Haushalts-Einigung
Neue Plastik-Steuer der Ampel: Was für Verbraucher dadurch alles teurer wird
Um mehr Geld in die Kassen zu spülen, will die Ampel ab 2024 eine Plastiksteuer einführen. Diese würden Plastikhersteller und deren Kunden besonders treffen.
Berlin – Einen Monat nach dem Karlsruher Urteil zum Bundeshaushalt hat die Bundesregierung ihr Geldproblem gelöst. Eine Einigung zwischen den drei Parteispitzen liegt auf dem Tisch. Die Schuldenbremse soll 2024 wieder eingehalten werden, dafür wird an anderer Stelle gespart. So soll es beispielsweise Einsparungen beim Bürgergeld und bei Zuschüssen zur Stabilisierung der Strompreise geben. Und obwohl die FDP eigentlich Steuererhöhung ausgeschlossen hatte, soll die CO₂-Steuer erhöht werden und zwei neue eingeführt werden: Eine Kerosinsteuer auf innerdeutsche Flüge und eine Plastiksteuer.
Bei den Details blieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zunächst vage. Doch Regierungssprecher Steffen Hebestreit bestätigte am Nachmittag einige Informationen. So auch bei der Plastiksteuer.
Plastiksteuer der EU: Bundesregierung wälzt EU-Steuer auf Unternehmen um
Hebestreit erläuterte, der Bund wolle die 1,4 Milliarden Euro, die er für die Plastik-Abgabe jährlich an die EU entrichtet, künftig die Unternehmen zahlen lassen, die Plastik in Verkehr bringen. Damit will der Bund also eigentlich Geld sparen, indem er die für Plastik anfallenden Kosten an die Unternehmen weitergibt. Die wiederum werden die Kosten vermutlich an die Verbraucher und Verbraucherinnen weiterreichen.
Die EU-Plastikabgabe wurde 2021 eingeführt. Pro Kilogramm Verpackungsmüll, der nicht recycelt werden kann, werden 80 Cent fällig. Die EU überlässt es aber den Mitgliedsstaaten, ob sie diese Abgabe aus dem regulären Haushalt bezahlen, oder an die Unternehmen, die Plastik in Verkehr bringen, weitergibt. Bisher hat Deutschland ersteres gemacht, das Geld also aus der Staatskasse an die EU überwiesen. Damit soll jetzt aber Schluss sein. 2021 und 2022 musste Deutschland jeweils 1,4 Milliarden Euro an die EU überweisen, das entspricht rund 1,7 Millionen Tonnen Plastikmüll.
Wie das Unternehmen Deutsche Recycling auf ihrer Webseite erklärt, gibt es in der EU auch schon andere Länder, die die Plastik-Steuer nicht aus dem Staatshaushalt stemmen. So müssen Hersteller und Importeure von Plastik in Spanien seit Anfang 2023 45 Cent pro Kilo Plastik bezahlen; und in Italien gilt ab 2024 eine Steuer auf Einwegverpackungen. Das könnten also Vorbilder für Deutschland sein. Allerdings will der Bund die kompletten 1,4 Milliarden Euro einsparen – was dafür spricht, dass die vollen 80 Cent pro Kilogramm Plastik erhoben werden.
Plastiksteuer für Verbraucher: Rund 30 Euro extra pro Jahr
Wie könnte sich das also auf das Leben der Bürgerinnen und Bürgern auswirken? Das kommt ganz darauf an, ob die Unternehmen die neue Plastikabgabe 1:1 an ihre Kunden weitergibt. Das Bundeswirtschaftsministerium schreibt auf X (ehemals Twitter), als Reaktion auf den Vorwurf, dadurch würde alles für Verbraucher und Verbraucherinnen teurer: „Oder die Plastikhersteller verringern ihre Gewinne und gleichen so die neue Abgabe aus. Steuern oder Abgaben werden nicht zwingend 1:1 weitergegeben“
Oder die Plastikhersteller verringern ihre Gewinne und gleichen so die neue Abgabe aus. Steuern oder Abgaben werden nicht zwingend 1:1 weitergegeben.
— Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (@BMWK) December 13, 2023
Sollten die Plastikhersteller die Abgabe doch 1:1 weitergeben, dann kommt es darauf an, wie viel Plastik man kauft. Laut dem „Plastikatlas“ von 2019 verursachen die Deutschen im Schnitt 38 Kilogramm Plastikmüll pro Kopf pro Jahr – was über dem EU-Durchschnitt von 24 Kilo pro Jahr liegt. Für einen Durchschnittsdeutschen würden also 30,4 Euro pro Jahr für eine Plastiksteuer anfallen.
Eigentliches Ziel der Plastikabgabe ist natürlich die Verringerung von Plastikmüll. Wenn Plastik durch die Steuer teurer wird, dann erhoffen sich Umweltschützer, dass es dadurch weniger verbraucht wird. Ähnliches verspricht man sich mit der Erhöhung des CO₂-Preises, das mit dem neuen Ampel-Beschluss auf 45 Euro pro Tonne CO₂ steigen soll.
Rubriklistenbild: © Science Photo Library/IMAGO
