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Elektromobilität

Analyse zeigt: Deutsche Autoindustrie für Elektromobilität gerüstet – Druck aus China

Einer Analyse zufolge ist die Autoindustrie nirgendwo in Europa so gut auf die Transformation zur Elektromobilität eingestellt wie in Deutschland. 

München – Auf dem Markt für Verbrenner-Motoren nehmen deutsche Autobauer global gesehen eine Spitzenposition ein. Im Bereich der Elektroauto-Industrie sieht sich Deutschland gegenüber internationalen Konkurrenten wie China oder den USA allerdings nach wie vor unter Zugzwang. Denn der Anteil von Elektroautos auf dem Markt steigt konstant und damit auch die Konkurrenz. Dazu gehört auch der chinesische Autobauer Chery, der gegenwärtig mit einer Reihe Elektroautos in den deutschen Markt drängt.

Im vergangenen Jahr hatte die deutsche Autoindustrie es mit verschiedenen Problemherden zu tun. Ein hoher Kostendruck aufgrund gestiegener Materialpreise einerseits und der Druck vom weltweit wichtigsten Automarkt in China andererseits zwangen so manches deutsche Automobilunternehmen dazu, Stellen zu streichen oder Werke ganz zu schließen.

Im Januar dann verbesserte sich die Stimmung unter den deutschen Automobilzulieferern das erste Mal seit länger Zeit merklich. Der Index der Automobilindustrie stieg von minus 15,8 Punkten im Dezember auf minus 6,3 Punkte im Januar. „Die Unternehmen der deutschen Automobilbranche bewerten ihre aktuelle Geschäftslage positiver und sehen vor allem den nächsten Monaten deutlich optimistischer entgegen als noch Ende 2023“, sagte Fachreferentin Anita Wölfl vom Ifo-Institut der Deutschen Presse-Agentur (dpa). 

Aufatmen der globalen Autoindustrie – Zeichen stehen aber noch nicht auf Entwarnung

Der ifo-Expertin zufolge seien die weltweiten Umsätze im vergangenen Jahr zuletzt gestiegen, und auch in diesem Jahr sei laut Insidern für wichtige Absatzmärkte mit einem robusten Wachstum auszugehen. „Allerdings stehen die Zeichen trotz dieser guten Entwicklung und Aussichten noch nicht auf Entwarnung“, fügte Wölfl hinzu. 

VW-Elektrofahrzeuge verschiedener Typen

Bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage überwogen die positiven Einschätzungen, bei den Geschäftserwartungen allerdings die negativen. Einige Unternehmen beurteilen die Auftragslage weiterhin als unbefriedigend, die Kapazitätsauslastung gab nach, und es fehlen zunehmend Fachkräfte.“

Deutschland ist ein bedeutender Elektroauto-Standort in Europa

Ein positiver Trend zeichnet sich nun auch ausgehend von einer Analyse der Unternehmensberatung PwC Strategy& ab, über die zunächst die Wirtschaftswoche berichtet hatte. Ihren Ergebnissen zufolge ist die Autoindustrie nirgendwo in Europa so gut auf die Transformation zur Elektromobilität eingestellt wie in Deutschland. 

Das zumindest zeigt eine Landkarte europäischer Elektroauto-Bauer, die die 160 wichtigsten Autowerke in ganz Europa hervorhebt. Dabei sollen drei von insgesamt fünf europäischen E-Auto-Zentren in Deutschland und angrenzenden Regionen (Belgien, die Niederlande, Nordfrankreich) liegen. 

Die PwC-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die „Fahrzeugproduktion in Europa bis 2030 nahezu vollständig auf Elektrofahrzeuge umgestellt sein wird“, berichtet die Wirtschaftswoche. Die Umstellung soll außerdem kein Schrumpfen der Industrie nach sich ziehen. Vielmehr werde der Absatz von Elektrofahrzeugen weiter wachsen, entsprechend erhöhen solle sich in diesem Zuge auch die Nachfrage bei den Zulieferern.

