Elektromobilität
Aral will mehr Ladesäulen, wird aber ausgebremst: „Warten 18 Monate auf Genehmigung“
Unter Hochdruck baut Deutschland neue Stromleitungen und E-Ladepunkte. Dem Tankstellen-Titan Aral geht es nicht schnell genug. Vor allem bei den ultraschnellen Ladegeräten fehle es an Kapazität.
Bochum – „Vor 100 Jahren erfanden wir den ersten Super-Kraftstoff der Welt, heute erfinden wir die Tankstelle von morgen.“ Die Zukunft des Tankstellen-Riesen Aral ist, so zumindest die Vorstellung vom Aral Vorstandsvorsitzenden Achim Bothe, langfristig elektrisch. Mit sogenannten Ultraschnell-Ladepunkten will Aral die Weichen in Richtung Elektromobilität stellen. Allerdings steht dem Konzern eine Hürde im Weg: die Kapazitäten des deutschen Stromnetzes.
| Geplante Aral-Ladepunkte bis 2025 | 5.000 |
| Leistung der Ultraschnellladepunkte | Mindestens 150 Kilowatt |
| Schnellladepunkte in ganz Deutschland | Rund 20.500 (Bundesnetzagentur) |
Aral baut Ultraschnellladepunkte aus – 20.000 bis 2030
Die Pläne liegen auf dem Tisch: Bis 2025 will Aral etwa 5.000 Ladepunkte bauen, bis 2030 sollen es gar 20.000 Ladepunkte sein. Aktuell umfasst das Aral pulse Ladenetz mehr als 2.000 Ladepunkte, an denen Kunden ihre Elektroautos aufladen können. Dabei setzt Deutschlands größte Tankstellenkette auf sogenannte Ultraschnellladepunkte, die über eine Ladeleistung von mindestens 150 Kilowatt verfügen. Sie funktionieren – wie der Name sagt – wesentlich schneller als reguläre Ladepunkte. Allerdings machen sie lediglich einen Bruchteil aller verfügbaren Ladepunkte aus.
Mehrere Hürden erschweren Aral nach eigenen Angaben dieses Vorhaben. Erstens wären da die Mühlen der Bürokratie. Wie der Konzern mitteilte, erschweren die langen Planungs- und Genehmigungsverfahren den Ausbau der Ladeinfrastruktur drastisch. „Während die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen rasant steigen, warten sie immer noch bis zu 18 Monate auf die Genehmigung eines Mittelspannungsanschlusses. Und das ist ja nur ein Teil des gesamten Genehmigungsprozesses“, erklärte Alexander Junge, Aral Vorstand für Elektromobilität. Es brauche ein „entschlossenes Anpacken“ aller Beteiligten.
Stromkapazität reicht nicht für ultraschnelles Laden
Zweitens liegt eine weitere Hürde am verfügbaren Stromnetz. Gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung gab der Vorstandsvorsitzende Bothe an, dass es immer wieder Probleme mit der Stromversorgung gebe. „Teilweise können die örtlichen Netzbetreiber die Leistung, die wir für unsere ultraschnellen Ladesäulen benötigen, nicht bereitstellen.“ Dieses Problem sei an „allen Ecken und Enden der Republik“ zu beobachten.
Für Aral besteht angesichts der bestehenden Herausforderungen kein Zweifel, dass die Zukunft fürs Erste hybrid gestaltet ist. „Dennoch werden noch mehrere Jahrzehnte Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren auf Deutschlands Straßen unterwegs sein“, sagt Bothe dazu. Aral mache sich für Technologieoffenheit stark und biete sämtliche Energieformen von Benzin über Wasserstoff bis hin zu ultraschnellem Laden an.
80 Prozent der E-Ladesäulen sind frei
Aktuell herrscht Uneinigkeit darüber, ob es nicht sogar schon zu viele Ladesäulen in Deutschland gibt. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gab an, dass bereits ein „Überangebot“ an Lademöglichkeiten in Deutschland vorhanden sei. „In der Regel sind rund 80 Prozent der Ladepunkte trotz der erfreulich vielen Neuzulassungen frei verfügbar.“
Ob es dabei um die von Aral bevorzugten Ultraschnellladepunkte geht, ist nicht immer klar. Laut der Bundesnetzagentur führt das aktuelle Ladesäulenregister knapp 85.000 normale Ladepunkte und 20.500 Schnellladepunkte (Stand September 2023). Auf Anfrage, inwiefern die Bundesnetzagentur Schnellladepunkte beim Ausbau der Stromtrassen berücksichtigt, hat sich die Behörde noch nicht gemeldet.
Netzbetreiber wollen 14.200 Kilometer neue Stromtrassen
Aktuell planen die größten Netzbetreiber Deutschlands einen umfangreichen Ausbau der Stromtrassen in Deutschland. Wegen des Verzichts auf fossile Brennstoffe soll sich der Stromverbrauch bis 2045 verdoppeln, prognostizieren Experten. Es würden 14.200 Kilometer neue Trassen benötigt, außerdem fünf neue Gleichstromverbindungen. Der SuedLink ist dabei ein Teil der Anstrengungen, die die Netzbetreiber diesbezüglich unternehmen.
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