Dunkelflauten-Wut
Hohe Strompreise wegen deutschem Atomausstieg? Schweden ist „sauer“ auf Habeck
Schweden ist empört über die deutsche Energiepolitik. Die schwedische Energieministerin legt gegen Robert Habeck nach. Zudem verübt sie deutliche Kritik am deutschen Atomausstieg.
Berlin – Die jüngste Dunkelflaute trieb die Strompreise in die Höhe und zeigte die Schwächen der deutschen Energiepolitik. Jüngst hat die schwedische Vize-Ministerpräsidentin und Energieministerin Ebba Busch Deutschlands Energiepolitik deutlich kritisiert: „Das Energiesystem Deutschlands ist nicht in Ordnung“, sagte sie gegenüber der Zeitung Aftonbladet. Nun legt sie noch eine Schippe drauf.
Schwedens Vizepremierministerin legt gegen Habeck nach wegen hoher Strompreise
Wegen der Dunkelflaute können Erneuerbare nicht gut arbeiten. Infolgedessen stiegen die Preise an den Strombörsen rasant nach oben. Am Mittwoch (11. Dezember) zwischen 14 und 15 Uhr nachmittags kletterte der Strompreis an der Börse Epex Spot laut chip.de auf bis zu 1.013,12 Euro pro Megawattstunde, also 1,01 Euro pro kWh.
Am Donnerstagabend (12. Dezember) stieg der Großhandelspreis laut Bundesnetzagentur auf 936 Euro pro Megawattstunde – mit Folgen für Skandinavien: Schweden und Norwegen spüren die Auswirkungen, da Deutschland auf ihre Importe angewiesen ist. In den südlichen Teilen der Länder verknappte sich das Angebot und die Preise schossen nach oben.
„Es ist schwer für eine industrielle Wirtschaft, sich für ihren Wohlstand auf das Wohlwollen der Wettergötter zu verlassen. Die Abhängigkeit von unsteten Energiequellen wie Wind und Sonne hat sich als Herausforderung erwiesen, wie die letzte Woche gezeigt hat“, sagte Busch gegenüber der Bild-Zeitung.
Kritik am deutschen Atomausstieg: Schweden ist sauer auf Habeck
Schweden unterstütze zwar erneuerbare Energien, kein politischer Wille sei aber stark genug, um die Gesetze der Physik außer Kraft zu setzen „nicht einmal der von Herrn Habeck“, sagte Busch. Busch sprach sich zudem für einen Weiterbetrieb der Atommeiler aus, dieser hätte dafür gesorgt, dass „die Übertragungskapazität von Deutschland in andere Strompreisgebiete in Europa erhöht, was die Preise für uns alle gesenkt hätte“, schrieb sie jüngst auf X. Gegenüber der Bild bekräftigte sie ihre Position. „Ich bin sauer, weil Deutschland die vorzeitige Stilllegung von Kernkraftwerken fortgesetzt hat.“
Das Bundesministerium entgegnete auf X, dass die Strompreise in Schweden hauptsächlich durch Faktoren innerhalb Schwedens bestimmt werden. Busch betonte jedoch: „Ohne eine stabile, fossilfreie Grundlast wie die Kernenergie haben Länder wie Deutschland während der Dunkelflaute erhebliche Auswirkungen auf Preise in Nordeuropa.“
Nicht nur Schweden, sondern auch Norwegen zeigte sich empört über die hohen Strompreise. Norwegens Energieminister sprach von einer „absolut furchtbaren Situation“: Die Strompreise im südlichen Teil Norwegens seien derzeit fast 20 Mal so hoch wie noch in der Vorwoche und auf dem höchsten Stand seit 2009.
Habecks Pläne für erneuerbare Energie
Bis 2030 sollen erneuerbare Anlagen vor allem aus Wind und Sonne massiv ausgebaut werden. Das spielt eine zentrale Rolle, um Klimaziele zu erreichen. Das Ziel lautet: 80 Prozent des Stroms sollen 2030 aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Derzeit sind es rund 56 Prozent. Ökostrom-Anlagen aber sind volatil. Deswegen sind Back-up-Kraftwerke geplant, die später auf Wasserstoff umgerüstet werden sollen. Energieunternehmen scheuen bisher Investitionen, weil sich neue Kraftwerke nicht ohne Weiteres rechnen.
Die Bundesregierung plant eine milliardenschwere Förderung für auf Wasserstoff umrüstbare Gaskraftwerken, Kraftwerke, die von Beginn an mit Wasserstoff laufen, sowie Langzeitstromspeicher. Das Ministerium von Robert Habeck schätzt die Kosten auf etwa 17 Milliarden Euro über einen Zeitraum von 2029 bis 2045. Die Mittel sollen größtenteils aus dem Klima- und Transformationsfonds kommen, einem Sondertopf des Bundes. Geplant ist zudem eine Umlage. Aufgrund der Verteilung der Kosten über einen sehr langen Zeitraum sei von einer „vernachlässigbaren zusätzlichen Belastung“ für Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft auszugehen, heißt es im Gesetzentwurf. (bohy mit Material der dpa)
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