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In Schleswig-Holstein

Habecks Batteriefabrik: Wichtige Abstimmung gelingt hauchdünn – Minister spricht von „Aufwärtskampf“

Der Weg ist frei für eine milliardenschwere Fabrik, in der in Schleswig-Holstein E-Auto-Batterien gefertigt werden. Eine Abstimmung endet sehr knapp.

Heide – Bei dieser Abstimmung im hohen Norden war wirklich jede Stimme wichtig. Mit vier zu drei votierten die Mitglieder des Gemeinderats von Norderwöhrden für den Bau einer Batteriefabrik in der Heide. Es soll eines der größten Industrieprojekte seit Jahrzehnten in Schleswig-Holstein werden – und hing am Ende an einer Stimme.

Batteriefabrik in Schleswig-Holstein: Northvolt fehlt nur noch die Baugenehmigung

Zuvor hatte die zweite Standortgemeinde Lohe-Rickelshof einstimmig ihren Segen gegeben. Im letzten Schritt obliegt es nun dem Landesamt für Umwelt in Zusammenarbeit mit dem Kreis Dithmarschen, die Baugenehmigung zu erlassen. Mutmaßlich nur eine Formsache. Dann stünde dem schwedischen Elektrotechnik-Konzern Northvolt nichts mehr im Weg, um ganz im Norden Deutschlands Batterien für Elektroautos herstellen zu können.

Erleichtert über das Abstimmungsergebnis in Norderwöhrden, wo in einem vollbesetzten Saal eines Gasthofs getagt wurde, zeigte sich auch Robert Habeck. Der Wirtschaftsminister, der in Lübeck geboren wurde und sich einst als Schleswig-Holsteins Umweltminister einen Namen machte, hatte sich immer für das Milliarden-Projekt stark gemacht.

Zwar sei ihm schon im Vorfeld signalisiert worden, dass es zu dieser hauchdünnen Mehrheit kommen würde, verriet der Grünen-Politiker im NDR-Interview. Zugleich gab er aber auch zu bedenken, dass schon ein krankheitsbedingter Ausfall für einen anderen Ausgang hätte sorgen können.

Geplanter Standort für eine Batterie-Fabrik: Hier will Northvolt sein Werk bauen.

Northvolt will E-Auto-Batterien in Deutschland bauen: Habeck verweist auf „erneuerbare Energien“

Dass sich die Skandinavier überhaupt für den Standort entschieden haben, ist für Habeck schon eine Auszeichnung: „Northvolt hat sich ganz Europa angeguckt und hat Heide genommen wegen der erneuerbaren Energien.“ Diese Fortschrittlichkeit habe „den Unterschied gemacht“.

Allerdings erinnerte er auch an die vielen Hürden bis hierhin: „Die Geschichte, Northvolt in Schleswig-Holstein oder in Deutschland anzusiedeln, ist schon eine mit viel Aufwärtskampf gewesen.“ Denn die USA hätten ein Subventionspaket geschnürt, um das Unternehmen nach Übersee zu locken.

E-Auto-Batterien können in Deutschland gebaut werden: EU-Regeln laut Habeck „aus der Zeit gefallen“

Kiel und Berlin hingegen hätten den Weg über Brüssel gehen müssen. „Die europäischen Regeln sind so unfassbar kompliziert und hinter jedem Schritt liegen hunderte von Seiten Papier, die man einreichen muss – wahrscheinlich ist es auch noch Papier, weil es nicht digital eingereicht werden kann, das war jetzt nur ein Spruch“, monierte Habeck.

Dieses Vorgehen sei „nicht wettbewerbsfähig, die Konkurrenz China, USA ist so robust und wir haben Wettbewerbsregeln, die wir uns bestimmt haben, damit wir uns in Europa nicht so starke Konkurrenz machen. Das ist ein bisschen aus der Zeit gefallen.“

Umso höher ist es einzuschätzen, dass Northvolt seine Fabrik nun allem Anschein nach in Schleswig-Holstein bauen wird. 4,5 Milliarden Euro wird der Konzern investieren, Bund und Land steuern Fördermittel und Garantien von 902 Millionen Euro bei. Diese Summe hatte die Europäische Kommission genehmigt, „um im Einklang mit dem Industrieplan für den Grünen Deal den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu fördern“.

Mit Elektroantrieb unterwegs: Viele Fahrzeuge könnten künftig mit Batterien aus Schleswig-Holstein bestückt werden.

Milliarden-Projekt in Schleswig-Holstein: Habeck erwartet eine Million Batterien pro Jahr

3000 neue Arbeitsplätze sollen geschaffen werden, jedoch nicht auf einen Schlag. Vielmehr werden diese „sich aufbauen mit der Zeit“, wie Habeck erklärte. Er verwies darauf, dass sich zugleich die Infrastruktur drumherum entwickeln werde: „Also das ist schon eine Ankerinvestition, die weite Bereiche der Westküste Schleswig-Holsteins stärken und attraktiver machen wird.“

Northvolt habe bereits „Abnahmeverträge mit großen deutschen Automobilherstellern, sie werden eine Million Batterien etwa pro Jahr produzieren, auf eine nachhaltige Weise“. Der Vizekanzler geht „fest davon aus, dass das ne ganz langfristige Investition ist“. Die Produktion soll im Jahr 2026 anlaufen.

Schleswig-Holstein bekommt Batteriefabrik: Bürgermeister nimmt Bund und Länder in die Pflicht

Norderwöhrdens Bürgermeister Kay Uwe Evers (Freie Wählergemeinschaft Norderwöhrden) unterstrich derweil noch am Abend der Abstimmung, dass die Gemeinde angesichts der anstehenden großen Herausforderungen „zwingend Unterstützung von Bund und Land“ benötige. Ebenso erwähnte er aber auch die damit verbundenen Chancen.

In Richtung des anwesenden Chefs der Staatskanzlei, Dirk Schrödter (CDU), sagte Evers: „Wir schauen euch auf die Finger und erwarten auch was.“ Im NDR ergänzte er dazu mit Blick auf den Bau und die Erneuerung etwa von Kindergärten und Schulen: „Ich erwarte, dass uns die nötigen Voraussetzungen gegeben werden, um diese Ansiedlungen zu schaffen. Denn schaffen wir das nicht, dann könnte es durchaus auch sein, dass das hier am Ende des Weges scheitert. Und das kann jetzt ja wohl keiner mehr wollen.“ (mg)

Rubriklistenbild: © Hendrik Schmidt/dpa

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