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Reaktion auf die Zoll-Orgie

EU-Rache gegen Trump: Die „Bazooka“ wird aufgefahren – doch ein Land zögert noch

In den USA hat der Zollvorschlag von Donald Trump über Nacht Billionen Dollar vernichtet. Die EU konzipiert ihre Reaktion – ihre effektivste Waffe könnte jedoch noch blockiert werden.

Brüssel/Washington – Donald Trump hat mit seiner Zoll-Orgie in der vergangenen Woche einen beispiellosen Ausverkauf auf den Märkten ausgelöst. Die Höhe der Zölle traf die Welt unvorbereitet, auch weil die vorher angekündigten „Gegenzölle“ am Ende gar nicht das waren – die Rechnung der Trump-Administration hatte am Ende gar nichts mit Zöllen zu tun, sondern lediglich mit dem Handelsdefizit. Aus diesem Grund soll die EU künftig 20 Prozent auf alles, was sie in die USA exportiert, zahlen. In Brüssel wird daher schon abgewogen, wie man auf den Handelskrieg reagieren sollte. Die „Bazooka“ will man noch nicht einsetzen – aber sie wird schon diskutiert.

EU bereitet ihre „Bazooka“ gegen Trump vor: Das letzte Mittel gegen die Zölle

Unter der „Bazooka“ verstehen die Brüsseler das Anti-Coercion Instrument (ACI), das Instrument zur Bekämpfung von Zwangsmaßnahmen. Es ermöglicht der Union, Vergeltungsmaßnahmen gegen Drittländer zu ergreifen, die wirtschaftlichen Druck auf EU-Mitglieder ausüben. So kann die EU den Zugang von Unternehmen zu öffentlichen Ausschreibungen beschränken. Auch können Maßnahmen ergriffen werden, die auf den Dienstleistungshandel oder Investitionen abzielen. Im schlimmsten Fall kann der Außenhandel mit diesem Land komplett gestoppt werden.

