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Erwachsene Konkurrenz

Autos von China-Herstellern noch eine Sicherheitsgefahr? Studie lässt aufhorchen

Autos aus China haben historisch einen schlechten Ruf in Sachen Sicherheit. Wie sieht die Lage 2024 aus? Der ADAC erklärt die Realität auf Basis von Tests. 

München - Einst hatten Autos aus China den Ruf als Gefahr für die Sicherheit und Hersteller wie Brilliance brannten sich in Ländern wie Deutschland mit negativen Schlagzeilen ins Gedächtnis. 

Im Jahr 2024 hat sich die Lage auf dem globalen Automarkt verändert: Konzerne der Volksrepublik befinden sich inmitten einer Aufholjagd im Kampf um wertvolle Marktanteile. Nicht nur auf dem Heimatmarkt China, auch in anderen Ländern setzen Anbieter wie BYD oder MG zum Höhenflug an, mit stetig wachsenden Verkaufszahlen. 

Autos aus China: Technisch auf Augenhöhe, günstiger im Preis

Im Zuge einer Analyse hat der ADAC nun bekannt gegeben, dass es Modelle aus der Volksrepublik mittlerweile mit den Fahrzeugen beispielsweise der deutschen Autoindustrie in Sachen Qualität aufnehmen können. Fahrzeuge von chinesischen Herstellern seien in der Regel preislich attraktiver im Vergleich zur Konkurrenz und haben laut dem Verkehrsklub ein vergleichbares technisches Niveau erreicht. 

Die Testergebnisse von 13 Modellen der letzten drei Jahre aus dem Reich der Mitte zeigen, dass die Autos - unabhängig der Antriebsart - in verschiedenen Kategorien überzeugen können.

Folgende Hersteller und Modelle werden im Zuge der Auswertung benannt:

  • Aiways: U5 und U6
  • BYD: Atto
  • Great Wall Motors (GWM): Ora 03 bzw. Funky Cat
  • Lynk & Co 01
  • MG Roewe (SAIC): Marvel R, MG4, MG5 und ZS EV
  • Nio: ET5, ET5 Touring, EL7 und ET7
  • Smart #1

Aus dem Bericht geht hervor, dass besonders Nio „auffallend gut“ abgeschnitten habe, denn drei von vier Autos erzielten sogar eine 1 vor dem Komma. Der Anbieter aus China hat allerdings mit finanziellen Problemen zu kämpfen.

Sicherheit: China-Modelle überzeugen mittlerweile in Crashtests

Auch was den Aspekt Sicherheit betrifft, haben Autohersteller aus China aufgeholt: In Crashtests erzielten bis auf zwei Ausnahmen alle getesteten Modelle fünf von fünf Sternen. Auch im Ausweichtest, der das Sicherheitsverhalten und die Funktionsweise des Stabilitätsprogramms (ESP) überprüft, schnitten die Fahrzeuge gut ab. 

Darüber hinaus bescheinigt der ADAC den Fahrzeugen größtenteils eine gute Materialqualität sowie eine solide Verarbeitung der Karosserien und Innenräume.

Chinesisches Elektroauto (der Marke Zeekr) bei einer Automesse: Hersteller aus dem Reich der Mitte haben in den vergangenen Jahren aufgeholt.

Weitere überzeugende Argumente laut ADAC:

  • solide Verarbeitungsqualität
  • meist gute Serienausstattung
  • weitreichende Herstellergarantien

Assistenzsysteme: ADAC erklärt Schwächen von China-Modellen

Jedoch gibt es nicht nur positive Seiten: Es gibt laut den Experten Abstriche bei den Assistenzsystemen. Programme wie die Verkehrszeichenerkennung sowie die Spurhalte- und Abstandssysteme würden oftmals nur unzuverlässig funktionieren, urteilt der ADAC. 

Was ebenfalls nicht immer reibungslos verläuft, ist die Bedienung, besonders aufgrund von komplexen Menüstrukturen in Verbindung mit trägen Touchscreens, Softwarefehlern oder auch schlechten Übersetzungen. Dies verursache laut ADAC Probleme bei der Steuerung von Komponenten wie der Klimaanlage, Navigation oder auch dem Entertainment.

