Infrastruktur
Energiepreise: Kunden zahlen bis zu 37 Prozent mehr - nur für Netzentgelte
Eigentlich müssen die Nutzungsentgelte für Strom und Gas „transparent und angemessen“ kalkuliert sein. Doch 2022 sind die Preise stark gestiegen. Das wirft Fragen auf.
Berlin – Strom- und Gaspreise sind zuletzt deutlich gestiegen. Doch ein Aspekt ging dabei ziemlich unter. Denn seit 2022 haben auch die sogenannten Netznutzungsentgelte einen gewaltigen Sprung gemacht – in manchen Regionen um fast 40 Prozent. Wie sich diese Anhebungen begründen lassen, ist nicht wirklich klar.
Kunden zahlen teilweise bis zu 150 Euro mehr
Wie das Vergleichsportal Check24 mitteilt, sind die Netzentgelte für Gas zwischen 2022 und 2023 um durchschnittlich 20 Prozent gestiegen, für Strom um rund 17 Prozent. Dabei gibt es erhebliche regionale Unterschiede. So zahlen in Brandenburg die Stromverbraucher 37 Prozent mehr als im Vorjahr, in Hamburg sind es die Gasverbraucher, die einen so deutlichen Anstieg erleben: 36 Prozent mehr als 2022.
Ein Musterhaushalt mit einem Stromverbrauch von 5000 kWh im Jahr zahlt im Schnitt also 62 Euro mehr allein wegen gestiegener Netzentgelte. Für Gas zahlt ein Durchschnittshaushalt mit 20.000 kWh Jahresverbrauch 65 Euro mehr. Je nach Region können die Mehrkosten zwischen 24 und bis zu 158 Euro mehr für die Netzentgelte sein.
Warum steigen diese Preise aber so deutlich an? Laut Bundesnetzagentur müssen die zuständigen Unternehmen „transparent und angemessen“ kalkulieren, wie sie zu ihren Entgelten kommen.
Wie werden Strom- und Gaspreise zusammengestellt?
Die Preise für Strom und Gas werden aus unterschiedlichen Faktoren zusammengestellt. Zum einen gibt es den Preis für die eigentliche Energiebeschaffung, der macht laut Bundesnetzagentur beim Strom gerade mal 25 Prozent der Kosten aus. Dazu kommen noch Steuern und Abgaben, und die Netzentgelte. Sie betragen rund 21,5 Prozent des Endpreises, spielen also eine wichtige Rolle.
Das Nutzungsentgelt ist der Preis, den jeder Nutzer und jede Nutzerin zahlen muss, um vom Strom- oder Gasnetz versorgt zu werden. „Ähnlich wie eine Briefmarke als Porto für einen entfernungsunabhängigen Versand berechtigt“, erklärt es die Bundesnetzagentur. Es wird von den Unternehmen festgelegt, die das Netz betreiben. Da die Netzbetreiber ein Monopol haben, werden die Preise, die sie festlegen, von einer Behörde reguliert. Sie legt eine „Erlösobergrenze“ fest, damit die Betreiber nicht völlig unkontrolliert Geld einfordern. Einmal im Jahr müssen die Betreiber mitteilen, wie hoch die Entgelte für das Folgejahr ausfallen werden.
„Black Box“ Entgelte
Doch wie genau sich das Entgelt wirklich zusammensetzt, bleibt unklar. Ein Sprecher des Vergleichsportals Verivox nennt sie eine „Black Box“. Es gebe zwar schon bestimmte nachvollziehbare Aspekte, weshalb die Entgelte immer steigen – und im vergangenen Jahr besonders stark. „Zum Beispiel sind ja immer Investitionen nötig, um die Netze instand zu halten“, so der Sprecher. Auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien kostet Geld, das ist klar. Aber eine zufriedenstellende Erklärung für einen derartigen Anstieg der Kosten kann auch er nicht liefern.
Im Monitorringbericht der Bundesnetzagentur für 2022 wird teilweise erklärt, warum der Anstieg so hoch ausfällt. Darin heißt es: „Gründe sind u.a. steigende vorgelagerte Netzkosten in den Regelzonen Amprion und TransnetBW, Investitionen in die Netze, steigende Personalzusatzkosten bei vielen Netzbetreibern sowie steigende Kosten für die Beschaffung von Verlustenergie aufgrund gestiegener Börsenstrompreise.“
Doch wie genau alle diese Punkte berechnet werden, bleibt weiterhin offen. Auch wird nicht erklärt, wie die Behörde die Zusammenstellung der Kosten überprüft. Klar ist nur: Die Entgelte werden in Zukunft weiter steigen. Und die Kunden werden das bezahlen müssen.
Rubriklistenbild: © Sina Schuldt/dpa