Donald Trumps Strafzölle: Diese Produkte aus Deutschland werden jetzt teurer

Die Strafzölle der neuen US-Regierung zielen auch auf Baumaschinen wie Bagger von Liebherr ab
Donald Trump und die US-Regierung planen neue Strafzölle auf deutsche und europäische Importe. Die höheren Gebühren zielen auch auf Baumaschinen wie Bagger von Liebherr ab. © Imagebroker/Imago
Thyssenkrupp und Co. liefern hochwertigen Stahl für die Luftfahrt- und Autoindustrie. Deutsche Stahl- und Aluminiumprodukte sind von den höheren Zollgebühren betroffen.
Thyssenkrupp und Co. liefern hochwertigen Stahl für die Luftfahrt- und Autoindustrie. Deutsche Stahl- und Aluminiumprodukte sind von den höheren Zollgebühren betroffen. © Funke Foto Services/Imago
Deutsche Spielwarenhersteller wie Playmobil oder Schleich verkaufen ihre Artikel auch in Übersee
Deutsche Spielwarenhersteller wie Playmobil oder Schleich verkaufen ihre Artikel auch in Übersee. © Karina Hessland/Imago
Naschkatzen werden tiefer in die Tasche greifen müssen: In die USA importierte Süßigkeiten wie Haribo oder Ritter-Sport dürften sich verteuern
Naschkatzen werden tiefer in die Tasche greifen müssen: In die USA importierte Süßigkeiten wie Haribo oder Ritter-Sport dürften sich verteuern. © BREUEL-BILD/Imago
Auf High-End-Mikroskope (z.B. von Zeiss) und medizinische Geräte (Röntgen, Chirurgie und mehr) werden Strafzölle erhoben
Auf High-End-Mikroskope (z.B. von Zeiss) und medizinische Geräte (Röntgen, Chirurgie und mehr) werden Strafzölle erhoben. © Chinalmages/Imago
Bier ist historisch in den deutschen Wurzeln verankert. Paulaner und Co. zahlen bei der Einfuhr in die USA künftig mehr Geld
Bier ist historisch in den deutschen Wurzeln verankert. Paulaner und Co. zahlen bei der Einfuhr in die USA künftig mehr Geld. © Ulrich Wagner/Imago
Deutsche Käse- und andere Milchprodukte dürften in den USA künftig teurer werden
Deutsche Käse- und andere Milchprodukte dürften in den USA künftig teurer werden. © IMAGO/Zoonar.com/totalpics
Musikinstrumente werden ebenfalls teurer. Deutsche Hersteller wie Steinway & Sons könnten eine weitere Produktionsverlegung in die USA in Erwägung ziehen
Musikinstrumente werden ebenfalls teurer. Deutsche Hersteller wie Steinway & Sons könnten eine weitere Produktionsverlegung in die USA in Erwägung ziehen. © Eibner/Imago
Fahrräder und E-Bikes wie von Hersteller Cube kosten beim Import in die USA künftig höhere Zollgebühren
Fahrräder und E-Bikes wie von Hersteller Cube kosten beim Import in die USA künftig höhere Zollgebühren. © NurPhoto/Imago
Bayer gehört zu den großen Playern auf dem Pharmaziemarkt. Für Medikamente oder auch Impfstoffe aus der EU erheben die USA künftig höhere Zölle
Bayer gehört zu den großen Playern auf dem Pharmaziemarkt. Für Medikamente oder auch Impfstoffe aus der EU erheben die USA künftig höhere Zölle. © NurPhoto/Imago
Werkzeuge aus Deutschland haben Tradition und ein hohes Ansehen. Auf Produkte von Bosch und weiteren Anbietern gibt es höhere Zölle
Werkzeuge aus Deutschland haben Tradition und ein hohes Ansehen. Auf Produkte von Bosch und weiteren Anbietern gibt es höhere Zölle. © STPP/Imago
Eisenbahn- und Schienenfahrzeugtechnik mit dazugehörigen Komponenten: Siemens verdient eine Menge Geld in den USA
Eisenbahn- und Schienenfahrzeugtechnik mit dazugehörigen Komponenten: Siemens verdient eine Menge Geld in den USA. © Zoonar/Imago
In den USA gibt es eine hohe Nachfrage nach Rostbratwürsten und vielem weiteren Fleisch aus Deutschland und anderen Ländern Europas
In den USA gibt es eine hohe Nachfrage nach Rostbratwürsten und vielen weiteren Fleischsorten aus Deutschland und anderen Ländern Europas. © IMAGO/Ardan Fuessmann
Der europäische Industriekonzern Airbus liefert Flugzeuge, Hubschrauber und weitere Komponenten in die USA
Der europäische Industriekonzern Airbus liefert Flugzeuge, Hubschrauber und weitere Komponenten in die USA. © Xinhua/Imago
Deutschland beheimatet weltbekannte Sportartikelhersteller. Adidas, Puma und Co. werden bei der Einfuhr in die USA künftig stärker zur Kasse gebeten
Deutschland beheimatet weltbekannte Sportartikelhersteller. Adidas, Puma und Co. werden bei der Einfuhr in die USA künftig stärker zur Kasse gebeten. © Zink/Imago
BMW, Mercedes und Volkswagen exportieren jährlich Autos im Wert von über 30 Milliarden Euro in die USA. Dafür werden künftig höhere Abgaben fällig
BMW, Mercedes und Volkswagen exportieren jährlich Autos im Wert von über 30 Milliarden Euro in die USA. Dafür werden künftig höhere Abgaben fällig. © Mercedes
Brezeln sind deutsches bzw. bayerisches Kulturgut. Auch in die Vereinigten Staaten wird das Laugengebäck exportiert, ebenso wie andere Backwaren
Brezeln sind deutsches bzw. bayerisches Kulturgut. Auch in die Vereinigten Staaten wird das Laugengebäck exportiert, ebenso wie andere Backwaren. © Rolf Poss/Imago
Halbleiter oder auch Sensoren von deutschen Technologiekonzernen wie Infineon erfordern künftig höhere Ausgaben
Halbleiter oder auch Sensoren von deutschen Technologiekonzernen wie Infineon erfordern künftig höhere Ausgaben. © Zoonar/Imago
Bad- und Pflegeartikel wie die Nivea-Creme von Beiersdorf werden für Milliarden Euro auch in die USA verfrachtet
Bad- und Pflegeartikel wie die Nivea-Creme von Beiersdorf werden für Milliarden Euro auch in die USA verfrachtet. © IMAGO/Snowfield Photography
Die Bekleidungsindustrie ist ebenfalls betroffen: Modeanbieter wie die Edelmarke Hugo Boss werden mit höheren Zollabgaben konfrontiert
Die Bekleidungsindustrie ist ebenfalls betroffen: Modeanbieter wie die Edelmarke Hugo Boss werden mit höheren Zollabgaben konfrontiert. © IMAGO/Sven Severing
Schnaps und anderer Alkohol: Auch Weine und Spirituosen aus Deutschland erfreuen sich in den USA großer Beliebtheit
Schnaps und anderer Alkohol: Auch Weine und Spirituosen aus Deutschland erfreuen sich in den USA großer Beliebtheit. © Chromorange/Imago
Chemie-Gigant BASF setzt ungeheure Mengen seiner Erzeugnisse auch in den USA ab. Für Kunststoffe, Spezial-Chemikalien und mehr werden höhere Zölle fällig
Chemie-Gigant BASF setzt ungeheure Mengen seiner Erzeugnisse auch in den USA ab. Für Kunststoffe, Spezial-Chemikalien und mehr werden höhere Zölle fällig.  © Ulrich Roth/Imago
Haushalts- und Elektrogeräte zum Beispiel von Siemens werden künftig ebenfalls für höhere Kosten in die USA importiert
Haushalts- und Elektrogeräte zum Beispiel von Siemens werden künftig für höhere Kosten in die USA importiert. © IMAGO/Michael Bihlmayer
Küchen und zahlreiche Einrichtungsstücke wie Möbel sind von den höheren Zollgebühren in die USA betroffen
Küchen und zahlreiche Einrichtungsstücke wie Möbel sind von den höheren Zollgebühren in die USA betroffen. © IMAGO/Manfred Segerer
Kaffee aus Europa wird bei der Einfuhr in die Vereinigten Staaten von nun an mehr Geld kosten
Kaffee aus Europa wird bei der Einfuhr in die Vereinigten Staaten von nun an mehr Geld kosten. © Zoonar/Imago

