Zuliefererbranche in der Krise
Deutscher Autozulieferer insolvent: 1200 Beschäftigte betroffen
In der Fahrzeugbranche vollziehen sich momentan erhebliche Veränderungen. Eine Insolvenz folgt der anderen. Jetzt ist ein Unternehmen mit Standorten überall im Land betroffen.
Gerstungen – In der Autobranche sieht es aktuell alles andere als rosig aus. Bei der Umstellung auf E-Autos hapert es, darüber hinaus stockt es ebenso bei der Nachfrage. Das bekommen auch die Zulieferer zu spüren, die in verstärktem Maße gerade in Schieflage geraten. Erst vor zwei Wochen meldete sich der Branchenführer Mürdter aus Mutlangen insolvent, kurz nach dem Autozulieferer Recaro.
Autozulieferer mit 1200 Mitarbeitern ist insolvent
Jetzt reiht sich die nächste Insolvenz der Branche ein: Die AE Group mit Hauptzentrale in Gerstungen (Thüringen) hat nach Angaben der Wirtschaftswoche Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Betroffen sind gut 1200 Mitarbeiter an vier Standorten: Gerstungen, Nentershausen (Hessen), Lübeck und im polnischen Strzelce Krajenskie.
Das Amtsgericht in Meiningen hat nach Angaben der Wirtschaftswoche die Rechtsanwältin Romy Metzger von der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz mit der Sachverwaltung beauftragt. Als Generalbevollmächtigter ist Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger im Dienst.
Als Gründe für die Insolvenz nannte das Unternehmen die schwache Nachfrage sowie die gestiegenen Energiepreise. Die AE Group strebt allerdings eine vollständige Sanierung des Unternehmens an.
Die AE Group ist eine Aluminium-Gießerei, die alle möglichen Druckguss-Teile für ein Auto herstellen: von Getriebegehäuse über Komponenten für die Motoren wie auch Gehäuse für Batterien in Elektroautos. Die Firma existiert schon seit 1980 und hatte nach eigenen Angaben einen Umsatz von 150 Millionen Euro im Jahr 2024 angestrebt.
Insolvenzen von Autozulieferern könnten zunehmen – viele Branchen kriseln
Die Insolvenzen in der Zuliefererbranche dürften in den kommenden Monaten weiter zunehmen. Die Krise trifft aber aktuell auch andere Wirtschaftszweige, besonders betroffen ist unter anderem die kriselnde Baubranche sowie das Gesundheitswesen.
Laut einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg, stieg die Zahl der Großinsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum an. „Die Rettung von Unternehmen aus der Insolvenz gestaltet sich zunehmend komplexer. Hohe Zinsen machen den Erwerb insolventer Firmen teurer oder unattraktiv. Ferner schrecken unsichere Umsätze aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage potenzielle Investoren ab“, erklärt Experte Jonas Eckhardt, Partner der Unternehmensberatung Falkensteg.
Eckhardt prognostiziert, dass dieser Trend langfristig anhalten und es so zu weiteren Insolvenzen wie beispielsweise bei einem 208 Jahre alten Traditionsunternehmen, einem führenden Grillausstatter oder sogar einer Insolvenz eines deutschen Skigebiets kommen wird: „Viele Unternehmen müssen sich wandeln, um in der Dynamik des internationalen Handels bestehen zu können.“