Zeit läuft davon
Esprit vor dem Ende in Deutschland – „Eine klare Katastrophe“
Die Modekette Esprit befindet sich in der Insolvenz. Insider berichten von Schwierigkeiten bei der Investorensuche. Auch im Ausland gibt es Probleme.
Ratingen – Einst gehörte die Marke Esprit zu den Eckpfeilern einer jeden deutschen Einkaufsstraße. Jetzt steht die Modekette womöglich vor dem endgültigen Aus: Wie die Berliner Morgenpost in dieser Woche berichtet, hat Esprit noch bis zum 1. August Zeit, einen Investor zu finden. Danach muss das Unternehmen wieder für die Gehälter der Mitarbeitenden selbst aufkommen, aktuell werden die von der Bundesagentur für Arbeit gezahlt. Ein Sprecher betonte gegenüber IPPEN.MEDIA, dass die Gehälter aber erstmal über den 1. August hinaus bezahlt werden können, es würden nicht „sofort die Lichter ausgehen“.
Esprit ist insolvent – Aktie ist mittlerweile wertlos
Dennoch droht der Kette jetzt die Abwicklung. Einst gehörte Esprit zu den profitabelsten High-Street-Marken in Deutschland. Wie sich das gewandelt hat, zeigt auch ein Blick auf die Aktie des Unternehmens im Verlauf der vergangenen 20 Jahre. Während 2007 eine Esprit-Aktie noch 30 Euro wert war, ging es seitdem kontinuierlich bergab: 2010 war sie um 50 Prozent eingebrochen auf 15 Euro, ein Jahr später schon war sie gerade mal zwei Euro wert. Seitdem hat sie sich kaum erholt, heute ist eine Esprit-Aktie 1 Cent Wert. Man könnte auch sagen: wertlos.
Eine Umfrage der Fachzeitschrift Textilwirtschaft (TW) zeigt, dass das Standing von Esprit auch im Handel erodiert ist. Mehrere befragte Modehäuser sagten dem Portal, dass sie Esprit nicht mehr führen oder bald nicht mehr führen werden. Das liege auch daran, dass es seit Frühjahr erhebliche Lieferprobleme gebe, wie der Einkaufschef von Galeria in München der TW sagte. Es gebe keine Produktion der Herbst-/Winter-Kollektion zwischen Juli und September, danach sei es „offen, wie es weitergeht“.
Der Geschäftsführer der Kaufring-Häuser in München spricht da deutlichere Worte: „Ich habe Esprit rausgeschmissen, als ich vor vier oder fünf Wochen erfuhr, dass meine im Februar georderte Ware nicht kommen wird“, so Magnus Versen zu TW. „Ich als Händler versuche immer, langjährigen Lieferanten in schwierigen Zeiten die Treue zu halten. Aber eine solche Kommunikation - das ist nicht zu tolerieren. So kann man nicht planen“. Ein weiterer Modehaus-Geschäftsführer sagt dem Portal: „Die Ware für Frühjahr/Sommer wurde schon sehr holprig ausgeliefert, aktuell ist es eine klare Katastrophe“.
Insolvenz von Esprit auch in der Niederlande – dort wird gleich liquidiert
Alles zusammengenommen deutet das nicht auf gute Nachrichten für Esprit hin. Noch dazu eine weitere Hiobsbotschaft in dieser Woche: Auch die niederländische Tochter von Esprit hat einen Insolvenzantrag gestellt. Betroffen sind neben den Geschäften in der Niederlande auch solche in Luxemburg und Spanien. Diese Tochtergesellschaft soll nach Angaben von Fashion United liquidiert werden, es gebe keine Investorensuche mehr. Direkten Einfluss hat dies allerdings nicht auf die Situation in Deutschland.
Einen Hoffnungsschimmer gibt es für hierzulande gibt es der Berliner Morgenpost zufolge aber noch. An den Markenrechten seien Investoren demnach noch interessiert, konkret geht es um Alteri (Street One, Cecil) und um Peek & Cloppenburg. Allerdings wollen beide der Zeitung zufolge aktuell nur einen Kaufpreis anbieten, das unter dem Zerschlagungswert liege. Das berichten Insider. Zeigt sich kein potenzieller Investor bereit, etwas mehr Geld zu geben, dann wird es auf eine vollständige Auflösung hinauslaufen. Ebenfalls Teil der Verhandlungen soll die Frage nach dem Personal sein – und ob sie ihre Jobs behalten können.
Esprit Europe GmbH hat im Mai Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen betreibt nach eigenen Angaben 56 Filialen, zuletzt wurden dort 1500 Personen beschäftigt. Der Hauptsitz der Firma liegt in Hongkong, dort wurde er vor einigen Jahren aus dem deutschen Ratingen verlegt.