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Unternehmen in Sorge

„Digitale Kolonie“: Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft könnte in Katastrophe enden

Fast alle Unternehmen sind abhängig vom Import digitaler Technologien, sagt eine Studie. Bei kleinsten Erschütterungen kann das zur Katastrophe werden.

Berlin – Manchmal reicht ein einziges Schiff, um die weltweite Wirtschaft ins Stocken zu bringen. 2021 ist genau das passiert, als der Containerriese „Ever Given“ im Suezkanal stecken geblieben war. Tagelang waren wichtige Lieferketten gestört. Aktuell zeigen Angriffe der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe, wie empfindlich die durchglobalisierten Kreisläufe sind. Umso besorgniserregender klingt eine aktuelle Studie vom Digitalverband Bitkom: Demnach sind 94 Prozent der Unternehmen in Deutschland abhängig vom Import digitaler Technologien und Bauteile aus dem Ausland. Das Land mache sich so allmählich zu einer „digitalen Kolonie“, sagte Bitkom-Chef Ralf Wintergerst am Mittwoch.

Deutsche Wirtschaft abhängig vom Ausland: Um digitale Souveränität ist es nicht gut bestellt

„Die digitale Souveränität ist für den Wirtschaftsstandort Deutschland überaus wichtig“, so Wintergerst. Gemeint ist die substanzielle Fähigkeit, Schlüsseltechnologien selbst zu erzeugen oder selbstbestimmt entscheiden zu können, aus welchen Drittländern Technologien bezogen werden. Um diese Fähigkeit ist es laut der Bitkom-Studie gar nicht gut bestellt.

Die meisten Importe kommen aus den USA und China

Hardware, Software oder Programmierleistungen importieren die meisten Unternehmen aus den USA, aus anderen EU-Ländern und aus China. Konkrete Beispiele: „Maschinenbauer kaufen etwa neue Computer in Asien ein, Digitalunternehmen bestimmte Softwareleistungen in den USA“, so Wintergerst. Wenn es dann zu Lieferengpässen kommt, kann das fatale wirtschaftliche Folgen haben – so jedenfalls lesen sich die Ergebnisse der Bitkom-Studie.

Denn eine Mehrheit der Unternehmen hält sich nur für kurze Zeit überlebensfähig, wenn Importe aus dem Ausland plötzlich nicht mehr bezogen werden können: 57 Prozent gaben an, 13 bis 24 Monate weiter bestehen zu können, 19 Prozent wären noch sieben bis zwölf Monate produktionsfähig und zwölf Prozent wären innerhalb eines halben Jahres am Ende.

Sorge wegen Abhängigkeit von China

Aktuell bereiten den Unternehmen Spannungen zwischen den USA und China Kopfschmerzen – Länder, die zu den Hauptlieferanten digitaler Technologien und Hardwareteilen wie Chips gehören. Vor allem die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von China besorgt eine große Mehrheit der Unternehmen (69 Prozent), 38 Prozent sagen dasselbe über die Abhängigkeit von den USA.

Schuld sehen viele vor allem in politischen Entscheidungen. Die Bemühungen der Bundesregierung, den digitalen Standort zu stärken, bewerten sie durchschnittlich mit der Schulnote 5. „Deutschland ist also durchgefallen“, kommentiert Ralf Wintergerst. Allerdings sieht er auch die Unternehmen selbst in der Pflicht: „Es muss höhere Investitionen geben und mehr Mut, digitale Technologien vor Ort zu produzieren.“ Schlüsseltechnologien seien dabei unter anderem Künstliche Intelligenz, Quantum-Computing, und IT-Sicherheit.

Meyer Burger will Solarmodul-Werk schließen: „Es geht um eine Schlüsseltechnologie“

Aber auch der Ausbau Deutschlands zu einem Hotspot der Chip-Fertigung sei unerlässlich. Die Bundesregierung hatte angekündigt, die Chip-Produktion mit einem Milliardenpaket zu unterstützen. Er hoffe, dass es dabei bleibt, so Wintergerst: „Wenn die Bundesregierung im Zuge der Haushaltsdebatte die Chip-Produktion künftig nicht mehr fördern würde, wäre das sehr bedauerlich.“ 

Gegen den gewünschten Trend läuft aktuell eine Entscheidung des Solarmodulherstellers Meyer Burger: Das Schweizer Unternehmen hatte angekündigt, sein Werk im sächsischen Freiberg – die größte Solarmodulproduktionsstätte Europas – schließen zu wollen. „Es ist sehr schade, denn es geht hier um eine Schlüsseltechnologie“, so Ralf Wintergerst.

Rubriklistenbild: © ingimage/imago

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