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Folgen des Kriegs
Fehlende Abnehmer: Russland muss sein Erdgas im Boden lassen
Russland schöpft derzeit seine maximale Erdgasförderung offenbar bei weitem nicht aus. Der Absatz nach Europa und Pipelineprojekte mit China stocken
Moskau – Russlands Gasexport ist seit dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine stark eingebrochen. Gingen 2021 noch 185 Milliarden Kubikmeter Erdgas an europäische Länder und an die Türkei, so waren es im vergangenen Jahr nur noch 100 Milliarden Kubikmeter. Experten prognostizieren in diesem Jahr einen weiteren Rückgang um 50 Prozent. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Russland: Erdgasförderung geht deutlich zurück
Die geringeren Exportmengen wirken sich auch auf die Förderung aus. Das staatlich kontrollierte Unternehmen Gazprom hat demnach in der ersten Jahreshälfte 2023 knapp 25 Prozent weniger Gas gefördert als im selben Zeitraum des Vorjahres. Trotz der Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs zählt Russland immer noch zu den wichtigsten Gaslieferanten der EU.
„Das Gas wird einfach nicht gefördert, es bleibt im Boden“, sagte Sergej Wakulenko der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er war zehn Jahre lang in der Ölsparte von Gazprom tätig. Nach dem Beginn der Invasion kam er nach Deutschland, wo er derzeit als Experte bei der Denkfabrik Carnegie arbeitet. Negativ auf den Zustand der Leitungen wirkt sich der Stillstand laut Wakulenko nicht aus. Die Leistung kann zu gegebener Zeit einfach wieder hochgefahren werden.
Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland
Im vergangenen Jahr kamen Spekulationen auf, wonach Russland überschüssiges Erdgas verbrannt habe. Sie rührten daher, dass auf Satellitenbildern eine Flamme zu sehen war. Der Experte stützt diese These jedoch nicht. Die Menge sei zu klein gewesen. Er glaubt vielmehr, dass es sich um Gas handele, dass in einer Flüssiggasanlage bei der Inbetriebnahme entstanden sei. Dieses hätte aufbereitet werden müssen.
Geplante Erdgaspipeline nach China kommt nicht voran
Wenn Russland seine Bodenschätze nicht zu Geld machen kann, wird es langfristig finanziell eng. Zwar können die hohen Einnahmen aus dem Ölverkauf derzeit noch den Ausfall kompensieren. Doch im kommenden Jahr steigen die Ausgaben – insbesondere im militärischen Bereich.
Folglich braucht Russland neue Abnehmer. Und da kommt China ins Spiel – zumindest in der Theorie. Mit der Pipeline Sila Sibiri existiert seit 2019 bereits eine Verbindung zu dem asiatischen Land. Allerdings werden die Kapazitäten nicht annähernd ausgeschöpft. Pro Jahr können bis zu 38 Milliarden Kubikmeter gefördert werden. 2022 waren es lediglich 15,5 Milliarden Kubikmeter.
Der Plan des russischen Präsidenten Wladimir Putin lautet, eine zweite Pipeline nach China zu errichten. Sie soll mit Gasvorkommen aus nördlicheren Regionen gespeist werden. Die Leitungen sollen einmal längs durch das riesige Land laufen.
Auch wenn Putin die Öffentlichkeit häufig glauben lässt, dass der Bau gleich beginnen könne, herrscht seit Monaten Stillstand bei dem Projekt. Der chinesische Präsident Xi Jinping zögert offenbar, da er in der aktuellen Situation keine Unterstützung für Russland signalisieren will. Das könnte Chinas Beziehungen zu westlichen Ländern, allen voran zu den USA, schwächen.
Experte Wakulenko ist davon überzeugt, dass sich das Bauvorhaben für die russische Volkswirtschaft lohnen würde, auch wenn der Staat die Kosten alleine tragen müsste. Die Röhren würden aus russischen Stahlfabriken stammen. Für das gesamte Bauprojekt müssten fünf bis sechs Jahre veranschlagt werden. Dabei könnten Branchen gestützt werden, denen seit 2022 wichtige Absatzmärkte weggebrochen sind.
Der Gashandel mit China wäre aber nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Früher kamen aus Europa pro Jahr rund 20 Milliarden Euro für die Gaslieferung. Der realistische Preis für den Export nach China liegt laut dem Experten bei 73 Dollar pro 1000 Kubikmeter Gas – etwa die Hälfte des ehemaligen Preises für Europa. Abzüglich der Produktionskosten ließen sich damit lediglich 2,5 bis 4,3 Milliarden Dollar pro Jahr einnehmen.
Selbst eine dritte, geplante Leitung könnte den Wegfall des europäischen Absatzmarktes nicht ansatzweise kompensieren. Laut den aktuellen Schätzungen ließen sich so maximal 98 Milliarden Kubikmeter Gas ins Ausland bringen. Und das auch erst in mehreren Jahren, wenn die Leitungen maximal ausgenutzt werden können. Das entspricht immer noch einem Einbruch von rund 56 Milliarden Kubikmetern im Vergleich zu früheren Zeiten.