In Bayern und Deutschland
Bürokratie führt erstmals die Risiko-Studie an – Größte Herausforderung für Unternehmen
In einer aktuellen Studie werden verschiedene Faktoren bewertet, die den Unternehmensstandort Deutschland weniger reizvoll machen.
Es sind nicht die Arbeitskosten, der Fachkräftemangel oder etwa der Konkurrenzdruck mit China, die deutschen Unternehmen die größten Sorgen bereiten. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft zu Risiken am Wirtschaftsstandort Deutschland.
Die Expertise im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) soll am 7. Mai auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel vorgestellt werden. Dem Münchner Merkur liegen die Ergebnisse bereits vorab vor.
Das größte Risiko am Wirtschaftsstandort Deutschland sehen Unternehmen erstmals in der Bürokratie
Für die Studie wurden am Jahresanfang 300 bayerische Unternehmen und 300 deutsche Unternehmen außerhalb Bayerns befragt. Sie sollten 18 mögliche Risiken in die Kategorien „hohes Risiko“, „Risiko“ oder „kein Risiko“ einstufen. Sowohl in Bayern als auch deutschlandweit landet „Bürokratie“ ganz vorne auf der Liste der hohen Risiken. 49 Prozent der bayerischen und 54 Prozent der deutschen Unternehmen stufen die Verwaltungslast als klar hohes Risiko ein. Lediglich 14,5 Prozent aller befragten Unternehmen sehen in der „Bürokratie“ gar kein Risiko.
Insbesondere „stark internationalisierte Unternehmen“ stuften die „Bürokratie“ als „hohes Risiko“ ein. Der Bürokratieaufwand kostet die Deutsche Wirtschaft jährlich rund 67 Milliarden Euro. Elf Prozent der befragten Unternehmen sehen darin einen Grund zur Auslandsverlagerung. Dass nicht bereits mehr Unternehmen ins Ausland gezogen sind, erklärt sich das Institut für Wirtschaft in Köln damit, dass eine Verlagerung schwierig und kostenintensiv sein kann.
Wie Hacker die deutsche Wirtschaft bedrohen: über 260 Milliarden Euro Verlust
Auf Platz zwei der meistgenannten „hohen Risiken“ liegt die Cyber-Kriminalität. Mehr als jedes zweite Großunternehmen, das befragt wurde, vermutet hier ein hohes Risiko. Acht von zehn Unternehmen waren 2024 nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz von Datendiebstahl, Spionage und Sabotage betroffen.
Aber es seien nicht mehr nur Großunternehmen, die sich bedroht sehen, betont Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw. Er sagt auf Anfrage: „Cyberkriminalität betrifft Betriebe jeder Größenordnung.“ Vom Ausspähen von Kunden- und Mitarbeiter-Daten über Industriespionage bis hin zu Hackerangriffen, die elektronische Systeme lahmlegen oder den Zugriff auf unternehmenseigene Daten blockieren. Der Schaden durch Cyberangriffe in Deutschland im vergangenen Jahr: Über 260 Milliarden Euro.
Energiekosten weiter ein Problem für deutsche Unternehmen
Cyberkriminalität gilt allerdings als externer Faktor – Bürokratie zählt die Studie hingegen zu den hausgemachten Problemen. Ebenfalls hausgemacht sind ihr zufolge die hohen Energiekosten für Unternehmen. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft sieht darin insbesondere ein Problem, weil im Gegensatz zu Risiken wie der Cyberkriminalität keine Vorsorge zu Abwehr solcher Risiken getroffen werden können.
Von den 18 möglichen Problemfeldern stechen die Energiekosten zudem heraus, weil mehr bayerische Unternehmen dieses Risiko höher einstufen. Besonders groß ist die Sorge offenbar beim Verarbeitenden Gewerbe in Bayern: Mehr als 50 Prozent der befragten Unternehmen dieser Branche sehen ein „hohes Risiko“ im Energiepreis. Zum Verarbeitenden Gewerbe zählen zum Beispiel Betriebe, die Rohstoffe weiterverarbeiten.
Den geringsten Risikowert erzielen sowohl in Bayern als auch in Deutschland die unmittelbaren Klimarisiken. Klimapolitik als Risiko liegt für Unternehmen hingegen im Mittelfeld: Denn laut Studie besteht etwa die Sorge, dass aufgrund des Austritts der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommens die hohen europäischen Klimaschutzambitionen die internationale Wettbewerbsfähigkeit stark beeinträchtigen könnte.
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