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Rente

Einmalige Prämie statt Rente: Lob für Pläne der Ampel

Die Ampelregierung will mit abgabefreien Prämien für einen späteren Eintritt in die Rente werben. Von Verbänden und Institutionen gibt es Lob – und leise Zweifel.

Berlin – Weiterbeschäftigung statt Rente: Das soll sich für Arbeitnehmer lohnen. Diese einfache Formel verbirgt sich hinter der Rentenaufschubprämie, die die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP im Rahmen ihrer Wachstumsinitiative plant. Konkret bekommen jene Arbeitnehmer, die nicht in Rente gehen, sondern weiterarbeiten, die entgangenen Rentenzahlungen sowie die von der Rentenversicherung eingesparten Beiträge zur Krankenversicherung per Einmalzahlung abgabenfrei ausgehändigt.

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Ein Ziel dieser Regelung ist für die Bundesregierung, das künftig drohende Ungleichgewicht am Arbeitsmarkt abzufedern. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus der letzten Mikrozensuserhebung 2021 gehen bis 2036 rund 12,9 Erwerbstätige in Rente. Die sogenannten Babyboomer sind in den geburtenstarken Jahrgängen zwischen 1946 und 1964 geboren – und machen bezogen auf das Berichtsjahr 2021 30 Prozent aller Erwerbspersonen am deutschen Arbeitsmarkt aus.

Späterer Renteneintritt? Nicht zulasten der Beitragszahler

Die Reaktionen von verschiedenen Vertretern der Wirtschafts- und Sozialverbände oder Instituten ließen nicht lange auf sich warten – und fielen gemischt aus. Lob gab es aus den Reihen der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Die Pläne seien grundsätzlich richtig, da sie durchaus als Anreiz gesehen werden könnten, länger zu arbeiten und später in Rente zu gehen. „Wichtig“ sei nur, dass die Höhe der Rentenaufschubprämie nicht zulasten der sonstigen Beitragszahler einhergehen würde, verkündete die BDA auf Anfrage von ntv. Laut der Deutschen Rentenversicherung sei dieser Passus gewährleistet: Eine Sprecherin der DRV teilte auf Anfrage der Berliner Morgenpost mit, dass nach jetzigem Kenntnisstand mit „keinen Mehrkosten“ zu rechnen sei.

Eine kostendeckende Umsetzung mahnte auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) an: „Bei der Ausgestaltung etwa einer neuen Prämie kommt es darauf an, dass damit keine bürokratischen oder finanziellen Belastungen für die Betriebe verbunden sind“, erklärte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks gegenüber der Redaktion der Berliner Morgenpost.

Anreiz für Arbeitnehmer, Rente nach hinten zu verschieben

Auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) begrüßt das Vorhaben der Koalitionspartner: Vorstandschefin Michaela Engelmeier hob gegenüber der Funke Mediengruppe ebenso den „interessanten Anreiz“ für Arbeitnehmer hervor, „den Renteneintritt eventuell doch etwas nach hinten zu schieben.“ Je nachdem, wie hoch die Prämie ausfiele, käme für die Menschen nach nur einem weiteren Arbeitsjahr „das Geld für ein neues Dach oder eine längere Reise“ zusammen. Als eine Bedingung für die Umsetzung nannte die SoVD-Vorstandschefin allerdings, dass der gesundheitliche Zustand mit der Mehrarbeit zu vereinbaren sei.

Skeptischer bewertete hingegen Wirtschaftsweise Prof. Martin Werding die Rentenaufschubprämie – zumindest in Bezug auf die Akzeptanz durch die Erwerbstätigen. Er rechne „nicht mit massiven Effekten“, da sich der in der Bevölkerung weitverbreitete Wunsch nach einem früheren Renteneintritt nicht so leicht ins Gegenteil drehen ließe. Leider, so liest sich die Botschaft von Werding: Immerhin, so sieht es der 60-Jährige, könne die einmalige Prämie die bereits bestehende Flexirente ergänzen – und Vorteile bringen. Jeder Arbeitnehmer, der über die Regelaltersgrenze hinaus weiterarbeitet, bekommt monatlich einen Zuschlag von 0,5 Prozent auf die nicht in Anspruch genommene Rente. Auch wenn diese Variante laut Werding in der Praxis noch „kaum genutzt“ werde, sei der Gedanke, sie in einer einmalig ausgezahlten Rentenaufschubprämie zu bündeln, durchaus „interessant“. Finanziell könnten sich so für „Standardrentner rund 20.000 Euro ergeben, wenn sie ein Jahr länger arbeiten.“

Studie unter Babyboomer: Späterer Renteneintritt unbeliebt

Eine Studie der Bergischen Universität Wuppertal aus dem Jahr 2022 stützt indes Werdings These, dass ein Rentenverzicht unter den Babyboomern per se unbeliebt ist: Aktuell könnten sich nur 22 Prozent der Befragten des Jahrgangs 1959 vorstellen, bis zur für sie vorgesehenen Regelaltersgrenze von 66 Jahren tätig zu sein. Bei Teilnehmern der Jahrgänge 1965 und 1971 hielten es nur neun bzw. 12 Prozent für möglich. Selbstverständlich konnten die damals Befragten 2022 noch nichts von den Prämien-Plänen der Ampel wissen – die nächste Studienrunde der Universität Wuppertal ist erst für 2026 geplant.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Wolfgang Maria Weber

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