„Wirkt sofort“
Arbeitende Rentner sollen 2000 Euro mehr erhalten – nicht nur ältere Menschen würden profitieren
Die CDU plant, Rentner als Experten zu rekrutieren und schlägt eine „Aktivrente“ vor. Dieses Modell könnte auch der deutschen Wirtschaft zugutekommen.
Berlin – Die CDU will mehr Rentner zum Arbeiten motivieren: Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und weiterarbeitet, soll bis zu 2000 Euro pro Monat steuerfrei dazuverdienen können. Der Vorschlag für eine entsprechende „Aktivrente“ hätte auch positive Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Das geht aus einer jüngsten Studie hervor.
Belohnung für arbeitende Rentner: CDU schlägt Aktivrente vor – Vorteile auch für die Wirtschaft
Die zusätzliche Erwerbstätigkeit von Rentnern könnte eine jährliche Bruttowertschöpfung von 18,2 Milliarden Euro im besten Szenario generieren. Im schlechtesten Szenario würde die Wertschöpfung bei 3,6 Milliarden Euro liegen. Dies ergibt eine Prognos-Studie im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM).
Zusätzliche Steuereinnahmen und Sozialbeiträge bei einer Einführung der Aktivrente liegen laut Studie je nach Szenario zwischen 1,3 und 5,2 Milliarden Euro. Die schon arbeitenden Rentner würden ebenfalls profitieren. Diese „Mitnahmeeffekte“ belaufen sich laut Studie auf 1,6 Milliarden Euro. Ein Mitnahmeeffekt liegt vor, wenn Gesetze bestimmte finanzielle Anreize (Steuervergünstigungen, Fördermittel, Subventionen) beinhalten. Nach Berechnungen der Studie würde der Staatshaushalt ab einer zusätzlichen Beschäftigung von gut 72.000 Personen von der Aktivrente profitieren.
Laut der Prognos-Studie könnte die „Aktivrente“ zudem über die damit beschäftigten Rentner hinaus 20.000 bis 60.000 Arbeitsplätze sichern oder schaffen, was den Konsum und die Wirtschaft in nachgelagerten Branchen stärkt.
CDU-Vorschlag für die Rente: Aktivrente ist „wichtiger Baustein“ und „wirkt sofort“
INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben lobt den Vorschlag für die Aktivrente. Sie sei „ein wichtiger Baustein für zusätzliches Wirtschaftswachstum“ und müsste in das „Sofortprogramm jeder neuen Regierung, weil sie schnell umsetzbar ist und sofort wirkt.“ Die Studie zeige, so Alsleben, dass in allen Szenarien positive Effekte für die Volkswirtschaft entstünden.
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sieht den Plan seiner Partei für die Rente bestätigt. „Die Studie zeigt, dass bereits im pessimistischen Szenario zusätzliche 50.000 Arbeitskräfte aktiviert werden können“, sagte er jüngst der F.A.Z. „Wir müssen Arbeit neu denken.“ Linnemann hatte im Vorfeld betont, mithilfe der Aktivrente vor allem dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenwirken zu wollen. Es sei in Deutschland „fast schon eine Tradition, dass man von 100 auf 0 geht, dass wenn man in Rente ist, dann sofort komplett aufhört zu arbeiten.“ Dabei wollten viele Menschen laut Umfragen im Fall von Steuervergünstigungen freiwillig länger arbeiten. Einige Rentner arbeiten allerdings auch nicht aus freier Entscheidung.
Während der Rente arbeiten
Wer sein reguläres Renteneintrittsalter erreicht hat, kann nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung Bund unbegrenzt hinzuverdienen und seine volle Rente beziehen. Rentner müssen sowohl ihre Rente als auch ihren Zuverdienst versteuern. Die Rente wird aber nicht unbedingt in voller Höhe besteuert.
CDU schlägt Aktivrente vor – neben Lob gibt es auch Kritik
An der vorgeschlagenen Aktivrente gibt es auch Kritik. Die SPD im Bundestag lehnte den CDU-Vorschlag als ungerecht ab. „Wer beispielsweise auf dem Bau oder in der Pflege schwere körperliche Arbeit geleistet hat und deswegen im Alter nicht mehr arbeiten kann, würde doppelt benachteiligt: durch Abschläge wegen eines früheren Renteneintritts und weil Erwerbsfähige durch die Steuerfreiheit bevorzugt würden“, sagte deren Finanzexperte Michael Schrodi der Deutschen Presse-Agentur. Zudem würden vor allem Menschen mit hohen Renten und hohen übrigen Einkommen profitieren.
Bereits heute müssen die Menschen, die das reguläre Rentenalter erreichen, nicht automatisch in Rente gehen. Sie können unbegrenzt hinzuverdienen. Wer weiterarbeitet, erhält für jeden Monat einen Zuschlag von 0,5 Prozent auf seine Rente. Doch bei Überschreiten des Grundfreibetrags von 10.908 Euro im Jahr durch Rente und Hinzuverdienst fallen auch für diese Steuern an. (bohy mit Material der dpa)