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Lauterbach will handeln

„Das ist unwürdig“: Die Rente allein reicht nicht aus, um die wachsenden Pflegekosten zu decken

Pflegebedürftige und ihre Familien müssen erhebliche Kostensteigerungen verkraften. Ein Beispiel zeigt, dass dies für viele Betroffene mit der Rente allein nicht zu stemmen ist und sie Gefahr laufen, in die Armut zu rutschen.

Berlin – Die Pflege im Heim wird teurer und teurer. Wie eine im Juli veröffentlichte Auswertung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) ergab, müssen Pflegebedürftige für das erste Aufenthaltsjahr derzeit durchschnittlich 2871 Euro pro Monat selbst bezahlen. Das sind 211 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Dieser hoher Betrag ist für viele Betroffene kaum zu stemmen: So betrug die durchschnittliche Bruttorente 2023 laut der Deutschen Rentenversicherung nur rund 1.550 Euro bei mindestens 35 Versicherungsjahren.

Armutsrisiko für Rentner? „Die Eigenanteile bei den Pflegekosten schießen weiter in die Höhe“

Die Eigenanteile bei den Pflegekosten schießen weiter in die Höhe“, kommentierte Michaela Schröder vom Verbraucherzentrale Bundesverband die Auswertung. „Pflegebedürftige haben reale Existenzängste.“ Es sei gut, dass die Bundesregierung eine Pflegereform noch in dieser Legislaturperiode angekündigt habe. „Die Finanzierungslücke der sozialen Pflegeversicherung zu stopfen, ist aber noch keine Reform.“

Die Bundesregierung müsse das gesamte finanzielle Risiko einer Pflegebedürftigkeit in den Blick nehmen, forderte Schröder. „Menschen müssen darauf vertrauen können, dass der Staat sie im Fall eine Pflegebedürftigkeit nicht allein lässt. Pflegebedürftigkeit darf kein Armutsrisiko sein.“

Pflegebedürftige und ihre Familien müssen massive Kostensteigerungen hinnehmen.  (Archivbild)

Lauterbach will massiven Anstieg der Pflegekosten eindämmen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist das Problem bekannt – auch er fürchtet einen massiven Anstieg der Eigenanteile bei der Pflege, falls die Finanzierung nicht grundlegend reformiert wird. „Wenn wir nichts dagegen machen, kommen wir in ein paar Jahren auf Eigenanteile von 4000 Euro pro Monat“, sagte Lauterbach kürzlich den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Viele Ältere hätten bereits jetzt Angst davor, ins Pflegeheim zu müssen, weil die Eigenanteile aktuell je nach Bundesland zwischen 2600 Euro und 3300 Euro lägen, sagte Lauterbach. Es dürfe nicht sein, dass sich Menschen im Rentenalter Sorgen machen müssten, ob das Geld für die Pflege reiche. „Das ist unwürdig“, sagte der SPD-Politiker. Es sei jedoch nicht möglich, die Pflege auf dem jetzigen Niveau zu halten, ohne mehr Geld in die Hand zu nehmen, mahnte Lauterbach. Nach der Sommerpause werde er dazu einen Vorschlag machen.

3000 Euro für einen Heimplatz, 2600 Euro Rente: „Der Eigenanteil überschreitet eine Grenze“

Was die hohen Ausgaben für die Pflege für Betroffene konkret bedeutet, zeigt der Fall des Ehepaars Hellmut und Hannelore L. aus Wittenberg. Dabei lebt die 78-Jährige in einem Pflegeheim – Diagnose: Alzheimer-Demenz, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Jahrelang pflegte Hellmut L. seine Frau allein, dann mit einem ambulanten Pflegedienst. Doch der Pflegeaufwand wurde zu hoch – und konnte zu Hause nicht mehr geleistet werden. Seit Januar 2023 wohnt Hannelore L. deshalb im Pflegeheim.

Das kostet extrem viel: Die Pflegeleistungen im Heim belaufen sich jeden Monat auf fast 4000 Euro, von denen nach den Leistungen der Pflege- und Krankenkasse noch rund 1600 Euro als Eigenanteil zu zahlen sind, berichtet die FAZ. Hinzu kommen aber noch die Unterkunfts- und Verpflegungskosten sowie Investitionskosten des Heims. Zusammengerechnet zahlt die Familie einen Eigenanteil von knapp 3000 Euro monatlich für den Heimplatz.

„Ich zahle gern etwas dazu, aber so, dass ich noch davon leben kann. Der Eigenanteil überschreitet eine Grenze“, sagt Hellmut L der Zeitung. Denn zusammengerechnet kommt er mit seiner eigenen und der Rente seiner Frau auf eine Nettorente von rund 2600 Euro. Das bedeutet, er muss jeden Monat knapp 400 Euro aus dem ersparten Vermögen allein für die Pflege seiner Frau ausgeben, dazu kommen noch seine eigenen Lebenshaltungskosten.

Er sei enttäuscht. Der Rentner habe 47 Jahre gearbeitet, seine Frau fast 40 Jahre – trotzdem reicht die Rente nun nicht, da sie ein schwerer Pflegefall ist. Erst wenn sie ihr Erspartes aufgebraucht haben, können sie zum Sozialamt gehen und einen Antrag auf „Hilfe zur Pflege“ stellen. Dazu ist das Paar wegen seiner Rücklagen momentan nicht berechtigt – erst ab einem Schonvermögen von 10.000 Euro pro Kopf. „Was ja gerade mal dazu reicht, um uns unter die Erde zu bringen“, meint Hellmut L. gegenüber der Zeitung. Mit Material von AFP und dpa

Rubriklistenbild: © Marijan Murat/dpa

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