Pleite nach Expansion
Trotz großer Pläne: Traditionsunternehmen nach fast 150 Jahren insolvent
Nächstes Jahr sollte das Unternehmen den 150. Geburtstag feiern. Doch nun droht das Aus: Das Familienunternehmen Ottensmeier Elektrotechnik ist insolvent.
Halle – Die Betreiber des Elektrohändlers Ottensmeier Elektrotechnik aus Halle in Nordrhein-Westfalen haben beim Amtsgericht Bielefeld Insolvenz angemeldet, das Verfahren ist nun eröffnet. Ein Schritt, der kurz nach der Expansion des Unternehmens kam.
Familienunternehmen Ottensmeier Elektrotechnik ist insolvent
Der Elektriker spezialisiert sich auf Elektroinstallation aller Art und arbeitet mit Herstellern wie Miele, Bosch und Siemens zusammen. Im Jahr 1875 ging Ottensmeier an den Start. Seitdem ist die Firma in Familienbesitz und wird heute von Christian Ottensmeier geführt.
Im Jahr 2019 hatte das Unternehmen noch große Pläne: Eine Verlegung in ein größeres und besser gelegenes Ladenlokal in Halle, eine neue Werkstatt und der Schwerpunkt auf Elektro- und Gebäudetechnik (Smart-Home). Das berichtete das Westfalen-Blatt. Mit diesem Schritt habe Ottensmeier seine bisherige Fläche fast vervierfacht.
Zukunft nach Insolvenz ungewiss: Ohne Investor keine Weiterführung des Betriebs
Wie geht es während des Insolvenzverfahrens für Ottensmeier Elektrotechnik weiter? Der Betrieb werde trotz der Insolvenz „erst einmal ganz normal weiterlaufen“, sagt der Rechtsanwalt Alexander Henz der Neuen Westfälischen. Henz ist für die Insolvenzverwaltung von Ottensmeier Elektrotechnik verantwortlich.
Es ist aber noch unklar, wie sich der Betrieb langfristig weiterentwickelt: „Da müssen wir bestimmt noch vier Wochen abwarten“, sagt Rechtsanwalt Henz. Allerdings ist es nach dem derzeitigen Stand ausgeschlossen, dass Ottensmeier auf eigenen Füßen weiter stehen kann. Das Wichtigste ist nun, dass ein Investor gefunden wird.
Prognose im Rekord-Jahr 2024: Über mehr als 30 Prozent an Pleiten zu erwarten
Die Experten und Insolvenzverwalter sind sich einig: So schnell wird die wirtschaftliche Lage in Deutschland keinen Aufschwung erleben. Insolvenzverwalter Dirk Andres sagte in einem Gespräch mit der Wirtschaftszeitung Handelsblatt, dass ein weiterer Anstieg an Insolvenzen zu erwarten sei. Besonders betroffen ist der Einzelhandel – wie es auch bei der betroffenen Firma Ottensmeier Elektrotechnik der Fall ist.
Besonders düster ist die Prognose von Jonas Eckhardt, Partner bei der Restrukturierungsberatung Falkensteg. „Wir dürften 2024 über 30 Prozent mehr Insolvenzen sehen“, sagte er zum Handelsblatt. „Die echten Auswirkungen der Multikrisen aus 2023 werden wir erst im neuen Jahr in den Insolvenzzahlen sehen“, führt er weiter aus.
Auch Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung am IWH, schließt aus den Folgen der Krisen aus den letzten Jahren: „Es handelt sich um eine Mischung aus Nachholeffekt aus der Pandemie und derzeitigen wirtschaftlichen Problemen.“ Das teilt er gegenüber MDR mit. Eine Besserung der Situation in den kommenden Monaten könne er sich nicht vorstellen. Er führt weiter aus, dass sich die derzeitigen wirtschaftlichen Probleme in diesem Jahr wahrscheinlich auch nicht signifikant verbessern werden.
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