Gewinn für Russlands Wirtschaft?
EU-Land unterstützt Russlands Wirtschaft durch indirekten Gasankauf
Obwohl Putin die Gaszufuhr nach Österreich unterbrochen hatte, scheint russisches Gas immer noch zu fließen - neue Theorien kommen auf.
Moskau – Immer mehr EU-Länder bereiten sich auf ein Ende des russischen Gases vor. Österreich bezog bis vor Kurzem noch fleißig Gas aus Russland, bis Wladimir Putin die Lieferungen nach einem Rechtsstreit komplett einstellte. Doch trotzdem gelangt russisches Gas offenbar nach Österreich. Wie ist das möglich – und bestellt jemand aus der EU russisches Gas?
Russland stellt Gas-Lieferungen nach Österreich ein – doch es gibt brisante Erkenntnisse
Zum Hintergrund: Seit dem Samstagmorgen, 16. November, erhält der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV wie angekündigt kein Erdgas mehr vom russischen Energiekonzern Gazprom. Die Gaslieferungen an die OMV seien an dem Samstagmorgen um 6.00 Uhr eingestellt worden, teilte die österreichische Regulierungsbehörde E-Control mit. Die OMV bestätigte den Lieferstopp. Doch auch 20 Tage später sei russisches Gas nach Österreich geflossen, berichtet das Handelsblatt und beruft sich auf Daten des europäischen Ferngasleitungsverbands Entsog.
Bereits am 18. November 2024 gab es brisante Berichte: Die OMV hatte vor dem Lieferstopp etwa 17 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag von Gazprom erhalten, und diese Mengen finden laut Reuters nun in Europa neue Käufer oder Zwischenhändler, die einspringen, um das unverkaufte Gas aufzukaufen. Wer das Gas erwirbt und die zuvor an OMV gelieferten Mengen möglicherweise weiterverkauft, war unklar. Anfangs hieß es, es könne sich um bereits losgeschickte Restmengen handeln. Doch nun gibt es neue Theorien.
Russisches Gas in der EU – kauft Slowakei russisches Gas über Umwege?
Im Fokus steht die Slowakei. Der Bedarf nach Gas aus Russland ist offenbar vorhanden. Das slowakische Staatsunternehmen SPP erklärte am 17. November 2024 gegenüber Reuters, es beziehe noch immer Gas aus Russland, und deutete an, dass andere Länder mehr Gas kauften, weil in Europa noch immer „großes Interesse“ an russischem Gas bestehe.
Allerdings äußerte sich das Unternehmen nicht zur Frage, ob es einen Teil der Menge, die normalerweise an OMV geht, für Handels- oder andere Zwecke aufkauft. Aus einer mit den russischen Gaslieferungen nach Europa vertrauten Quelle hieß es, Gas aus Russland sei noch immer billiger als aus vielen anderen Quellen, weshalb österreichische Mengen rasch weiterverkauft worden seien.
Ebenfalls brisant: Die Gaslieferungen aus der Slowakei in die Tschechische Republik stiegen seit dem 1. Oktober deutlich an und machten 74 Prozent der gesamten tschechischen Importe aus, obwohl tschechische Unternehmen keine Verträge mit Gazprom haben. Händler und Analysten vermuten laut Reuters, es könne sich um Gas aus Russland handeln, das über die Turkstream-Pipeline oder aus der Ukraine geliefert werde. Dort könne es aufgrund voller Speicherstätten Überschüsse geben und die Lieferung in die Tschechische Republik sei wegen einer deutschen Abgabe, die den Transit verteuere, billiger als Gas aus dem Westen.
Wichtiges Abkommen besiegelt Aus von russischem Gas – was das für die EU heißt
Vor dem Hintergrund, dass das Gastransitabkommen zwischen der Ukraine und Russland Ende 2024 ausläuft, dürften von Russland energieabhängige Länder, wie Slowakei und auch Ungarn, sich Gedanken über die künftige Gasversorgung machen. Das Abkommen hatte es Russland bislang ermöglicht, russisches Gas über die Ukraine nach Europa zu liefern. Doch die Ukraine hat bereits deutlich gemacht, das Abkommen nicht verlängern zu wollen. In der EU zeigte man sich zuversichtlich, auch ohne Gas aus Russland zurechtkommen zu können. Bei der Suche nach Alternativen könnte vor allem Aserbaidschan eine wichtige Rolle zukommen. (bohy mit Material von Reuters)
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