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Esprit-Insolvenz: Alle 56 Filialen in Deutschland vor dem Aus? Sprecher ordnet ein
Nach der Esprit-Insolvenz müssen viele Filialen in Deutschland wohl dichtmachen. Einige Standorte bekamen dies bereits zu spüren. Mitarbeiter bangen um ihren Job.
Frankfurt – Der Modekonzern Esprit hat erneut Insolvenz angemeldet, diesmal für sein Europageschäft. Das Amtsgericht Düsseldorf ordnete vorläufige Eigenverwaltungsverfahren für die Esprit Europe GmbH sowie sechs weitere deutsche Gruppengesellschaften an. Die betroffenen Gesellschaften sollen unter Eigenverwaltung weitergeführt werden, wobei ein Sachwalter die Geschäftsführung überwacht.
Bereits zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren ist Esprit in eine finanzielle Krise geraten. Während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 hatte das Unternehmen bereits Insolvenz angemeldet, was zu erheblichen Einschnitten führte: Rund ein Drittel der Belegschaft wurde entlassen und 100 Filialen wurden geschlossen. Jetzt trifft es erneut 1.500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Deutschland. Die Filialen bleiben zwar vorerst geöffnet, doch die Unsicherheit über ihre Zukunft bleibt bestehen.
Esprit-Filialen in Deutschland vor dem Aus?
Die Geschäftsführung der betroffenen Gesellschaften übernimmt ein erfahrenes Team: Rechtsanwalt Dr. Christian Gerloff und Christian Stoffler sollen die Leitung übernehmen und den Konzern sanieren. Sie haben sich bereits bei der Restrukturierung von Modeunternehmen wie Escada, Gerry Weber und Adler Modemärkte einen Namen gemacht.
Die Esprit Europe GmbH, die ihren Sitz in Ratingen hat, ist die Obergesellschaft für mehrere europäische Länder, darunter Deutschland, Frankreich und die skandinavischen Länder. Allein in Deutschland betreibt Esprit 56 Filialen, dazu gibt es rund 60 Franchise-Stores, deren Existenz nun von der Insolvenz bedroht ist.
Ein Franchisenehmer etwa ist die PTH group, die den Vertrag mit dem Modeunternehmen bereits vor den Insolvenzanträgen aufgelöst hatte. Die von PTH betriebenen Stores werden zwar nicht geschlossen, sie vertreiben allerdings keine Esprit-Produkte mehr, sondern andere Marken. Auf der Homepage der PTH group sind nur noch folgende neun deutschen Esprit-Filialen aufgelistet (Stand: 31. Mai 2024):
- Esprit Outlet Parsdorf City (Bayern)
- Esprit Berlin LP12 Mall of Berlin (Berlin)
- Esprit Outlet Wustermark (Brandenburg)
- Esprit Outlet Bad Münstereifel (Nordrhein-Westfalen)
- Esprit Outlet Broderstorf (Mecklenburg-Vorpommern)
- Esprit Hameln Stadt-Galerie (Niedersachsen)
- Esprit Outlet Mülheim-Kärlich (Nordrhein-Westfalen)
- Esprit Recklinghausen (Nordrhein-Westfalen)
- Esprit Outlet Brehna (Sachsen-Anhalt)
Dem RP-Bericht zufolge könnte allen Esprit-Läden in Deutschland das Aus bevorstehen. Ein Ex-Esprit-Vorstand, der nach RP-Angaben bis März 2024 in dem Unternehmen arbeitete, wird wie folgt zitiert. „Nach meiner Beurteilung wird jeder Standort von Esprit in Deutschland schließen müssen.“
Frank Elsner, Unternehmenssprecher der Esprit Europe GmbH, dementiert bei IPPEN.MEDIA: „Es gibt keinerlei Entscheidungen zu Filialschließungen oder zum Filialnetz insgesamt bei den insolventen deutschen Esprit-Gesellschaften. Alles Weitere hängt vom Fortgang des Verfahrens und vor allem von den Vorstellungen von potenziellen Investoren für Esprit ab. Alle 56 eigenen Filialen in Deutschland (inkl. 3 Outlets) sind weiterhin geöffnet. Die aktuellen Abverkaufsmaßnahmen sind eine übliche Vorgehensweise, um Lagerbestände abzubauen und das operative Geschäft im Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu finanzieren.“
Auswirkungen auf Mitarbeiter und Filialen: Struktur und Führung
William Pak, Chef der Esprit-Holding in Hongkong, legt sich im Gespräch mit textilwirtschaft.de allerdings fest: „Es wird Schließungen geben. Es wird Veränderungen geben.“ Er begründete dies wie folgt: „Die Mieten sind sehr, sehr hoch, die Verträge wurden über einen langen Zeitraum abgeschlossen. Das macht eine angemessene Umstrukturierung oder Größenanpassung sehr schwierig.“
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erhalten für die Monate Mai, Juni und Juli Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit, was ihnen zumindest kurzfristig eine finanzielle Sicherheit bietet. Ziel der Insolvenzverfahren ist es, das europäische Geschäft von Esprit zu restrukturieren und zukunftsfähig aufzustellen. Die Ankündigung der Insolvenz hat in der Modebranche und bei den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Besorgnis ausgelöst. Der Geschäftsbetrieb soll jedoch „bis auf Weiteres“ fortgesetzt werden und alle Stores geöffnet bleiben. (ls)
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