Insider berichten aus vertraulichem Treffen
Drohender Handelskonflikt: Chinas Autobauer fordern harte Sanktionen gegen Europäer
Es war ein Paukenschlag aus Brüssel: Die angekündigten Strafzölle auf chinesische Elektroautos treffen die Firmen aus Fernost hart. Bei einem vertraulichen Treffen werden empfindliche Reaktionen gefordert.
Peking - Im Zollstreit zwischen China und der EU fordern chinesische Hersteller Insidern zufolge Vergeltung und Strafzölle auf europäische Autos. Bei einem Treffen von Autobauern und Vertretern des Handelsministeriums hätten sich chinesische Hersteller für zusätzliche Abgaben auf größere Fahrzeuge ausgesprochen, berichtete die staatliche Global Times am Mittwoch. Aus Branchenkreisen hieß es, dabei sei es um Autos mit einem Hubraum von mehr als 2,5 Litern gegangen.
An der Sitzung hätten Vertreter der europäischen Hersteller BMW, Mercedes-Benz, Volkswagen, Porsche, Stellantis und Renault sowie der chinesischen Konzerne SAIC, Geely , BYD und Great Wall Motor teilgenommen, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Mit Ausnahme von Great Wall hätten sich die chinesischen Autobauer für höhere Zölle ausgesprochen. Die europäischen Hersteller hätten das abgelehnt und für vorsichtige Maßnahmen plädiert.
Vertrauliches Treffen: Autobauer wollen Druck auf EU-Kommission erhöhen
Ziel des Treffens sei es gewesen, Druck auf die EU-Kommission auszuüben und gegen die europäischen Anti-Dumping-Zölle auf chinesische Autos vorzugehen, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen. Die chinesische Seite habe großes Unverständnis über die Importzölle deutlich gemacht und nach einer kraftvollen Erwiderung gerufen, sagte ein Insider. Alle Teilnehmer des Treffens hätten sich darauf verständigt, dass Handelskonflikte vermieden werden müssten.
Die EU-Kommission hatte Sonderzölle auf Elektroauto-Einfuhren aus China von bis zu 38,1 Prozent angekündigt. Sie begründete diesen Schritt mit Wettbewerbsverzerrungen durch hohe staatliche Subventionen in der Volksrepublik. Damit folgt die Union einem ähnlichen Schritt der USA, die ihre Zölle auf chinesische E-Fahrzeuge auf 100 Prozent vervierfacht hatten. Chinas aktueller Importzoll für Autos liegt derzeit bei 15 Prozent.
Chinesische Regierung warnt vor neuem Handelskonflikt
Im Zuge des Streits über Strafzölle für E-Autos hatte die Regierung in Peking vor einem neuen Handelskonflikt gewarnt. China werde alle notwendigen Schritte ergreifen, um die EU-Maßnahmen zu kontern.
2023 wurden nach Daten des europäischen Statistikamtes Autos im Wert von 19,4 Milliarden Euro aus der EU nach China exportiert. Darunter sind vor allem rentable Verbrennermodelle mit großen Motoren: Allein seit Jahresbeginn wurden nach chinesischen Einfuhrdaten Fahrzeuge mit einem Motor von mehr als 2,5 Litern Hubraum im Wert von 1,2 Milliarden Dollar aus Deutschland nach China eingeführt. Die Fahrzeugimporte aus der Volksrepublik summierten sich 2023 auf 9,7 Milliarden Euro. Für die deutschen Autobauer ist China der wichtigste Einzelmarkt mit einem Umsatzanteil von ungefähr einem Drittel. (reuters, lf)