Droht der Handelskonflikt?
EU visiert Zoll-Abkommen mit Trump an – warnt allerdings vor Vergeltungsmaßnahmen
Die EU identifiziert einen Pfad, um mit Trump über Zölle zu debattieren. Während neue Strafzölle aufziehen, konzipiert Brüssel eine Antwort – im Notfall auch mit Vergeltungsmaßnahmen.
Brüssel – Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle gegen Kanada und Mexiko versetzen die Weltwirtschaft in Aufruhr. Experten hatten nicht erwartet, dass Trump seine Zolldrohungen tatsächlich umsetzen würde. Die einmonatige Verschiebung der Zölle für Kanada und Mexiko gibt der EU jedoch Hoffnung auf eine Einigung – obwohl Trump betont, dass europäische Zölle „definitiv“ und „ziemlich bald“ folgen werden. Laut Bloomberg-Quellen bereitet die EU eine Reaktion vor, um einen Kompromiss mit den USA zu finden. Scheitert dies, wird die EU „entschieden reagieren.“
EU wird „entschieden reagieren“ – mögliche Reaktion gegen Trumps Zolldrohungen wird diskutiert
Mit der Angelegenheit vertraute Personen berichteten gegenüber Bloomberg, dass die EU eine Antwort auf Trumps Zolldrohungen vorbereitet. Am Montag, dem 3. Februar, habe in Warschau ein informelles Treffen stattgefunden, bei dem die Beziehungen zu Washington sowie mögliche Reaktionen diskutiert wurden. Dieselben Quellen gaben an, dass am Dienstag nur wenige Ideen für ein Vergeltungspaket präsentiert wurden. Generell plane die EU-Kommission jedoch, ähnlich zu reagieren wie 2018 während des letzten Handelskonflikts mit den USA. Wie stark die EU-Maßnahmen ausfallen werden, hängt von Trumps Zöllen am Ende ab.
„Wenn die Europäische Union unfair und willkürlich ins Visier genommen wird, wird sie entschieden reagieren“, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Montag. Damals hatte die EU auf Trumps Zölle mit Gegenzöllen reagiert, die gezielt amerikanische Waren aus republikanisch geprägten Bundesstaaten trafen – darunter Motorräder von Harley-Davidson, Bourbon und Orangensaft. Gegen beispielsweise Motorräder und Orangensaft will auch Kanada als erste Maßnahme Zölle verhängen, sollte Trump seine Zolldrohungen bewahrheiten.
Doch laut der EU muss es nicht so weit kommen. Die oberste EU-Diplomatin Kaja Kallas betonte in einer Rede am Montag: „Die EU hat viele Partner auf der ganzen Welt, aber keiner ist so wichtig wie die Vereinigten Staaten.“
Am Ende ist China „derjenige, der dabei lacht“ – EU vorbereitet Friedensangebot
Einem früheren Bloomberg-Bericht zufolge hat die EU-Kommission ein Angebot vorbereitet, um den USA entgegenzukommen. Es umfasst höhere Importe von Flüssiggas, Düngemitteln und Waffen aus den USA sowie eine engere Abstimmung bei Exportkontrollen gegenüber China, Investitionsprüfungen und den gemeinsamen Kampf gegen Überkapazitäten, insbesondere im Stahlsektor.
Besonders dringlich ist die Entschärfung der Stahl- und Aluminiumkonflikte, die laut des Berichts bald einen neuen Höhepunkt erreichen könnte. 2018 hatte die USA Zölle auf diese Produkte verhängt, die Waren im Wert von sieben Milliarden Dollar betrafen. Die EU reagierte mit Gegenzöllen auf US-Produkte im Wert von drei Milliarden Dollar. Eine 2021 erzielte Einigung setzte diese Maßnahmen vorübergehend aus, doch die Frist läuft Ende März ab. Sollte die EU sie nicht verlängern, treten die Zölle wieder in Kraft. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Frist verlängert wird, um eine Eskalation mit den USA zu vermeiden.
Für die EU-Diplomatin Kaja Kallas gibt es jedoch keine Gewinner in Handelskriegen. Sollte es zu einem Handelskonflikt zwischen den USA und der EU kommen, „dann ist China derjenige, der dabei lacht.“ Neben den Zöllen in Höhe von 25 Prozent gegen Mexiko und Kanada, die nun erstmal ausgesetzt worden sind, hatte Trump auch Zölle in Höhe von zehn Prozent gegen China erhoben.
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