Erhöhter Hebesatz
Grundsteuer: Jede siebte Stadt erhöht Kosten für Eigentümerinnen und Eigentümer
In Deutschland steigen in diesem Jahr in vielen Städten die Hebesätze für die Grundsteuer. Spitzenreiter ist Bad Homburg in Hessen.
Trier – Jede siebte Gemeinde mit mehr als 20.000 Einwohnern hat in diesem Jahr die Grundsteuer deutlich erhöht. Eine Auswertung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt, dass nur acht der 701 größten deutschen Städte ihren Hebesatz nicht erhöht, sondern gesenkt haben. Der Hebesatz ist ein wichtiger Faktor zur Berechnung der Grundsteuer und wird von der jeweiligen Kommune festgelegt.
Hebesatz: Höhere Kosten für Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer und auch Mietende
Die Folge der Grundsteuererhöhung: Höhere Kosten für Immobilieneigentümer. Es handelt sich um eine Steuer auf den Besitz von Grundstücken und Gebäuden. Eigentümer zahlen sie jedes Jahr, der Betrag variiert je nach Grundstück und Gebäude. Entscheidend ist aber der Hebesatz der Kommune, der einen gravierenden Zahlungsunterschied machen kann.
Auch den Mieterinnen und Mietern bleiben dabei höhere Kosten nicht erspart, denn Vermieter können die Steuer über die Nebenkostenabrechnung umlegen. Dabei kann es sich um mehrere Hundert Euro im Jahr handeln.
Grundsteuer: Kommunen sollen Deckungslücken durch höhere Hebesätze füllen
Die Grundsteuer ist für Kommunen essentiell – sie deckt zwölf Prozent der Steuereinahmen. Zusätzlich hätten kommunale Finanzaufsichten viele Gemeinden aufgefordert, ihre Deckungslücken durch erhöhte Einnahmen zu schließen, vermutet die DHIK. Doch auch die bevorstehende Reform der Grundsteuerberechnung ab dem Jahr 2025 könnte ein Grund sein.
„Um das zukünftige Aufkommen zu sichern, erhöhen einige Gemeinden bereits vorsorglich heute die Sätze“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der Welt am Sonntag. Bisher wird noch mit veralteten Grundstückswerten gerechnet – zukünftig sollen die Kommunen weiterhin den Hebesatz festlegen dürfen.
Spitzenreiter: Bad Homburg in Hessen hat größten Aufschlag
Die aktuelle Spannbreite der Hebesätze und folglich bei der Grundsteuer ist hoch. Laut DIHK-Auswertung seien die Werte unter den Flächenländern in NRW und Sachsen durchschnittlich am höchsten. Die Liste führen in diesem Jahr Gladbeck in Nordrhein-Westfalen mit einem Hebesatz von 950 Prozent und Oberursel im Taunus mit 947 Prozent an. Wie in den Vorjahren weist Ingelheim am Rhein mit 80 Prozent den niedrigsten Hebesatz auf.
Immobilienbesitzer in Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Hessen müssen sich dieses Jahr auf die stärkste Erhöhung einstellen. Mit einem Plus von 345 Prozentpunkten gönnt sich Bad Homburg den größten Aufschlag – gefolgt von Xanten mit einem Plus von 200 Punkten und Oberursel mit einem Anstieg um 197 Punkten. In nur sieben Städten ist der Hebesatz gesunken: Duisburg, Meschede, Schmallenberg, Troisdorf und Verl in NRW, in Langen in Hessen, in Freudenstadt (Baden-Württemberg) und in Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein).
Gewerbesteuer: Belastung für Unternehmen durch Hebesatzerhöhung
Laut DIHK-Chef Wansleben steige mit der Erhöhung der Hebesätze nicht nur für Hausbesitzer, sondern auch für Unternehmen die Belastung: „Die Unternehmen werden insgesamt mit immer höheren kommunalen Steuern belastet.“ Zusätzlich komme noch die Erhöhung der Erwerbssteuern dazu. Auch hier langen 51 der 701 Gemeinden stärker zu als im Vorjahr, es handelt sich allerdings vorwiegend um kleinere Orte. Sieben Kommunen senkten laut DIHK-Umfrage den Gewerbesteuer-Hebesatz. (dpa/hk)
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