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E-Autos und Handelskonflikte

Autoindustrie in Gefahr: „Regionen versuchen, Deutschland sein Exportmodell wegzunehmen”

Elektroautos am Containerterminal in Bremerhaven: E-Mobilität ist für die Exportnation Deutschland eine riesige Herausforderung
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Elektroautos am Containerterminal in Bremerhaven: E-Mobilität ist für die Exportnation Deutschland eine riesige Herausforderung.

Die erfolgsverwöhnte deutsche Autoindustrie steuert durch stürmische See: Die geopolitische Lage und Diskussionen um das Verbrennerverbot setzen ihr zu.

München - Die Herausforderungen im Automobilsektor sind innerhalb weniger Jahre gewachsen: Als Herzstück der deutschen Industrie ist die hiesige Branche erfolgsverwöhnt, doch mehrere Probleme bereiten den Unternehmen Kopfzerbrechen.

Da wäre zum einen die Antriebswende weg von Verbrennungsmotoren hin zu Elektroautos. Ein weiterer Faktor der Spannungen zwischen Wirtschaft und Politik: die mutmaßlich schwerwiegenden Auswirkungen von Handelskonflikten.

Elektroautos: Europa wird bei Investitionen der Rang abgelaufen

Rund um den Europawahlkampf herrscht eine skeptische Stimmung gegenüber Elektromobilität. Das trägt nach Meinung von Experten dazu bei, dass der Industriestandort Europa weiter an Bedeutung verliert. Denn schon länger verlagern sich viele Investitionen in die Entwicklung und Fertigung von E-Autos zunehmend in Länder wie die USA. 

Einen Überblick gibt die Lobbyorganisation Transport & Environment (T&E) aus Brüssel: Laut einer Studie wurden in Übersee in den vergangenen drei Jahren deutlich mehr Investitionen in die Entwicklung und Infrastruktur von E-Autos getätigt: Projekte im Wert von 97 Milliarden Euro wurden angekündigt, in Europa dagegen “nur” 70 Mrd. Dahinter liegt China mit 51 Milliarden Euro, verfügt den Angaben zufolge jedoch bereits über eine größere E-Auto-Industrie mitsamt Rohstoffförderung und passender Infrastruktur.

Autobranche investiert in den USA - Deutschland in Europa auf Platz zwei

Maßgeblich für die Verlagerung europäischer Kapazitäten in die USA ist der Inflation Reduction Act, der die amerikanische Industrie mit Milliardengeldern fördert. Auf dem eigenen Kontinent liegt Deutschland auf Platz zwei: Großbritannien führt mit geplanten Investitionen von 26 Milliarden Euro, gefolgt von der Bundesrepublik (13 Mrd.) und Spanien (zehn Milliarden).

Doch die Investitionen in Europa könnten noch schrumpfen, da die Unsicherheit über den politischen Kurs die Pläne der Industrie beeinflusst: „Uns bricht die Elektromobilität und damit die Autoindustrie der Zukunft zusammen“, zitiert Welt den Experten Ferdinand Dudenhöffer.

Was die deutsche Wirtschaft noch belastet, sind die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs:

Außerdem kritisiert der deutsche “Autopapst”: „Der Grund sind nicht die Autobauer, sondern die Politiker. Mit ihrem Hin und Her und der unseligen Diskussion um das Verbrennerverbot zerstören sie den Aufbau der E-Mobilität.“ 

E-Autos oder Technologie-Offenheit? BMW auf der Erfolgsspur

Das Verbrennerverbot als Wahlkampfthema stößt auch T&E Deutschland bitter auf: „Die FDP will das Verbrenner-Aus mit Scheinlösungen wie E-Fuels verwässern und Friedrich Merz ist mit populistischer Rhetorik in die Debatte eingestiegen“, kritisiert Geschäftsführer Sebastian Bock. Er fordert, dass Deutschland auch in Zukunft zu den führenden Standorten der Autoindustrie zählen muss und dafür Planungssicherheit von der Politik benötigt. Allerdings bekennen sich auch die USA und China nicht ausschließlich zur E-Mobilität, sondern halten sich mehrere Antriebstechnologien offen. 

