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Mögliche Szenarien

Warum der niedrige Gaspreis kein Anlass zur Entwarnung ist

Die Gasspeicher in Deutschland sind voll, die Versorgung über den Winter ist gewährleistet. Doch verschiedene Szenarien lassen den Gaspreis ansteigen.

Frankfurt – Mit den kälteren Monaten beginnt die Heizperiode und damit mal wieder die Frage: Wie teuer wird es dieses Jahr? Für Entwarnung sorgt die aktuelle Entwicklung des Gaspreises. Innerhalb eines Monats ist dieser um 17 Prozent gesunken. Nachdem die Angriffe der Hamas auf Israel den Gaspreis in die Höhe getrieben hatte, sank der Preis nach dem richtungweisenden Terminkontrakt TTF von 56 Dollar pro Megawattstunde (MWh) auf rund 47 Dollar pro MWh. Die Gasfüllstände sind laut Bundesnetzagentur hoch, doch mit Blick auf den Winter kann sich noch einiges ändern.

Gasversorgung in Deutschland – Gaspreise können wieder steigen

Die Gasversorgung in Deutschland ist momentan stabil, wie der Lagebericht der Bundesnetzagentur vom 9. November 2023 deutlich macht. Der aktuelle Speicher-Füllstand beträgt 100,14 Prozent, die Versorgungssicherheit ist gewährleistet, wie die Bundesnetzagentur schreibt. Auch die Gefahr einer angespannten Gasversorgung in einem normal kalten Winter wird als gering eingeschätzt. Sollten die Temperaturen jedoch deutlich sinken, würde dies einen höheren Gasverbrauch bedeuten und damit ein Anstieg des Gaspreises aufgrund der erhöhten Nachfrage.

Der Gasverbrauch lag in der ersten November-Woche 25,6 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021. Gleichzeitig war die durchschnittliche Temperatur 1,2 Grad Celsius höher als in den Vorjahren. Ohne zusätzliche Gas-Lieferungen würde Deutschland mit vollgefüllten Speichern nur etwa zwei Wintermonate durchkommen. Zudem warnt die Bundesnetzagentur vor einem Stopp der noch anhaltenden russischen Gas-Lieferungen nach Südosteuropa. Ungarn wird immer noch regelmäßig mit russischem Gas beliefert. Ein solcher Ausfall könnte eine Mangellage verursachen, sodass betroffene Staaten über Deutschland mitversorgt werden müssten. Ein Szenario, das Gas verknappen und die Preise ansteigen lassen würde.

LNG-Importe nach Deutschland: LNG-Preis reagiert sensibel

Seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich Deutschland immer weiter von russischem Gas unabhängig gemacht. Deutschland importiert Gas zum größten Teil aus Norwegen, den Niederlande und Belgien. Zusätzlich will Deutschland den Anteil des Flüssiggases LNG (Liquefied Natural Gas) in den nächsten Jahren erhöhen. Der Hauptlieferant sind hierbei die USA. Noch ist der Anteil von LNG am Gesamtimport gering. So wurden am 14. November etwa 234 GWh/Tag bei einem Gesamtimport von 2.931 GWh/Tag importiert, wie die Bundesnetzagentur informiert.

Dampf strömt aus den Abgasrohren der Heizungen in einem Einfamilienhausgebiet. Ein kalter Winter könnte die Gaspreise in die Höhe treiben. (Archibild)

Deutschland macht sich damit zum Teil von LNG-Schiffslieferungen abhängig und steht zu anderen Staaten, die ebenfalls abhängig vom LNG-Importen sind, in Konkurrenz, wie der UBS-Rohstoffanalyst Giovanni Staunovo dem Handelsblatt erklärte. Der Preis reagiert dadurch sensibler auf Produktionsrisiken im Ausland, Preissteigerungen sind wahrscheinlicher. Eine steigende Nachfrage könnte damit „nicht unmittelbar durch Angebot gedeckt werden“, wie Staunovo sagte. „Die Schiffe müssen erst ankommen, was zu höherer Volatilität bei den Preisen führt“, so der Analyst.

Krieg in Israel und Ukraine: Gaspreise steigen an – Gas-Lieferungen nach Deutschland unsicher

Die geopolitische Lage hat einen enormen Einfluss auf den Gaspreis, was vor allem der Ukraine-Krieg deutlich machte. Die LNG-Preise reagieren sehr empfindlich auf dem Markt. Das zeigt auch die Stilllegung der israelischen Tamar-Offshore-Gasplattform nach dem Angriff der Hamas. Das Feld mach weniger als zwei Prozent der globalen LNG-Lieferungen aus, der Gaspreis stieg nach der Stilllegung jedoch kräftig an. Durch die Stilllegung sind auch die israelischen Exporte nach Ägypten gesunken, die teilweise weiter an die EU geliefert werden.

Laut Bloomberg könnten Ägyptens LNG-Exporte um 40 Prozent sinken. Israel hatte zwar bekannt gegeben, die LNG-Lieferungen wieder aufzunehmen, doch wie viel letztendlich in der EU landet, ist unklar. Auch die Gefahr der Stilllegung von weiteren Gasfeldern in der Region, wie etwa dem Leviathan-Gasfeld aufgrund einer Eskalation im Nahen Osten bleibt bestehen. Dies hätte weitere Preiserhöhungen auf dem Gasmarkt zur Folge. (vk)

Rubriklistenbild: © Jan Woitas/dpa

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