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Gamechanger für die Energiewende

EU-Abkommen mit Putin-Freund drängt Russland weiter in die Defensive

Putin buhlt um jeden Partner – wie wichtig ist ihm Serbien? Ein EU-Deal dürfte auch Russlands Aufmerksamkeit erregen.  (Archivfoto)
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Putin buhlt um jeden Partner – wie wichtig ist ihm Serbien? Ein EU-Deal dürfte auch Russlands Aufmerksamkeit erregen. (Archivfoto)

Putin ist aktuell auf der Suche nach möglichen Verbündeten und strebt an, seine Macht auch in Serbien zu stärken. Ein Abkommen mit der EU könnte daher auch Russlands Interesse wecken.

Belgrad – Der geplante Besuch von Kanzler Olaf Scholz (SPD) in Serbien sorgt für Aufruhr: Noch in dieser Woche soll der Grundstein für eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Erschließung von Rohstoffen gelegt werden. Inzwischen hat Regierungssprecher Steffen Hebestreit bestätigt, dass es sich um ein Projekt zum nachhaltigen Lithiumabbau in Serbien handelt. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin dürfte bei dem geplanten Deal hellhörig werden.

Heikler EU-Deal geplant: Scholz-Besuch in Serbien könnte auch Aufmerksamkeit von Putin erregen

Trotz Protesten von Umweltschützern will Serbiens Regierung den Weg frei machen für den Abbau von Lithium im Jadar-Tal. Das berichtet die serbische Nachrichtenagentur Tanjug. Nahe dem Ort Loznica soll eine der größten Reserven Europas für diesen weltweit knappen Rohstoff liegen. Mit einer neuen Verordnung beugte sich Belgrad einem wenige Tage zuvor gefällten Urteil des serbischen Verfassungsgerichts. Demnach ist die 2022 erfolgte Annullierung des Raumordnungsverfahrens für das Lithium-Abbauprojekt unrechtmäßig gewesen.

Lithium spielt eine wichtige Rolle beim Bau von E-Fahrzeugen. Viele namhafte Hersteller von Elektroautos setzen auf einen von Lithium-Ionen-Batterien angetriebenen Elektromotor und forschen an Optimierungen der Lithium-Speichertechnologie. Es gibt bereits Vorkommen in Europa, doch der Abbau ist mit negativen Folgen für die Umwelt verbunden.

Warum ist Lithium wichtig für die Energiewende und E-Autos?

Lithium-Ionen-Akkus sind laut dem jungen Unternehmen Norcsi GmbH aufgrund ihrer hohen Energiedichte seit den 1990er Jahren die meistgenutzte Technologie für batterieelektrische Fahrzeuge, Laptops, Smartphones und viele weitere mobile Anwendungen mit hohem Energiebedarf. Am Abbau von Lithium gibt es aber auch Kritik von Umweltschützern: Laut Utopia werden beim Lithium-Abbau viele Chemikalien eingesetzt, die zum Lösen des Lithiums eingesetzt werden. Diese gelangen genauso wie nicht brauchbare Schwermetalle in die Umwelt. Die Schwermetalle könnten das Grundwasser verunreinigen und daher eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung der Anwohner darstellen, kritisieren Umweltschützer.

Putins Verbündeter Serbien im Dilemma? Lithium-Deal mit EU geplant

Der geplante Deal mit Serbien könnte für die EU eine Wende in der Energieindustrie bedeuten. Von dem Projekt profitieren sollen laut dem serbischen Präsidenten Aleksander Vučić auf jeden Fall beide Seiten: die EU und Serbien. Das ließ der Präsident in einem Interview mit dem Handelsblatt verlauten. Allerdings bringt der geplante Deal Serbien möglicherweise in ein Dilemma. Denn Serbien hat einerseits Interesse, der EU beizutreten und gilt seit 2012 als offizieller Beitrittskandidat. Im Interview mit dem Handelsblatt vom 17. Juli betonte der Präsident: „Unser Ziel ist es, Teil der Europäischen Union zu werden.“

Ob das Lithium-Vorkommen die Tür dafür öffnen könnte, bestätigte der Präsident nicht. Serbiens Ministerin für Bergbau und Energie, Dubravka Djedovic Handanovic, erklärte zumindest laut der dpa, dieses Projekt stelle die Zukunft der wirtschaftlichen Integration Serbiens in Europa dar.

Anderseits hat sich Serbien in den letzten Jahren Russland und auch China angenähert. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat sich die serbische Regierung geweigert – und ist damit das einzige Land in Europa –, Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Laut Euractivc gab Vučić im Februar 2024 bekannt, dass er ein Anti-Drohnen-System, Kampffahrzeuge und Infanterieausrüstung aus Russland gekauft hat. Die russisch-serbische Beziehung wurde zudem dadurch gefestigt, als Russland Serbiens Widerstand gegen die Unabhängigkeit des Kosovos unterstützte. Der Kreml war gegen die Unabhängigkeit der Provinz und meinte, dies wäre ein Verstoß gegen das Völkerrecht.

Putin buhlt um Partner aus Angst vor Isolation – wie wichtig ist ihm Serbien?

Es wäre jetzt voreilig Schlüsse zu ziehen, ob sich Vučićs Haltung gegenüber Russland nach der Umsetzung des EU-Deals ändern würde. Serbiens geplanter EU-Deal öffnet jedoch Raum für Spekulationen. Eins scheint jetzt schon für den serbischen Präsidenten klar zu sein: Die Interessen Serbiens stehen an erster Stelle. „Ich sitze nur auf einem Stuhl: auf dem serbischen. Und inwiefern nähern wir uns Russland an?“, sagte der Präsident gegenüber dem Handelsblatt und erklärte, er habe seit zweieinhalb Jahren nicht mehr mit Putin gesprochen. Die gemeinnützige Organisation Carnegie Europe prognostizierte bereits in einer Analyse über die russisch-serbische Beziehung im Jahr 2023: „Während Vučić die Brücken zum Kreml nicht abbrechen wird, könnten Serbien und Russland auseinanderdriften.“

Klarzustellen ist, dass im Fall von Serbien und Russland – zumindest bisher – von keinem wirtschaftlichen Bündnis die Rede sein kann. Im Februar haben beide Länder laut Euractiv ihre Beziehungen mit der Unterzeichnung eines Gesundheitsabkommens zwischen den beiden Ländern und der Ankündigung einer militärischen Drohnenlieferung aus Moskau weiter gestärkt. Doch die Einflussnahme Russlands auf Serbien wächst, und Serbien wird gerade wegen seiner Lithium-Vorkommen von Russland umworben.

Gerade in Zeiten des Ukraine-Kriegs und Sanktionen, die Russland isolieren, kommt es für Putin auf jeden potenziellen Partner an. Im Fall von China lässt sich erkennen, wie sehr die Abhängigkeit Russlands zu seinen Verbündeten wächst. Seit Monaten kämpft Putin darum, die Zusammenarbeit mit Peking auszubauen und will China als Abnehmer für russisches Gas gewinnen. (bohy mit Material der dpa)

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