In Deutschland könnte es versäumt worden sein, die Autokäufer mitzunehmen: Der Anteil reiner E-Autos (BEV) an den Neuzulassungen lag im Mai 2024 laut dem Kraftfahrt-Bundesamt bei 12,6 Prozent – ein Rückgang von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das dürfte jedoch nicht nur an der unsicheren Gemengelage liegen, sondern auch an fehlenden, bezahlbaren E-Autos.

Neben Verlierern gibt es jedoch auch Gewinner: Laut einer Auswertung der Autovista Group sank der E-Auto-Absatz von Volkswagen in Europa im ersten Quartal 2024 um 19 Prozent, bei Tesla acht Prozent. BMW dagegen konnte seine E-Auto-Verkäufe um satte 43 Prozent steigern.

Was die deutsche Autoindustrie noch bedroht: Handelskonflikte

Die zweite bedrohliche Komponente für Deutschlands Autoindustrie sind Handelskonflikte. Besonders das angespannte Verhältnis zu China aufgrund der EU-Ermittlungen über Strafzölle sind eine Belastung.

Deutsche Autohersteller wie BMW warnen vor den Folgen möglicher Strafzölle der EU gegen China - und fürchten empfindliche Gegenmaßnahmen.

Denn keine zweite europäische Nation verbucht in China derart lukrative Absatzzahlen, wie Autobauer aus Deutschland. Mögliche Gegenmaßnahmen aus dem Reich der Mitte sind unlängst angekündigt worden. Es empfiehlt sich offenkundig also nicht, in den US-Protektionismus einzuklinken und gegenüber China die Zügel anzuziehen.

VDA: “Exportnation Deutschland in der EU mächtig unter Druck”

„Uns bereitet die generelle Tendenz hin zu mehr Protektionismus Sorgen: Zölle ziehen Zölle nach sich”, erklärt VDA-Präsidentin in einem Interview der Rheinischen Post. Die 56-Jährige führt aus, dass rund 70 Prozent der heimischen Arbeitsplätze der Autoindustrie am Export hängen. „Die Exportnation Deutschland gerät in der EU mächtig unter Druck“, schildert die Vorsitzende, nimmt aber auch die hiesige Politik ins Visier.

Müller fordert, die deutsche Politik müsse bei der EU energischer für die Interessen der heimischen Industrie auftreten: „Sie (die Bundesregierung, d. Red.) verhandelt in Brüssel häufig gar nicht oder zu spät in unserem Interesse.”

Autoindustrie: Konkurrenz will Deutschlands Exportmodell kopieren

Zudem fordert sie - und das hat auch mit der Herausforderung E-Autos zu tun -, dass Optionen wie E-Fuels für die Zukunft nicht verbaut werden: „In Zeiten von Transformation muss man mehrere Technologien offenhalten.“ Die internationale Konkurrenz sei härter denn je, und „Regionen versuchen, Deutschland sein Exportmodell wegzunehmen.”

In Deutschland ist BMW ein Paradebeispiel dafür, dass man Erfolg haben kann, obwohl oder auch weil man nicht alles auf die Karte E-Mobilität setzt. Auch die Konzerne Stellantis und Renault verschreiben sich noch länger der Technologie-Offenheit und investieren neben Stromern in effiziente und emissionsarme Verbrennungsmotoren.

Handelskonflikt: Deutsche Autoindustrie wegen EU-Ermittlungen in Sorge

Angesichts der Spannungen hat sich derweil das Geschäftsklima in der deutschen Automobilindustrie deutlich verschlechtert. Der Ifo-Indikator fiel von minus 2,4 Punkten im April auf minus 8,6 Punkte, erklärte das Münchner Ifo-Institut in München. Demnach beurteilten die befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage erstmals seit Herbst 2022 negativ. 

Für das zweite Halbjahr 2024 bleiben die Autohersteller und ihre Zulieferer pessimistisch. Der Grund laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa): Eine Reaktion aus China auf den Handelskonflikt bei Elektroautos mit Europa und den USA könnte die deutschen Autobauer empfindlich treffen. (PF)

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