Das ist auch der Grund für die drastische Sprache der EU-Politiker. Diese Waffe gegen die USA einzusetzen, würde auch der EU erheblichen Schaden zufügen. Sie dient also eher dazu, eine Drohkulisse aufzubauen und soll nur als letztes Mittel eingesetzt werden. Damit das funktioniert, muss Trump aber auch wirklich glauben, dass die EU die „Bazooka“ nutzen würde.

Der ACI gibt der Kommission bis zu vier Monate Zeit, mögliche Fälle zu prüfen. Stellt sie fest, dass das Vorgehen eines anderen Landes Zwangsmaßnahmen darstellt, geht sie auf die EU-Mitglieder zu. Diese haben dann acht bis zehn Wochen Zeit, diese Feststellung zu bestätigen. Hierzu ist eine qualifizierte Mehrheit der EU-Mitglieder erforderlich – eine höhere Hürde als für die Einführung von Vergeltungszöllen. Die Kommission konsultiert dann in der Regel den betreffenden Staat. Gelingt keine Einigung auf dem Verhandlungsweg, kann sie innerhalb von sechs Monaten EU-Reaktionen ergreifen, die innerhalb von drei Monaten in Kraft treten. Der gesamte Prozess könnte ein Jahr dauern.

Meloni will nicht zwischen Trump und der EU entscheiden

In Brüssel wird daher jetzt schon nach Mehrheiten für den Einsatz dieser Waffe gesucht. Nach Angaben der Financial Times sind am Donnerstag (3. April) die Botschafter der EU-Länder zusammengekommen, um genau darüber zu sprechen. Frankreich, Deutschland, Spanien und Belgien gehörten demnach zu den Ländern, die den Einsatz des ACI befürworteten. Zunächst sollten US-Tech-Konzerne empfindlich getroffen werden.

Doch es gibt Gegenstimmen, und eine mächtige ist die Ministerpräsidentin von Italien, Giorgia Meloni. Sie hat aus der EU den engsten Draht zu Trump und war eine der wenigen Europäerinnen, die zu seiner Amtseinführung in Washington eingeladen war. Jetzt wird sie aufgefordert, sich zu entscheiden: Europa oder die USA.

Italiens Premier Giorgia Meloni bei ihrem Treffen mit Donald Trump in Mar-a-Lago in Florida im Januar 2025.

Gegenüber der FT nennt sie diese Entscheidung „kindisch“. Sie werde die Interessen Italiens im Blick haben und danach entscheiden. Ob sie sich, wenn es dann darauf ankommt, zu einem Gegenschlag gegen die USA überzeugen lässt, wird in den kommenden Wochen Gegenstand von Beratungen sein.

EU wägt Gegenzölle ab – muss aber mit Trump weiterverhandeln

Generell hat die EU eine schwierige Aufgabe vor sich. Einerseits soll noch Zeit für Verhandlungen bleiben, andererseits werden immer wieder Forderungen nach spürbaren Gegenmaßnahmen laut. Frankreichs Finanzminister Eric Lombard sagte dem TV-Sender BFM, die EU sollte nicht mit den gleichen Werkzeugen antworten, weil sonst europäische Konsumenten leiden würden. „Wir arbeiten an einem Paket aus Antworten, das auch über Zölle hinausgehen kann.“ Auch europäische Unternehmen warnen vor Gegenzöllen, die die Wirtschaft insgesamt ins Wanken bringen könnten.

Italiens Außenminister Antonio Tajani betonte, die EU sollte sich dafür einsetzen, die neuen Zölle auf zehn Prozent zu halbieren. Das könnte das kurzfristige Ziel sein, sagte er der Zeitung Corriere della Sera. Marco Simoni, einstiger Regierungsberater für Wirtschaftsangelegenheiten in Italien, sagte zur FT: „Was tut man, wenn ein Freund sich selbst verletzt und einen provoziert, noch mehr Schaden anzurichten? Man sagt ihm: ‚Hör auf damit‘ und bleibt cool.“

Er erwarte eine Reaktion aus der US-Bevölkerung, der sich Trump nicht widersetzen wird können. „Warten wir sechs Monate. Dann werden die USA in einer offenen Rezession stecken und US-Unternehmen werden die Regierung anflehen, die Zölle zu streichen“, glaubt er.

Rubriklistenbild: © Arne Dedert/dpa

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