Strommarkt im Umbruch
Die Abschaffung der Einspeisevergütung steht Solar-Besitzern bevor
Vor dem Aus der Ampel-Koalition hatte die Regierung vor, die Einspeisevergütung für PV-Installationen zum Teil zu kürzen. Die neue Regierung wird nun dazu gedrängt, dieses Gesetz zu vollziehen.
Berlin – 17 Milliarden Euro hat der deutsche Staat in den Monaten Januar bis November 2024 an die Besitzer von Solaranlagen überweisen müssen. Das geht aus dem öffentlich einsehbaren EEG-Konto hervor, das die Kosten der garantierten Einspeisevergütung listet. Die 17 Milliarden Euro reißen ein Rekord-Loch in den deutschen Haushalt – und in den nächsten Jahren werden diese Kosten tendenziell nur steigen. Das hat historische Gründe, die die Ampel-Koalition noch vor ihrem Bruch eigentlich erkannt hat, und beheben wollte. Das nötige Gesetz hat es aber bis jetzt nicht durch den Bundestag geschafft.
Ende der Einspeisevergütung: Ampel schaffte das Gesetz nicht mehr nach dem Bruch
2024 lag der Durchschnittspreis für Strom an der Börse bei 78,50 Euro pro Megawattstunde, heißt es im Jahresbericht der Denkfabrik Agora Energiewende. Damit lag der Tagespreis auf dem tiefsten Stand seit 2021. Im Jahresverlauf gab es einige Ausreißer, die den Preis nach oben oder nach unten zogen. Die Ausreißer nach unten – die Dunkelflauten – haben medial für viel Aufsehen gesorgt. Viel häufiger ist aber das Gegenteil vorgekommen, das mindestens genauso schlecht ist für das deutsche Stromnetz: Die Hellbrise, die die Strompreise in den Keller drückt und den Strom teilweise sogar weniger als null Euro kosten ließ.
Diese sogenannten negativen Strompreise sind aus mehreren Gründen problematisch. Zum einen, weil der Ausbau der Stromtrassen in Deutschland langsamer vorangeht als der Ausbau der Wind- und Solaranlagen. So kommt es immer wieder vor, dass der erneuerbare Strom ins Ausland fließt anstatt hier behalten wird – weil er einfach nicht dorthin transportiert werden kann, wo er hier benötigt würde.
Der andere Grund betrifft das EEG-Konto. Aktuell ist es noch so, dass Betreiber von Photovoltaikanlagen eine garantierte Einspeisevergütung über 20 Jahre ab Betrieb erhalten. Diese starre Vergütung richtet sich aber nicht an den aktuellen Marktpreis. Das sollte ursprünglich den Anreiz zum Ausbau privater PV-Anlagen erhöhen; jetzt ist der Ausbau aber so weit fortgeschritten, dass er den Bundeshaushalt belastet. Bis November 2024 hat die Bundesregierung ganze 17,8 Milliarden Euro an die Netzbetreiber überwiesen, um diese Einspeisevergütung zu decken. In den kommenden Jahren wird dieser Betrag nur noch mehr steigen.
Negative Strompreise sind schlecht für das Netz: Einspeisevergütung muss geändert werden
Die Ampel-Koalition hatte noch vor ihrem Ende ein Gesetz vorgelegt, das vorgesehen hat, die Einspeisevergütung in Zeiten negativer Strompreise abzuschaffen. Statt des staatlich gesicherten Preises pro Kilowattstunde wollte man künftig nur noch der Bau neuer Anlagen bezuschussen. Die Vergütung des Stroms sollte somit vollständig über den Markt geregelt werden. Es sollten auch die Betreiber von kleineren Anlagen zur Direktvermarktung ihres Stroms verpflichtet werden. Aktuell greift die Vermarktungspflicht erst ab 100 Kilowatt, sollte aber auf 25 KW, dann zehn KW oder weniger sinken.
In Zeiten, in denen die Strompreise also unter null fallen, würde das den Anreiz erhöhen, den Strom nicht mehr weiter ins Netz zu speisen, wo er nicht gebraucht wird und aufgrund noch fehlender Trassen nicht zu anderen Landesteilen transportiert werden kann. Stattdessen könnten PV-Besitzer ihren Strom selbst nutzen oder einspeichern für andere Tageszeiten.
Die Unternehmensberatung Energy Brainpool hat im Auftrag des Solaranbieters Enpal die Auswirkungen eines solchen Gesetzes untersucht. Bis 2027 würden die Kosten für den deutschen Steuerzahler 130 Millionen Euro weniger betragen, so die Einschätzung. Es würde auch insgesamt dazu beitragen, die Einspeisung zu Zeiten negativer Strompreise zu reduzieren.
Nächste Bundesregierung wird die EEG-Förderung abschaffen müssen
Es gilt daher als wahrscheinlich, dass die nächste Bundesregierung die EEG-Förderung in ihrer jetzigen Form beenden wird. Tut sie das nicht, steigt die Belastung für den Haushalt – also den Steuerzahler – weiter an. Noch dazu destabilisiert das aktuelle Modell das Netz, da zu viel Strom ohne die nötige Nachfrage die Netze überlastet. Das sind beides Dinge, die keine neue Regierung haben will. Zu erwarten ist aber nicht, dass diese Gesetzesänderung auch bestehende Anlagen trifft. Schließlich haben Solar-Besitzer oft ihre Anlagen gekauft, unter der Prämisse, dass es für die Einspeisung des Stroms einen bestimmten Geldbetrag gibt.
Die Abschaffung der Einspeisevergütung hat aber auch enorme Vorteile für Verbraucher. Den Eigenstrom selbst möglichst einzuspeisen führt zu geringeren Stromkosten insgesamt. Besonders große Vorteile gibt es für E-Auto-Fahrer, die in den Zeiten mit viel Sonne das Auto quasi zum Nulltarif aufladen können.
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