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Generalsanierung trifft Fachkräftemangel

Fachkräftemangel legt Stellwerke lahm – Bahn kriegt die Kurve nicht

Aufgrund von unbesetzten Stellwerken erlebt die Bahn erhebliche Verspätungen. Der Konzern sucht neue Arbeitskräfte. Das gestaltet sich schwierig.

Berlin – Unpünktliche Züge, riesige Verluste und unzufriedenes Personal. Die Deutsche Bahn stand innerhalb der letzten Wochen unter Beschuss, der über die üblichen Kommentare wegen wiederholt verspäteter Züge hinausgeht. Unter anderem ist das marode Schienennetz an vielen Problemen schuld. In anderen Teilen der Infrastruktur fehlt es an Personal.

Keine Fachkräfte für Stellwerke – Pendler müssen mit Verspätungen rechnen

Pendler in Stuttgart und Magdeburg haben bis Ende 2025 womöglich massive Verspätungen und Zugausfälle zu erwarten. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, liegt das an der Deutschen Bahn, genauer: an ihren Stellwerken. Diese sollen aktuell großflächig unterbesetzt sein. Die Bahn findet nicht genügend Personal. Es lägen derartige Engpässe vor, dass zeitweise ganze Standorte ausfallen, der Schienenverkehr würde entsprechend belastet. Vor allem der Raum Stuttgart und die Region um Magdeburg sollen davon betroffen sein.

Eine Fahrgastinformation am Bahnhof (Symbolfoto). Wegen unbesetzter Stellwerke kommt es bei der Bahn zu massiven Verspätungen. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil.

Bei diesem Bericht berief sich die Zeitung auf Insider des Bahn-Konzerns. Wie ernst das Problem ist, hatte die Bahn in einer internen Präsentation angeblich selbst zugegeben: „Der Personalbedarf auf den Stellwerken kann aktuell nicht gedeckt werden.“ Interne Unterlagen sollen eine Zielsetzung umrissen haben, nach der die Stellwerke erst „ab Ende 2025“ wieder sicher besetzt werden sollen.

Erst vor einigen Wochen hatte die Deutsche Presse-Agentur konkret von Zugausfällen und anderen Problemen auf der Strecke zwischen Gießen und Fulda berichtet. Nach deftiger Kritik hatte die Deutsche Bahn Probleme bei der Besetzung von Stellwerken eingeräumt.

Generalsanierung bei der Deutschen Bahn – Kollision mit Fachkräftemangel

Bei der Bahn kommen damit zwei grundlegende Probleme zusammen. Der Personalmangel könnte zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kaum kommen: Aktuell arbeitet der Staatskonzern an einer umfangreichen Erneuerung der Schiene. Unter dem Stichwort „Generalsanierung“ hatte die Bahn zum Beispiel damit begonnen, die sogenannte Riedbahn zwischen Frankfurt am Main und Mannheim zu renovieren. Auch in den kommenden Jahren sind Großprojekte geplant; nach einer Pressemeldung will die Bahn 2027 die Kinzigtalbahn (Fulda - Hanau) und zwei Strecken, die an Rosenheim anschließen, sanieren.

Die Sanierung findet – teils zeitlich versetzt, teils aber auch gleichzeitig – in verschiedenen Teilen Deutschlands statt und wird noch ein paar Jahre andauern. Sie sorgt schon jetzt für Verspätungen und Zugausfälle.

„Es darf keinen Stellenabbau geben“ – den Stellwerken fehlt das Personal

Vonseiten der Deutschen Bahn hieß es, „trotz kontinuierlicher Personalgewinnung“ seien die Folgen der demografischen Entwicklung und des allgemeinen Fachkräftemangels deutlich zu spüren. Das, kombiniert mit erhöhten Krankenständen beim Personal, sorge dafür, dass die Stellwerke nicht ausreichend besetzt seien.

Was das Problem weiter verschärft, ist, dass Mitarbeiter in Stellwerken für gewöhnlich hoch spezialisierte Fachkräfte sind, die kurzfristig nur schwer ersetzt werden können. Umso perplexer zeigte sich die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), als die Bahn kürzlich mitteilte, einen umfassenden Stellenabbau durchführen zu wollen. „Im operativen Bereich darf es keinen Stellenabbau geben“, hatte der Gewerkschaftsvorsitzende der EVG zur dpa gesagt. „Da muss es einen Ausbau geben.“ Es dürfe nicht sein, dass am Kunden oder an der Sicherheit gespart würde.

Die Bahn gab daraufhin gleich wieder Entwarnung: Im operativen Bereich wolle sie uneingeschränkt weiter einstellen. „Wir müssen sparen, aber wir werden nicht am Kunden und an der Sicherheit sparen“, erklärte DB-Chef Richard Lutz in einer Unternehmensmeldung. „Wer für den Betrieb gebraucht wird, wird eingestellt, ohne Wenn und Aber. Im direkten Eisenbahngeschäft haben wir einen anhaltend hohen Bedarf, vor allem für Lokführer, Instandhalter, Zugverkehrssteuerer und Servicekräfte“, fügte Personalvorstand Martin Seiler hinzu.

Bundeshaushalt für die Bahn schrumpft – 2028 fehlen Milliarden

Gleichzeitig kritisiert die Bahn, sie erhalte nicht genügend finanzielle Mittel vom Bund. Im Bundeshaushalt 2025 sind 18,1 Milliarden Euro für die Bundesschienenwege vorgesehen – das hatte eine Auflistung des Bundesfinanzministeriums gezeigt, über die die Welt zuerst berichtet hatte. Dem Fahrgastverband Pro Bahn reicht das nicht. Dessen Bundesvorsitzender Detlef Neuß hatte gegenüber BR24 verlauten lassen, dass im Koalitionsvertrag eigentlich 45 Milliarden Euro vorgesehen waren. „Und der Finanzminister versucht schon wieder Geld abzuzweigen und in das System Straße zu stecken.“ So funktioniere keine Energiewende.

In den Jahren 2026 und 2027 sind Investitionen in Höhe von 17,0 Milliarden und 17,7 Milliarden Euro für die Bahn vorgesehen. 2028 soll der Bundeshaushalt deutlich weniger Geld für die Bahn bereitstellen: Dann sind es nurmehr 13 Milliarden Euro. (Laernie mit Material von dpa)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Michael Gstettenbauer

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