Schlüsselindustrie in der Krise
BMW, Mercedes und Volkswagen international abgehängt: Was sind die Probleme der deutschen Autobauer?
Früher führend, jetzt international abgehängt: Die deutschen Autobauer stecken in der Krise. Was sind die Probleme von BMW, Mercedes und Volkswagen?
Frankfurt – Die deutschen Autobauer haben derzeit Probleme. Zuletzt mussten sie jeweils Gewinneinbrüche von um die 30 Prozent verkünden. Im internationalen Vergleich verlieren Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen damit weiter an Boden. Laut einer Analyse der Beratungsgesellschaft EY lief das Jahr 2024 für sie schlechter als ihre Wettbewerber.
Deutsche Autokrise: BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen verlieren international an Boden
Der Umsatz der weltweit führenden 16 Autokonzerne sei 2024 um 1,6 Prozent gestiegen. Bei den drei deutschen Autobauern verzeichnete EY dagegen ein Minus von 2,8 Prozent. Nur bei der Opel-Mutter, dem französisch-amerikanischen Stellantis-Konzern, sah es mit einem Umsatzrückgang von 17 Prozent noch schlechter aus.
Auch die Gewinneinbußen der deutschen Unternehmen von insgesamt 27 Prozent stechen laut der EY-Analyse heraus. Nur Nissan und Stellantis hätten sich demnach mit Minus 73 Prozent und 84 Prozent schlechter entwickelt.
Gründe für die Krise der deutschen Autobauer: Hausgemachte Probleme und fehlende Nachfrage
„Derzeit läuft es nicht gut für die deutschen Autobauer“, erklärte EY-Experte Constantin Gall. „Der Absatz entwickelt sich schwach, die hohen Investitionen in die Elektromobilität amortisieren sich nicht, weil die Nachfrage bei weitem nicht so stark ist wie erhofft.“ Auch „hausgemachte Probleme“ sind laut dem Fachmann Ursachen für die schlechte Entwicklung. Dazu zählt er „teure Software-Fehlschläge, Restrukturierungskosten und Rückrufe“.
Zudem würfen „hohe Investitionen in neue Modelle und Innovationen“ viel Geld kosten und die Marge schmälern, erklärte der EY-Experte. 2024 hätten die deutschen Autokonzerne eine Rekordsumme von 31,2 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Das sei jedoch auf „veraltete und ineffiziente Prozesse“ in diesem Bereich zurückzuführen – besonders im Vergleich zur Konkurrenz aus Asien, heißt es in der EY-Mitteilung. Es gebe zudem keine klare Fokussierung auf Kundensegmente und bei der Modellpalette.
Ranking: Auf diese Automarken fahren Deutsche am meisten ab




Mercedes-Benz und BMW waren 2023 noch gemeinsam mit Stellantis die margenstärksten Autobauer der Welt gewesen. Mercedes-Benz liegt nun auf dem vierten Platz, BMW auf dem sechsten und Stellantis auf Rang 15. Inzwischen belegen Kia, Suzuki und Toyota die ersten drei Plätze. Volkswagen liegt unverändert auf dem zehnten Rang.
US-Zölle und Wettbewerbsdruck in China machen deutschen Autoherstellern das Leben schwer
In naher Zukunft rechnet der Experte nicht mit einer Trendwende – weder beim Absatz, noch beim Umsatz und Gewinn. Dazu ist die aktuelle Lage zu schwierig. „In Europa lahmt die Konjunktur, in den USA dürften die jetzt eingeführten Zölle erhebliche Absatzeinbußen zur Folge haben und in China herrscht ein erbitterter Verdrängungswettbewerb, der stark über den Preis ausgetragen wird und bei dem es für die etablierten Konzerne wenig zu gewinnen gibt“, erklärte Gall.
Es sei umso wichtiger, dass die Konzerne „ihre Hausaufgaben machen“. Laut dem EY-Berater führe kein Weg „an einer klaren strategischen Neuausrichtung und Fokussierung auf den Markenkern, das eigene Leistungsversprechen und das passende Fahrzeugportfolio vorbei“.
„Keine Zeit zu verlieren“: Wie die deutschen Autobauer wieder aufholen können
Zwar sei das „Gebot der Stunde kurzfristig ein radikaler Sparkurs“. Jedoch könne man sich nicht „gesund sparen“. Das sei lediglich ein Mittel zur eigenen Transformation, um notwendige Finanzmittel zu bekommen, um die Neuausrichtung „aller wesentlichen Unternehmensfunktionen“ zu ermöglichen. Dazu gehöre die Digitalisierung der Unternehmensprozesse und Vereinheitlichung der Datenstrukturen. Auch Allianzen in den Bereichen Software, Elekotromobilitäts-Ökosystem wie Ladeinfrastrukturen, Batterien und Halbleiter nötig. „Bei alldem haben die Unternehmen keine Zeit zu verlieren“, erklärte Gall. (mit AFP)
Rubriklistenbild: © Hendrik Schmidt/dpa