Elektroauto-Markt in China boomt: Zehn Marken, die Sie kennen sollten

Elektrotransporter von Maxus.
Platz 10 – Maxus: Ford, VW und Mercedes aufgepasst. Mit Maxus greifen die chinesischen Hersteller auch bei den Nutzfahrzeugen an. Die Modelle der 2011 gegründete Tochter von SAIC Motors sind unter anderem bei der österreichischen Post und Ikea im Einsatz. Verkauft werden die Transporter über eigene Händler. © GlobalImagens/Imago
Der Aiways U5.
Platz 9 – Aiways: 2017 ging der Hersteller in China an den Start. Schon zwei Jahre später folgte die erste Niederlassung in Europa. Im selben Jahr kam mit dem U5 das erste Auto in China auf den Markt. 2020 folgte Deutschland.  © Aiways
Der Wey Coffee 01
Platz 8 – Wey: Ihr Debüt feierte die Marke 2016 im Rahmen der Guangzhou Auto Show. Ab 2017 wurden die ersten Autos verkauft. In Europa ist Wey seit 2022 vertreten. Mit dem Coffee 01 will die Tochter von Great Wall in Deutschland durchstarten. Mit dem Plug-in-Hybrid Cooffee 02 legen die Chinesen im Herbst nach. Vertrieben werden die Fahrzeuge vom Importeur Emil Frey. © Wey
Lynk & Co 01
Platz 7 – Lynk & Co: Auch hinter diesem Hersteller, der 2016 gegründet wurde, verbirgt sich wieder Geely. Der Plug-in-Hybrid 01 wird dabei vor allem im Abo vertrieben. Das Modell kann aber auch gekauft oder geliehen werden. Entwickelt und entworfen wurde der Lynk & Co in Schweden bei der Konzernschwester Volvo.  © Lynk & Co
Der MG 4 EV.
Platz 6 – MG: Tot gesagte Leben länger. Das gilt auch für die britische Traditionsmarke MG. Allerdings nicht mehr unter der Flagge ihrer Majestät. Nach der Insolvenz erwarb zunächst die Nanjing Automobile Group im Juni 2005 die Markenrechte für 53 Millionen Pfund Sterling (ca. 61 Millionen Euro). Inzwischen gehört der Hersteller zu SAIC Motor. Dort wurde MG mit Roewe in der Abteilung Passenger Vehicle zusammengefasst. Seit Januar 2021 ist MG auch wieder auf dem deutschen Markt vertreten – unter anderem mit dem 4 EV. © MG
Der Xpeng P7.
Platz 5 – Xpeng: Wie viele chinesische Hersteller ist auch Xpeng noch relativ jung. Erst 2014 wurde das Unternehmen gegründet, konnte in den vergangenen Jahren seine Stückzahlen aber immer weiter steigern. In Europa ist Xpeng bisher lediglich in Schweden, Norwegen, Dänemark und den Niederlanden vertreten. Wann der Hersteller nach Deutschland kommt, ist unklar. © Zuma Wire/Imago
Der Zeekr 001.
Platz 4 – Zeekr: Auch wenn der Name so gar nicht chinesisch klingt, stammt der Hersteller dennoch aus dem Reich der Mitte. Der Markenname setzt sich aus Generation Z und dem Begriff Geek zusammen. Hinter dem erst 2021 gegründeten Autobauer steckt Geely. Mit der neuen Tochter möchte man im Premiumsegment Fuß fassen. Zeekr arbeitet zudem mit Waymo an einem vollelektrischen, autonom fahrenden Ride-Hailing-Fahrzeug für die USA. Zusammen mit Mobileeye will man bis 2024 autonomes Fahren in Serie bringen. 2023 soll die Marke in Schweden und den Niederlanden mit den Modellen 001 und X ihren Europa-Start feiern. © Zeekr
Der Ora Funky Cat.
Platz 3 – Ora: Wie Wey gehört auch Ora zu Great Wall Motor. Gegründet wurde die Elektro-Tochter erst im Jahr 2018. Trotz ihrer noch recht jungen Geschichte hat die Marke schon für einen Aufreger gesorgt und eine dreiste Kopie des VW Käfer auf den Markt gebracht. In Europa gibt es das Modell jedoch nicht, dafür aber den Funky Cat. © Ora/GWM
Der NIO ES6 steht auf einer Messe.
Platz 2 – NIO: Der Name des 2014 gergründeten Herstellers ist eine Anspielung auf den Smog über den Großstädten Chinas. Nio,in chinesischen Schriftzeichen „Weilai“, bedeutet übersetzt „Der Himmel wird blau“. Eine Besonderheit der Marke ist die Battery-Swap-Technologie. In fünf Minuten wird der Akku gegen einen neuen ausgetauscht. Sein Europa-Debüt gab Nio 2021 in Norwegen. Seit 2022 sind die Elektroautos auch in Deutschland erhältlich. © VCG/Imago
Der BYD Seal.
Platz 1 – BYD: Unter den chinesischen Autobauern ist Built Your Dreams (BYD) fast schon so was wie der Opa. Seit 1995 gibt es das Unternehmen bereits. Autos spielten am Anfang jedoch noch keine Rolle, stattdessen baute man wiederaufladbare Batterien. Erst 2003 stieg man durch den Kauf der angeschlagenen Xian Qinhuan Automobile in das Automobilgeschäft ein. Inzwischen ist BYD einer größten Automobilproduzenten Chinas und der Welt. In Deutschland sind die Chinesen derzeit mit den Modellen Atto3, Han und Tang vertreten. © VCG/Imago

Außerdem weist der ADAC darauf hin, dass ein China-Modell mit niedrigem Anschaffungspreis aufgrund hoher Wertminderung oder Reparaturkosten später teurer werden könnte.

Autos aus China: Dünnes Händlernetz als Problemfaktor

Ein Nachteil aus hiesiger Verbrauchersicht ist (noch?) das Händlernetz, das bei chinesischen Fabrikaten weniger ausgeprägt ist. Dieser Punkt spielt auch im Hinblick auf den Service eine Rolle: Für Wartungen und Reparaturen arbeiten Marken aus dem Reich der Mitte häufig mit Anbietern wie ATU oder Euromaster zusammen.

Was die Marktanteile betrifft, spielen Pkw aus China in Deutschland nach wie vor eine untergeordnete Rolle: Die Fahrzeuge machen hierzulande laut Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) weniger als zwei Prozent aller Neuzulassungen aus. Bei Elektroautos ist der Anteil jedoch mit knapp neun Prozent ein Stück weit höher.

Abgesehen davon werden nicht wenige Modelle hiesiger Autohersteller in China produziert. (PF mit Material von AFP)

Rubriklistenbild: © NurPhoto/Imago

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