Elektroauto-Industrie boomt in Ostdeutschland 

Zulieferer, die in einem Radius von 250 Kilometern um diese Wirtschaftszentren angesiedelt sind, haben laut PwC wegen niedriger Logistikkosten und zuverlässiger Lieferwege generell eine vielversprechende Ausgangslage. Die Voraussetzung: Sie bereiten sich in den kommenden Jahren hinreichend auf den Wechsel zur Elektromobilität vor.

Auch die am schnellsten wachsende Autoregion Europas liegt laut den Beratern in Deutschland: Genauer gesagt erstreckt sie sich zwischen Wolfsburg, dem brandenburgischen Grünheide, und Arnstadt in Thüringen. In ersteren beiden Städten sind Volkswagen und seit geraumer Zeit auch Tesla ansässig, im Thüringen Arnstadt ist der Batteriehersteller CATL zu Hause. 

Gegenwärtig werden in Ostdeutschland etwa 1,3 Millionen Autos jährlich gebaut – circa die Hälfte davon mit rein elektrischem Antrieb. Bis 2030 sollen es gar bis zu 2,3 Millionen Autos jährlich sein, und fast alle von ihnen elektrisch.

Deutsche Autoindustrie durch chinesische Hersteller unter Druck

Im Gegensatz zu Europa hält die chinesische Regierung am Verkauf von Autos mit Verbrenner-Motor über 2035 hinaus fest. Viele Experten gehen inzwischen davon aus, dass chinesische Autos mit Verbrenner-Motoren künftig die Lücke schließen werden, die der vermeintlich baldige Rückzug europäischer Autobauer vom Verbrenner hinterlassen könnte. 

Konstant drängen chinesische Hersteller mit immer weiter steigender Nachfrage auf den europäischen Markt. Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Marktforschungsinstitut Center Automotive Research (CAR) prophezeit der deutschen Automobilbranche einen großen Druck durch China. Dass so viele chinesische E-Auto-Zulieferer auch auf den deutschen Markt drängen, nennt Dudenhöffer eine „Zeitenwende, die Europa zum interessanten Markt für chinesische Elektroautos macht“.

Der Accenture-Fachmann Philipp Kupferschmidt dagegen sieht den Eintritt chinesischer Autobauer in den europäischen Markt gelassen. „Der Unterschied zwischen einem chinesisch produzierten E-Auto und einem deutschen liegt bei durchschnittlich 20.000 Euro im Gesamtpreis“, räumt der Fachmann zwar Kostenvorteile der Chinesen ein. „Aber in Deutschland werden die chinesischen Hersteller auch höhere Preise als in China verlangen. Der Preisunterschied wird nicht gigantisch sein.“

Analyse lässt keine Anzeichen des Risikos vom Massenarbeitslosigkeit erkennen

Nichtsdestotrotz haben einige deutsche Automobobil-Unternehmen im Moment tatsächlich mit Problemen zu kämpfen. Dazu gehört etwa der ZF-Konzern, der in den nächsten Jahren möglicherweise Zehntausende Stellen streichen könnte. Und auch bereits früh im neuen Jahr musste mit ZD Automotive ein weiterer Autozulieferer Insolvenz anmelden. Aber auch bezüglich der Autobauer bleibt abzuwarten, wie sie die geschwundenen Marktanteile und Umsätze des Vorjahres 2024 wieder wettmachen können.

Einige Experten warnten in der Vergangenheit auch davor, dass die Umstellung auf Elektroautos, die aus deutlich weniger Bauteilen bestehen als Verbrenner-Pkw, der deutschen Autoindustrie extrem schaden könnte. Auch gaben sie zu bedenken, das Risiko von Massenarbeitslosigkeit könnte infolge der Transformation hin zu Elektromobilität steigen. Die nun veröffentlichte PwC-Analyse deutet aber auf einen eher gegenteiligen Effekt in der nahen Zukunft hin. (Fabian Hartmann)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Uwe Meinhold

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