Trendwende in Sicht?
Habecks „großartige“ Werbetour: Die Wärmepumpen rollen wieder vom Band
Die Wärmepumpenindustrie war zuletzt durch die Zweifel ihrer Kunden beunruhigt. Der Absatz war im vergangenen Jahr zurückgegangen. Doch nun könnte sich eine Kehrtwende abzeichnen.
München – Die Wärmepumpenbranche hatte zuletzt noch weniger freudvolle Nachrichten zu verkünden. Nach den zähen und teils kontroversen Debatten um das sogenannte Heizungsgesetz aus dem vergangenen Jahr hatte sich eine tiefe Verunsicherung bei Verbraucher und Verbraucherinnen breit gemacht. Der Absatz der Wärmepumpen, für den eigentlich ein Boom prognostiziert worden war, brach in sich zusammen.
Wärmepumpen-Absatz bricht ein – Habeck macht Werbung bei der Sommerreise
Bis heute hat sich der Markt nur schleppend erholt. Von den vorgegebenen 500.000 Wärmepumpen pro Jahr, die Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gerne sehen würde, ist man noch weit entfernt. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) erwartet ein Absatz von 200.000 Geräten in diesem Jahr. In der ersten Jahreshälfte wurden lediglich 90.000 Wärmepumpen verkauft, so der Verband Ende Juli.
Habeck hat es sich daher auf seiner Sommerreise im August nicht nehmen lassen, bei einem großen deutschen Wärmepumpenhersteller Halt zu machen und für die Technologie zu werben. Am 12. August besuchte er Stiebel Eltron im niedersächsischen Holzminden. „Die Wärmepumpe sorgt dafür, dass der Wert von Gebäuden zunimmt. Eine Wärmepumpe spart Geld“, warb Habeck dort. Das Unternehmen nutzte die Gelegenheit, um nochmal auf die Lage der Branche hinzuweisen. Die Firma werde aufgrund des Absatzrückgangs um einen Stellenabbau vermutlich nicht herumkommen, sagte Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Stiebel während des Ministerbesuchs.
Trendwende bei der Wärmepumpe? Habeck-Reise lässt Interesse wohl steigen
Doch nun scheint es eine Trendwende zu geben. Wie der Tagesspiegel berichtet, habe sich das Interesse an der Wärmepumpe bei Stiebel Eltron seit Habecks Besuch „deutlich“ erhöht, wie ein Unternehmenssprecher sagte. „Unsere Wärmepumpen-Startseite verzeichnete beispielsweise ein Zugriffs-Plus von 120 Prozent“, sagte der Sprecher der Zeitung zufolge. Internetseiten mit konkreten Angeboten für den Heizungstausch hätten sogar steigende Nutzerzahlen in Höhe von 168 Prozent.
Wie der Geschäftsführer von Stiebel Eltron, Kai Schiefelbein, dem Berliner Medium weiter sagte, sei man dankbar für den Besuch des Ministers, da er dadurch Vorurteile abgebaut habe. „Wir begrüßen die Aufklärungsarbeit, die mit der Pressereise verbunden wurde und erfolgt ist“.
Wärmepumpen-Verkauf geht aufwärts – seit Jahresbeginn immer mehr Anträge
Auf Anfrage von IPPEN.MEDIA konnte der Heizungsbauer Vaillant zwar einen grundsätzlichen Interessensanstieg bestätigen. So seien bei der Förderbank KfW im Juni 13.000 Anträge positiv bearbeitet worden, verglichen mit 9000 im Mai und 7600 im April. Allerdings sei es „zum jetzigen Zeitpunkt“ nicht möglich, ein erhöhtes Interesse durch die Reise des Ministers zu erkennen. „Ein möglicher Effekt würde sich durch den dreistufigen Heiztechnikvertrieb (Hersteller, Großhandel, Fachhandwerk) nicht unmittelbar abbilden“, schreibt ein Unternehmenssprecher unserer Redaktion.
Auch der Strom- und Wärmepumpen-Anbieter Octopus Energy begrüßt die Initiative Habecks. Es sei „großartig“, dass er sich für die Hersteller Zeit genommen habe. „Der Diskurs rund ums Heizen wird wieder sachlicher – das hilft der Branche enorm“, so der CEO Bastian Gierull zu IPPEN.MEDIA. Die Verkaufszahlen steigen auch bei Octopus Energy, sagt Gierull weiter. „Wir sehen einen positiven Trend und wir merken, dass die Menschen verstehen: Die Wärmepumpe ist die beste Lösung fürs Heizen!“
Der Wärmepumpeninstallateur Thermondo kann auf Anfrage ebenfalls einen „spürbaren Anstieg“ des Interesses durch die Werbetour von Habeck verzeichnen. Wie Unternehmenssprecher Dr. Richard Lucht unserer Redaktion bestätigt, gehe der Trend schon seit Jahresbeginn stetig bergauf. „Es geht absolut aufwärts. Schon zu Jahresbeginn sahen wir jeden Monat eine Steigerung der Förderanträge von zehn Prozent gegenüber dem Vormonat“. Damit bestätigt er auch die Zahlen der KfW-Bank, auf die sich auch Vaillant beruft.
Förderung für klimaneutrales Heizen: Bund will auch 2025 Milliarden ausgeben
Der Heizungstausch wird aktuell mit bis zu 70 Prozent der Kosten (bis 30.000 Euro) vom Bund gefördert. Auch im kommenden Jahr plant die Bundesregierung, viel Geld aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) dafür aufzuwenden. Für das Programm „Bundesförderung energieeffiziente Gebäude“ (BEG) stehen dafür 14,35 Milliarden Euro im Jahr 2025 bereit, wie aus dem Entwurf des KTF-Wirtschaftsplans hervorgeht, das am Montag (19. August) verbreitet wurde.
Die Bild-Zeitung hatte zuvor über eine Reduzierung der Förderung für den Austausch von Wärmepumpen um 2,4 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr berichtet. Das Bundeswirtschaftsministerium widersprach dem. „Der Mittelbedarf wird bei der Förderung von Jahr zu Jahr neu berechnet und aktualisiert, das hängt mit Prognosen zusammen und Berechnungen, wie viele Zusagen aus den letzten Jahren im nächsten Jahr zur Auszahlung kommen“, erklärte ein Sprecher. „Die Förderung bleibt in vollem Umfang erhalten.“ (mit Material von dpa und AFP)
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