gasversorgung. Berichten zufolge ist die Ukraine erfolgreich in Sudscha vorgestoßen, wo die letzte Gasstation liegt, über die weiter Gas aus Russland über die Ukraine nach Europa fließt. Was passiert also künftig mit den EU-Staaten, die derzeit noch russisches Gas importieren?

Die meisten Empfänger von russischem Gas über die Ukraine haben sich unabhängig von Kursk darauf vorbereitet, dass die Gaslieferungen Ende dieses Jahres eingestellt werden, wenn das Transitabkommen zwischen der Ukraine und Russland ausläuft. So ist Österreich optimistisch, was Ausweichmöglichkeiten angeht. „Eine Versorgung Österreichs und die Befüllung der Gasspeicher ohne russisches Gas ist daher bereits jetzt mit der bestehenden Infrastruktur und Importen aus Deutschland und Italien möglich“, teilte das österreichische Klimaschutzministerium bereits unserer Redaktion mit. Dass Österreich bislang nicht auf russisches Gas verzichtet, liegt an einem noch lange gültigen Vertrag. Der Rohstoff- und Petrochemiekonzern OMV ist bis 2040 an Lieferungen von Gazprom gebunden.

Kein Gas mehr aus Russland nach Europa – Skepsis gegenüber Alternativen

Zur Diskussion steht derzeit der Vorschlag, dass die Ukraine Gas aus Aserbaidschan durchleiten könnte, statt Gas aus Russland, wenn das Abkommen ausläuft. Bereits im Juni berichtete Politico, dass europäische Vertreter laut Aussage eines hohen Beamten aus Aserbaidschan auf das Land mit dem Vorstoß zugekommen sind. Doch dieser Vorschlag stößt auch auf Skepsis.

So sind sich einige Experten noch nicht sicher, ob Aserbaidschan genug Gas haben wird, um Europa ausreichend zu versorgen. „Die Gasproduktion Aserbaidschans ist nicht sehr groß. Das Land hat einen großen Bedarf an inländischem Gas und exportiert bereits Gas nach Georgien, in die Türkei und nach Europa“, sagte Aura Sabadus von der European Policy Analysis (CEPA), gegenüber der Deutschen Welle.

Gas aus Aserbaidschan statt aus Russland – profitiert am Ende Russlands Wirtschaft?

Zudem gibt es die Befürchtung, dass es sich bei der Idee des Transits um eine „Täuschungstaktik“ handeln könnte. Russisches Gas könnte unter dem Deckmantel aserbaidschanischer Lieferungen nach Europa gelangen, befürchtet Mykhailo Honchar, Leiter der in Kiew ansässigen Denkfabrik Strategy XXI.

Laut Honchar könnte hinter dem Vorschlag ein Plan zugunsten des Kremls stecken. Aserbaidschan ist an die russischen Pipelines angebunden und könnte sein Gas so künftig über Russland und die Ukraine nach Europa liefern. „Die Gelder, die ein mit Gazprom verbundenes Unternehmen mit europäischer Registrierung erhält, fließen nicht nach Russland, sondern bleiben in der Europäischen Union“, zitierte die Ukrainska Pravda Honchar. „Diese Gelder können für den Kauf verschiedener wichtiger Ausrüstungen und Materialien verwendet werden, die Moskau für die Herstellung von Raketen und Präzisionswaffen benötigt.“

Diskussion über russisches Gas: EU käme auch ohne Putins Gas zurecht

Europa ist in der Frage, ob man weiterhin russisches Gas beziehen sollte, deutlich gespalten. Zu Beginn des Jahres 2024 hatte die EU noch 18 Prozent ihres Gases aus Russland importiert. „Die EU hat wirklich gute Arbeit geleistet, ihre Abhängigkeit von Erdgas insgesamt zu verringern und gleichzeitig ihre LNG-Lieferungen auch ins Herkunftsland zu diversifizieren“, sagte Energieexpertin Prof. Svetlana Ikonnikova bereits im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. Doch die EU müsse weiterhin in die Infrastruktur investieren.

Laut einer DIW-Studie könnte es allerdings der EU langfristig gelingen, auch ohne russisches Gas auszukommen. Selbst wenn die Nachfrage in der Europäischen Union bis zum Jahr 2030 hoch bliebe, wäre ein vollständiger Verzicht auf Erdgas aus Russland möglich, heißt es in der Studie. (bohy)

Rubriklistenbild: © IMAGO / ZUMA Press Wire

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