Desaster für die Ampel
Heizungsverband legt katastrophale Zahlen vor: Verbraucher kaufen wieder mehr Ölheizungen
Ein Jahr nach dem Heizungsdebakel der Ampel-Koalition haben sich die Absatzzahlen auf viele Heizungen immer noch nicht erholt. Der Verband legt desaströse Zahlen vor.
Berlin – Vor einem Jahr noch tobte der Streit um das sogenannte Heizungsgesetz, das die Ampel-Koalition im September endgültig auf den Weg brachte und den Weg für mehr klimafreundlicheres Heizen im Land ebnete. Doch die Debatten rund um das Gesetz und die Frage nach den Förderbedingungen haben Haus- und Wohnungsbesitzer nachhaltig verunsichert. Die Absatzzahlen sind fast durch die Bank weg in den Keller gerutscht – auch im ersten Quartal 2024 haben sie sich nicht erholt. Das zeigen die neusten Zahlen des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH).
Absatz bei Öl-Heizungen steigt wieder - trotz Heizungsgesetz
Die Heizungsbauer haben in den ersten drei Monaten 2024 in Deutschland fast ein Drittel weniger Anlagen verkauft als noch vor einem Jahr. Der Absatz sei um 29 Prozent auf 217.500 Anlagen zurückgegangen, so der BDH am Donnerstag (2. Mai). Der Absatz von Wärmepumpen ging um 52 Prozent zurück, der von Biomasse-Anlagen um 81 Prozent. Bei den Gasheizungen lag das Minus bei 17 Prozent. Allein Ölheizungen legten zu – um 27 Prozent auf 27.500 Anlagen.
Als Hauptgrund für den Absatzrückgang sieht der Verband eine Verunsicherung der Verbraucher. „Vor allem hat die langwierige und öffentliche politische Debatte um den gesetzlichen Rahmen und die Förderung in der Gebäudewärme dafür gesorgt, dass bei den Menschen Vertrauen verloren gegangen ist“, erklärte BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt laut einer Mitteilung. Zudem sei noch zu wenig bekannt, welche technischen Möglichkeiten das Gebäudeenergiegesetz jetzt biete und wie Heizungen gefördert würden.
64 Prozent der verkauften Anlagen wurden mit Gas betrieben, 13 Prozent mit Öl, zwei Prozent mit Biomasse. Wärmepumpen hatten einen Anteil von 21 Prozent (46.000 Anlagen) aller von Januar bis März verkauften Heizungen.
Wärmepumpen-Absatz sinkt: 500.000 Anlagen im Jahr kann nicht erreicht werden
Wegen der nachlassenden Nachfrage bei den Wärmeerzeugern und der geringen Neubautätigkeit gab es laut BDH auch bei den Systemkomponenten deutliche Rückgänge. „Fußbodenheizungen und Heizkörper, Speicher, Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung bis hin zu Abgassystemen verzeichnen durchweg negative Marktverläufe mit einem Minus von bis zu 56 Prozent“, hieß es. Das von Industrie und Handwerk unterstützte Ziel der Bundesregierung von 500.000 Wärmepumpen in diesem Jahr rückt laut BDH in weite Ferne. Der Verband schätzt, dass im laufenden Jahr weniger als 200.000 Wärmepumpen abgesetzt werden. Im vergangenen Jahr wurden laut Bundesverband Wärmepumpe (BWP) noch 356.000 Anlagen verkauft.
Neben einer Verbesserung von Förderbedingungen verlangte der Verband eine breit angelegte Kommunikationskampagne von der Politik. „Die Verbraucher benötigen klare Informationen über die nun bestehenden Rahmenbedingungen.“ Nur so könne Verunsicherung abgebaut und verloren gegangenes Vertrauen in die Heizungsmodernisierung zurückgewonnen werden.
Wärmepumpen-Verband fordert von Ampel-Koalition neue Maßnahmen
Auch der BWP fordert in einer Mitteilung dringende Maßnahmen, um den Markt wiederzubeleben. „Für die Branche, die in den vergangenen Monaten erheblich in Fertigungs-, Schulungs- und Installationskapazitäten investiert hat und nun in der Lage ist, die notwendigen 500.000 Wärmepumpen pro Jahr zu liefern und einzubauen, ist das eine schwierige Situation. Zumal nicht nur in der Branche Einigkeit darüber besteht, dass sich die Wärmepumpe mittelfristig als Standardheizung durchsetzen wird“, sagt BWP-Geschäftsführer Martin Sabel. „Die neue Heizungsförderung ist in vielerlei Hinsichten verbessert und sehr attraktiv, aber zu wenig bekannt und teilweise zu komplex“, sagt er weiter. Auch er fordert eine breite Informationskampagne, um Vertrauen in die Wärmepumpe zurückzugewinnen.
Weitere Hebel, die dem Verband zufolge in Bewegung gesetzt werden könnten, fokussieren sich auf die Absenkung des Strompreises im Vergleich zu Erdgas. Eine Absenkung der Mehrwertsteuer für Strom sei begrüßenswert. „Der Marktpreis für Erdgas ist über den letzten Winter deutlich gesunken und gibt den Bürgern eine trügerische Sicherheit, denn er täuscht über die zu erwartenden Preissteigerungen durch den CO₂-Preis und durch die verpflichtenden Biomasseanteile beim Tausch eines alten Kessels gegen einen neuen hinweg“, so Sabel.
Mit Material von dpa
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