Rapider Wertverfall
Gebrauchte Elektroautos: Preissturz stellt Verbraucher vor schwierige Entscheidung
Elektroautos wurden in den vergangenen Jahren teuer verkauft. 2024 ist die wirtschaftliche Realität eingekehrt - und gebraucht gibt es einen hohen Preisverfall.
München - Die Lage auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist für Autokäufer im Jahr 2024 entspannt. Das betrifft besonders Elektroautos, wo angebotene Modelle für attraktive Preise weit unter dem Neupreis zu haben sind. Aus Sicht der E-Auto-Besitzer ist dies ein Problem: Weil der Wertverfall bei Stromern - besonders im Premiumsektor - hoch ist, können Fahrzeuge nur mit größerem Verlust weiterverkauft werden.
Als Beispiel nennt das Handelsblatt einen Audi e-tron 50 Quattro, mit einem Alter von etwa zwei Jahren und einer Laufleistung von knapp 24.000 Kilometern. Das bis 2022 produzierte Elektro-SUV werde für etwa 34.890 Euro gehandelt, dabei betrug der Neupreis der Modellreihe knapp das Doppelte. Auch das britische Nobel-E-Auto Jaguar I-Pace wird auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu Preisen „verhökert“, die teilweise über 50 Prozent unter dem Neupreis liegen.
Gebrauchte Elektroautos: Preise für Stromer rauschen in den Keller
Der Effekt, welcher die Besitzer von Elektroautos ereilt: Die Marktsituation Anfang der 20er-Jahre führte (wegen Corona und Chipmangel) zu enormen Teuerungen, die Preise für elektrische Neuwagen stiegen auf Rekordhöhe. Doch mittlerweile ist die Konsumlaune in Deutschland abgeschwächt: zum einen aufgrund der Inflation infolge der Energiekrise, zuletzt wurde auch noch der Umweltbonus gestrichen.
Mitunter dieser Mix führte dazu, dass bei E-Autos, die vor wenigen Jahren noch teuer an den Mann oder die Frau gebracht wurden, eine Rabattschlacht einsetzte. So sind auch Autohersteller wie VW zu hohen Preisnachlässen verdammt. Zwangsläufig geraten gebrauchte Elektroautos unter Druck - und die zu Preise rauschen runter.
Selbst E-Modelle für den Massenmarkt können 2024 nur mit deutlichem Preisverfall weiterverkauft werden, darunter der VW ID.3 oder der Opel Mokka-E.
Elektroautos gebraucht: Reichweite und „skurrile Preispolitik“ machen Probleme
Marcus Hungerkamp, Vorstand der Starcar Europe Service Group, erklärt den enormen Preisverfall bei gebrauchten E-Autos zudem mit den Entwicklungssprüngen in der Batterietechnik. Denn moderne Elektroautos haben eine effizientere Technologie als diejenigen, welche schon zwei oder drei Jahre alt sind. „Ein neuer Verbrenner fährt dagegen nicht auf einmal um 200 oder 300 Kilometer weiter als ein alter. Das macht sie wertstabiler“, schildert der Manager des Autovermieters dem Handelsblatt.
Auch die „skurrile Preispolitik“ einiger Autohersteller sorgt dafür, dass Menschen vor Elektroautos zurückschrecken. Vertriebschef Stefan Schneck von der Gebrauchtwagenplattform AutoScout24 hebt Elektro-Pionier Tesla hervor: Er spricht von einem „Elon-Effekt” und glaubt, dass die Restwerte 2024 „deutlich abnehmen“. AS24 veröffentlichte im Januar eine Studie, welche den drastischen Preisverfall von gebrauchten E-Autos verdeutlicht.
Aus Verbrauchersicht lässt sich Experten zufolge festhalten, dass die Preise für neue E-Autos wohl nicht mehr jene Höhen erreichen, die sie vormals hatten. Laut Ajay Bhatia, Geschäftsführer des Online-Konkurrenten Mobile.de, „müssen die Preise für E-Autos deutlich fallen, um die Kaufmotivation wieder zu entfachen“.
Autokäufer fremdeln auch 2024 mit E-Autos - Hersteller sind gewarnt
Das setzt auch Autohersteller unter Druck: Verlieren E-Autos rasch an Wert, werde das für Autobauer wie Volkswagen zur „Belastung“, erklärt Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA). Das hängt auch damit zusammen, dass VW und auch Mercedes ihr Vertriebsmodell auf ein Agentursystem umgestellt haben: So können Hersteller zwar einerseits die Preise definieren, tragen aber auch das Lagerwarenrisiko, welches vormals die Händler hatten - und dadurch trübt sich die Bilanz.
Top 10: Die zehn beliebtesten Automarken in Deutschland im Jahr 2023




Denn noch liegen bei deutschen Autokäufern die Pläne für den Umstieg auf ein Elektroauto in weiter Ferne. Laut dem Branchenreport der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) wurden für eine Umfrage insgesamt 4727 Personen zum Autokauf sowie Werkstattverhalten befragt. Während gerade mal drei Prozent der Befragten im Besitz eines E-Autos sind, kann sich etwas mehr als ein Drittel nicht vorstellen, auf einen reinen Stromer umzusteigen.
Als Gründe gegen den Kauf eines BEV-Modells nannten die befragten Neuwagenkäufer eines Verbrenners für den DAT-Report 2024 am häufigsten eine begrenzte Reichweite, hohe Anschaffungskosten und eine unausgereifte Infrastruktur. (PF)