Für „niemanden eine gute Nachricht“
Handelsstreit erreicht neues Level – EU denkt über zusätzliche Zölle gegen USA nach
Die EU und die USA ziehen neue Zölle in Betracht. Deutsche Pharma-Produkte könnten unter anderem betroffen sein. Airbus schaltet sich ein.
Brüssel – Angeblich plant die Europäische Union (EU), neue Zölle auf US-Waren im Wert von 100 Milliarden Euro zu erheben. Die Bedingung: Es kommt bei den Handelsgesprächen zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Das hatte die Agentur Bloomberg News berichtet. Die geplanten Vergeltungsmaßnahmen sollen den Mitgliedstaaten demnach am Mittwoch erläutert werden. Die Konsultationen werden im Anschluss nach Angaben aus EU-Kreisen voraussichtlich einen Monat dauern, bevor die Liste endgültig festgelegt wird.
Neue Zölle auf EU-Waren – Trump könnte Pharma-Produkte verteuern
Im Gegenzug könnten auch die USA neue Zölle auf EU-Produkte legen. Konkret geht es hier um pharmazeutische Produkte. US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, innerhalb der nächsten zwei Wochen einen entsprechenden Schritt zu gehen. Außerdem will er nach Reuters-Informationen eine Anordnung unterzeichnen, die die Genehmigung von pharmazeutischen Anlagen in den USA verkürzen soll. Der für die Gesundheitsbehörde FDA zuständige Kommissar Marty Makary sagt bei der Unterzeichnung, die FDA werde pharmazeutische Anlagen im Ausland unangekündigt inspizieren, um die Aufsicht stärker an die der USA anzugleichen.
Bei pharmazeutischen Produkten steht auch Deutschland in Trumps Fadenkreuz. Im Jahr 2023 exportierte Deutschland Impfstoffe, Blut und Toxine im Wert von über zwölf Milliarden US-Dollar in die USA. Deutschlands Exporte von abgepackten Medikamenten erreichten einen Wert von 8,3 Milliarden Euro. Trump-Zölle auf Pharma-Produkte würden auch China, Japan und Belgien als Importeure betreffen, wie Zahlen des Observatory of Economic Complexity zeigen.
EU-Zölle gegen Boeing – Handelskrieg für „niemanden eine gute Nachricht“
Zuletzt hatte sich auch der Chef des europäischen Flugzeugbauers Airbus für neue EU-Zölle ausgesprochen. Diese sollten seiner Meinung nach den US-Flugzeughersteller Boeing treffen. Der Airbus-Chef will so auf die zehnprozentigen US-Zölle reagieren, die auf europäischen Flugzeugen liegen. Er hofft jedoch, dass die Zölle danach wieder „auf null gesetzt“ würden. Das hatte Guillaume Faury der Nachrichtenagentur AFP erklärt.
Faury verwies auf einen Streit zwischen der EU und den USA vor fünf Jahren in der Welthandelsorganisation. Damals hatte Europa als Reaktion auf US-Zölle seinerseits höhere Einfuhrabgaben erhoben. Nach diesem Kräftemessen seien die Zölle anschließend wieder aufgehoben worden. Genau daran müsse sich die EU auch diesmal orientieren.
Ein Handelskrieg sei für „niemanden eine gute Nachricht“. Allerdings ging der Chef von Airbus davon aus, dass Boeing „wahrscheinlich“ stärker davon betroffen wäre. Er zeigte sich daher zuversichtlich, dass die Situation sich „normalisieren“ werde. (Laernie mit Agenturen)
Rubriklistenbild: © IMAGO / MediaPunch
