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Längster Bahn-Streik der Geschichte

Bahn-Streik wegen „Täuschung“? Was die GDL fordert – und was die Deutsche Bahn bietet

Der bislang längste Bahn-Streik steht nur kurz bevor. Aktuell scheinen die Fronten verhärtet. Aber was wollen die Bahn und die GDL eigentlich?

Berlin – Am morgigen Mittwoch (24. Januar) will die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) ihren bis dato längsten Streik beginnen. Sechs Tage lang stehen dann jede Menge Züge still. Wie beim vorigen Streik wird die Deutsche Bahn einen Notfallbetrieb fahren – zeigt sich jedoch enttäuscht vom Verlauf der Verhandlungen. Vonseiten der GDL wiederum steht der Vorwurf der „Täuschung“ im Raum. Wie stehen die beiden Parteien?

Beginn des neuen Bahnstreiks24. Januar, 02:00 Uhr (Personenverkehr)
Arbeitszeit Angebot der Bahn37 Stunden die Woche
Arbeitszeit Forderung GDL35 Stunden die Woche
Streikstunden in den aktuellen Verhandlungen120 Stunden

Deutsche Bahn bietet die 37-Stunden-Woche

„Große Zugeständnisse“ – so beschrieb die Deutsche Bahn in einer Meldung vom 19. Januar das aktuelle Angebot, das der GDL vorliegt. Die Bahn hat bei der Wochenarbeitszeit nachgegeben und bot der Lokführergewerkschaft eine 37-Stunden-Woche bei gleichem Gehalt an. „Es gibt absolut keinen Grund mehr, sich Gesprächen zu verweigern“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler dazu. „Die GDL muss sich nun ihrer Verantwortung stellen und mehr Verhandlungen wagen!“

Neben der 37-Stunden-Woche liegen aktuell mehrere andere Posten vor. In Gänze sind das:

  • 2.850 Euro Inflationsausgleichsprämie (150 gingen bereits an die Lokführer, sodass insgesamt eine Summe von 3.000 Euro vorliegt)
  • 4,8 Prozent tabellenwirksame Entgelterhöhung (ab 1. August 2024)
  • 5,0 Prozent tabellenwirksame Entgelterhöhung (ab 1. April 2025)
  • Ab dem 1. Januar 2026 soll außerdem entweder eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Lokführer und Zugpersonal auf 37 Stunden pro Woche bei gleichbleibendem Gehalt einsetzen ODER
  • Eine 2,7-prozentige tabellenwirksame Entgelterhöhung nur für Lokführer und Zugpersonal (70 Prozent der Mitarbeiter im GDL-Geltungsbereich)

Bahn zeigt sich enttäuscht – „GDL an echten Verhandlungen nicht interessiert“

Die Laufzeit dieser Maßnahmen soll 32 Monate betragen. „Die Lokführergewerkschaft war bisher an echten und ernsthaften Verhandlungen überhaupt nicht interessiert“, teilte Seiler in Berlin mit. Streiks müssten stets das letzte Mittel in einem Tarifkonflikt sein. „Um eine weitere sinnlose Eskalation abzuwenden, machen wir jetzt erneut große Zugeständnisse.“

Die GDL wirft der Bahn „Täuschung“ vor. Aktuell hatte die Bahn ein neues Angebot vorgelegt. Für die Gewerkschaft ist das unzureichend – ein neuer Bahn-Streik beginnt am Mittwoch.

Laut der Bahn stehen aktuell 14 tatsächlichen Verhandlungsstunden 120 Stunden Streik gegenüber – den morgen beginnenden noch nicht eingerechnet. Am 25. Januar ist der nächste Termin für eine mögliche Verhandlung. Die Bahn hatte nach Berlin eingeladen.

Forderungen vonseiten der GDL: 35-Stunden-Woche und mehr Gehalt

Die Forderungen der Lokführer-Gewerkschaft scheinen in Stein gemeißelt: Die 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter, 555 Euro mehr Entgelt (in den Tarifverhandlungen mit Bahn-Konkurrenzunternehmen waren es am Ende 420 Euro) und eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro.

