Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Vorausschauende Planung der Zukunft

Gasnetze in Deutschland vor dem Aus: In diesen Städten laufen bereits die Planungen

Die Debatte um die Stilllegung der Gasnetze in Deutschland reißt nicht ab. Einige betrachten dies als radikale Maßnahme. Ein detaillierter Blick jedoch zeigt, wie gewöhnlich dieses Thema für die Gemeinden ist.

München – Erneut ist das Thema in den Schlagzeilen: Die MVV in Mannheim will ab 2035 ihr Gasnetz stilllegen auf dem Weg zur Klimaneutralität. Damit ist die Stadt nicht alleine. Denn in Zukunft werden die Kosten für Gas enorm steigen, der Betrieb der Gasnetze wird sich für die Kommunen nicht mehr lohnen. Experten wie die Energieökonomin Claudia Kemfert raten Städten und Gemeinden daher, bei ihren Wärmeplänen die Stilllegung der Gasnetze mitzudenken.

Trotzdem scheuen sich viele Orte offenbar davor, das Thema direkt anzusprechen. Denn es löst Ängste in den Menschen aus: Wie werden wir in Zukunft mit Energie versorgt? Werde ich gezwungen, einen Fernwärmeanschluss zu bezahlen oder eine Wärmepumpe zu kaufen? Das sind alles berechtigte Fragen – weshalb sich die Kommunen auch darauf vorbereiten, und zwar lange im Voraus.

Stilllegung der Gasnetze in Deutschland: Von einem Tag auf den anderen geht es nicht

Zunächst einmal das Wichtigste: Die Stilllegung des Gasnetzes passiert nicht einfach so. Aktuell besteht gegenüber Verbrauchern eine Anschlusspflicht, also: Gasnetzbetreiber müssen auf Wunsch ihre Kunden mit Gas versorgen. Das soll sich in Zukunft ändern, damit Netzbetreiber nicht gezwungen werden, für – zugespitzt formuliert – drei Häuser noch ein Gasnetz zu betreiben, das sonst keiner will. Und auch wenn diese Anschlusspflicht abgeändert wird: Eine Netzstilllegung wird lange im Voraus geplant werden müssen und muss nach EU-Recht die Interessen von Verbrauchern wahren.

Auf dieses Szenario bereiten sich Kommunen in ganz Deutschland also vor: Erdgas wird zu teuer und daher springen immer mehr Menschen ab. Der Betrieb des Gasnetzes wird unwirtschaftlich, der Netzbetreiber entscheidet sich für eine Stilllegung und informiert ihre Kunden. Die Kommunen haben bis dann aber schon längst einen anderen Plan – sodass ihre Bürgerinnen und Bürger weiter sicher versorgt werden.

Ende vom Gas wird in Kommunen vorbereitet: Pläne in Mannheim und Hamburg

Welche Pläne aber gibt es denn bisher? Nehmen wir das Beispiel Mannheim, das erst Anfang November wieder für Aufsehen sorgte. Bis 2035 will die MVV die Versorgung mit Erdgas beenden. Gegenüber unserer Redaktion sagte ein Sprecher: „Wir wollen mit unserer frühen Kommunikation dazu beitragen, die Zahl derer kleinzuhalten, die jetzt noch in eine Gasheizung investieren und sich in einigen Jahren fragen, ob das Auslaufen konventionellen Gases nicht früher hätte erkannt werden können“. In Mannheim wird bis 2030 das Fernwärmenetz massiv ausgebaut, als Alternative wird es noch die Wärmepumpe geben. Auch die könne man mit Hilfe der Stadt erwerben. Die Vergrünung der Wärmeversorgung steht bereits seit 2021 fest, so der MVV-Sprecher weiter.

Stilllegung der Gasnetze in Deutschland: Auch in Hamburg wird das Gas-Aus bereits geplant

Auch in Hamburg wird mit einer Stilllegung des Gasnetzes gerechnet. „Damit wir unsere Klimaschutzziele erreichen, muss fossiles Erdgas bis spätestens 2045 durch andere, klimaneutrale Energieträger abgelöst werden“, informierte eine Sprecherin der Umweltbehörde gegenüber dem Hamburger Abendblatt im Frühjahr. Das Gasnetz solle schrittweise stillgelegt werden. Auf der Webseite der Stadt werden Bürgerinnen und Bürger über die Heizungslösungen der Zukunft informiert: Wärmenetz, Wärmepumpe, Solarthermie und Holzheizungen werden alle als akzeptable Optionen gelistet. Beim Thema Biomethan, Bioöl und Wasserstoff warnt die Stadt Hamburg: Es gibt aktuell nur begrenzte Verfügbarkeiten dieser Energieressourcen. „Es ist deshalb fraglich, ob solche Heizungen künftig wirtschaftlich sind“, heißt es auf der Webseite.

Pläne für Gas-Aus auch in Aalen und Osnabrück: Klimaneutrale Energie im Fokus der Planung

Auch die Stadt Aalen in Baden-Württemberg will bis 2035 klimaneutral werden. Dazu soll die gesamte Wärmeversorgung bis zu diesem Datum auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Im Energieleitplan der Stadt ist zu lesen, welche Quellen dafür in Frage kommen. Demnach sollen ab 2035 vor allem Wärmepumpen, Windkraft, Solaranlagen, und industrielle Abwärme für die Energie in Aalen herangezogen werden. Biomasse sowie oberflächennahe Geothermie werden als mögliche weitere Optionen untersucht. Ein Anschluss an das Wasserstoffnetz wird in Aalen für die Industrie angestrebt – für den Gebäudebestand allerdings nicht in Erwägung gezogen.

In Aalen wird aber auch anerkannt, dass das Ziel von 2035 Klimaneutralität nur dann erreicht werden kann, wenn die Gebäude im Stadtgebiet saniert werden – und dadurch der Energieverbrauch insgesamt sinkt. Dennoch berichtet die Schwäbische Zeitung: Ab 2040 soll kein Gas mehr durch die Aalener Leitungen fließen.

Das sind nur einige Beispiele von vielen. Und daran sieht man: In vielen großen und kleinen Orten wird, teilweise schon seit Jahren, an einer Alternative zum Erdgas gearbeitet. In einem Blog-Eintrag reagiert die Stadt Osnabrück auf die „Panikmache“ bei diesem Thema und schreibt: „Entsteht in Osnabrück ein Neubaugebiet, dann gilt die Vorgabe, dass wir dort keine Gasleitungen mehr hinbauen – und stattdessen vorausschauend auf andere Wärmequellen setzen. Heißt also: Kein Neubau statt konkreter Rückbau.“ Das werde auch in anderen Städten getan – Hannover und Augsburg gelten als weitere prominente Beispiele. Osnabrück will 2040 klimaneutral werden, so der Blog-Eintrag weiter. „Dazu gehört auch, Konzepte zu entwickeln, wie die Wärmeversorgung in Zukunft ohne fossile Energieträger funktionieren kann.“

Rubriklistenbild: © Daniel Reinhardt/dpa/Archivbild

Kommentare