Weiter gab die GDL an, eine grundsätzliche Fünf-Tage-Woche und Verbesserungen in der betrieblichen Altersvorsorge erreichen zu wollen. „Mit dem dritten und angeblich verbesserten Angebot hat die Deutsche Bahn gezeigt, dass sie ihren bisherigen Verweigerungs- und Konfrontationskurs unverdrossen weiter verfolgt“, sagte die GDL in einer aktuellen Meldung.

GDL wirft Bahn „Täuschung“ vor

GDL-Chef Claus Weselsky warf Martin Seiler von der DB gar Täuschung vor. „Herr Seiler trickst und täuscht an der Stelle auch die Bahnkunden, nicht nur seine eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Der Grund: Zwar sei Seiler auf die Forderungen der GDL nach verkürzter Arbeitszeit eingegangen, allerdings sei diese Forderung daran gekoppelt, dass die Bahn ausreichend zusätzliche Mitarbeiter einstellen könnte.

Außerdem weigere sich der Staatskonzern, über einen GDL-Tarifvertrag für Beschäftigte in der Infrastruktur überhaupt zu verhandeln. Nur ohne Vorbedingungen sei eine Verhandlung möglich. Die GDL berief sich wiederholt auf die bereits erreichten Tarifabschlüsse mit kleineren Bahnunternehmen. Diese anderen Verhandlungen hätten Marktstandards gesetzt.

Verhärtete Fronten bei DB und GDL

Diese Abschlüsse wiederum bezeichnete die Deutsche Bahn durch Martin Seiler als „PR-Gag“. An all diese sei nämlich die Bedingung geknüpft, dass zunächst mit der Deutschen Bahn ein Abschluss erreicht würde. Solange das nicht der Fall sei, wären die Verträge quasi nichts wert. Kurios daran: In einer ausführlichen Stellungnahme vonseiten der GDL widerspricht der Pressesprecher der Bahn-Argumentation nicht, beschreibt jedoch die Weltsicht der DB als „Arroganz“.

Mehr noch: Die Haltung der Deutschen Bahn sorge für ein „Verbrennen“ von Steuergeldern, sie verweigere grundgesetzlich geschützte Rechte und die hohe Laufzeit von 32 Monaten „riskiere jegliche Glaubwürdigkeit“. Den vorgeschlagenen Verhandlungstermin am 25. Januar werde die GDL nicht wahrnehmen – das neue Angebot lasse erkennen, „dass der DB-Vorstand lieber Steuergelder verschwendet, als sich auf dem Verhandlungswege auf einen Kompromiss einzulassen“.

Bahn kämpft mit Fachkräftemangel

Als das größte Problem im aktuellen Tarifkonflikt hat die Deutsche Bahn den viel beschriebenen Fachkräftemangel identifiziert. „Würde die DB alle Forderungen der GDL erfüllen, bräuchte sie zehn Prozent mehr Mitarbeitende“, sagte eine Bahn-Sprecherin auf IPPEN-Anfrage. Personalvorstand Martin Seiler ergänzte: „Der Fachkräftemangel ist harte Realität. Wir werden keiner Lösung zustimmen, die die Personalsituation verschärft. Das kann mit Blick auf die Fahrgäste und die Mobilitätswende niemand ernsthaft wollen, auch nicht die Lokführergewerkschaft.“

Auf mehrfache Anfragen hatte sich die GDL noch nicht gemeldet. Der aktuelle Streik wird vom Mittwoch, 24. Januar, um 02:00 Uhr, bis Montag, 29. Januar, um 18:00 Uhr laufen. Die Bahn warnt vor „massiven“ Auswirkungen auf den ganzen Bahnverkehr. Ein Notfallplan soll einen grundlegenden Dienst sicherstellen.

Rubriklistenbild: © IMAGO / Jens Schicke

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