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Sommer-Gesamtsieger im Interview

Skispringen: „Das hat mir in die Karten gespielt“ – Raimund greift Top-Platzierungen an

Skispringen: Philipp Raimund will nach seiner starken Vorbereitung auch im Winter angreifen.
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Skispringen: Philipp Raimund will nach seiner starken Vorbereitung auch im Winter angreifen.

Philipp Raimund ist nach seinem Gesamtsieg beim Sommer Grand Prix der Gewinner der Vorbereitung. Vor dem Saisonstart spricht der Springer vom SC Oberstdorf über seine Erwartungen, persönliche Entwicklung und die Ziele für Olympia.

Nürnberg – Am 21. November starten die Skispringer im norwegischen Lillehammer in den Olympiawinter. Philipp Raimund geht dann als einer der Top-Favoriten ins Rennen. Beim Sommer Grand Prix hatte der gebürtige Göppinger mit seinem Gesamtsieg bereits für Furore gesorgt.

Bei der Einkleidung des Deutschen Skiverbandes in Nürnberg stellte sich der 25-Jährige vom SC Oberstdorf den Fragen der anwesenden Journalisten. Auch chiemgau24.de war vor Ort und sprach mit Raimund über seine Erwartungen vor der Sommervorbereitung, seine persönliche Entwicklung und die Ziele für die Olympischen Spiele in Mailand und Cortina d‘Ampezzo.

Skispringen: Philipp Raimund im Interview - „Konzentriere mich nur auf mich selbst“

Hallo Herr Raimund, mit welcher Erwartung sind Sie in diesen Sommer gegangen?
Philipp Raimund: Ich schaue eigentlich gar nicht weit in die Zukunft, sondern arbeite mich von Wettkampf zu Wettkampf. Im Sommer habe ich Schritt für Schritt an meinen Aufgaben gearbeitet und das hat mir geholfen, locker zu bleiben und meinen Stärken zu vertrauen. Deshalb bin ich auch ohne große Erwartungen nach Predazzo gefahren. Dass ich dort am Ende Sechster und Dritter werde, hat mich selbst überrascht, aber auch zufrieden gemacht – und diesen Aufwind habe ich einfach mitgenommen.
Sie haben in der vergangenen Saison das Material gewechselt. Haben Sie schon ihr Setup gefunden und sind Sie auch deshalb gerade so gut?
Raimund: Ich glaube schon. Bei der WM-Vorbereitung letztes Jahr hatte ich noch einmal eine intensive Trainingswoche, in der ich mich richtig mit dem neuen Skisystem beschäftigen konnte. Nach dem Wechsel von Fischer zu Atomic lief es zwar erst gut, dann aber holperig, weil im Wettkampfbetrieb kaum Zeit zum Trainieren war. Diese Woche hat mir wieder das richtige Gefühl gegeben – und das habe ich dann Ende des Winters gemerkt, als ich öfter in die Top 6 gesprungen bin. Mit diesem Gefühl konnte ich im Sommer direkt weiterarbeiten. Die Anzugänderung hat mir zusätzlich in die Karten gespielt, weil Sprungkraft wieder wichtiger wurde – und da bin ich gut aufgestellt. Deshalb sage ich: Dieses Jahr haben einfach ein paar Faktoren optimal zusammengepasst.
Kann man die guten Leistungen aus dem Sommer eins zu eins auf den Winter übertragen?
Raimund: Ich weiß es nicht sicher, aber ich hoffe natürlich, dass meine Form weiter anhält. Im Winter fühlt sich wegen der kälteren Luft alles ein bisschen anders an. Trotzdem gab es schon oft Fälle, in denen starke Sommerspringer auch im Winter gut waren – und manchmal eben nicht. Ich versuche einfach, meine Form mitzunehmen, arbeite jeden Tag weiter und will jeden Tag ein Stück besser werden. Wenn das so bleibt, sollte die Saison ganz gut aussehen.
Ist es vermessen zu sagen, dass Sie aktuell am besten mit dem neuen Anzug zurechtkommen?
Raimund: Ich glaube nicht, dass der Anzug entscheidend ist. Die Sprungkraft ist wichtiger, und wer gut fliegt, kommt auch mit verändertem Anzug weiterhin weit. Top-Springer wie Kobayashi oder Prevc zeigen, dass es vor allem auf die Leistung ankommt. Der Anzug ist nur ein Hilfsmittel – der Beste würde auch mit einem schlechten Anzug noch gut springen.
Entwicklung in der Karriere heißt auch immer Persönlichkeitsentwicklung. Wie läuft dieser Prozess bei Ihnen ab?
Raimund: Ich bin inzwischen viel entspannter. Am Anfang war der ganze Weltcup- und Wettkampfzirkus mit Kameras, Pressekonferenzen, Rennen und Interviews total hektisch. Aber man gewöhnt sich daran, und dadurch ist alles normaler geworden. Ich sehe oft, dass erfahrenere Athleten im Weltcup mit der Zeit besser werden. Ich war anfangs einfach sehr nervös, weil ich das Gefühl hatte, mich beweisen zu müssen. Jetzt ist es eher so: Ich gehöre dazu, mein Startplatz ist sicher und ich kann mich Schritt für Schritt darauf konzentrieren, weiter nach vorne zu kommen und auf die Podestplätze zu schauen.
Haben Sie denn im Sommer konkret daran gearbeitet, entspannter zu werden?
Raimund: Ich arbeite zwar mit einem Mentaltrainer zusammen, aber dieses Jahr war das nicht unser Schwerpunkt. Insgesamt bin ich ein eher entspannter Typ, dem vieles auch mal egal ist. Ich habe gelernt, Erwartungen von außen einzuordnen, meinen eigenen gerecht zu werden und die richtigen Hebel zu ziehen, um unterwegs abzuschalten und mich zu erholen. Das kommt mit der Erfahrung, denn im Weltcup hat man ein ganz anderes Pensum als im Continental Cup: viel mehr Wartezeit, viel mehr Raum für Gedanken. Mit der Zeit weiß ich besser, wie ich damit umgehe und wie ich das meiste davon einfach ausblenden kann.
Was machen Sie in dieser Wartezeit?
Raimund: Ich kann gut einfach an nichts denken. Statt mich verrückt zu machen, konzentriere ich mich auf das, was ich schon erreicht habe und auf mein Repertoire, auf das ich mich verlassen kann. Mit meinem Mentaltrainer habe ich daran gearbeitet, meinen inneren Werkzeugkasten zu nutzen: Ich gehe meine Punkte durch. Das beruhigt mich und ich weiß, was ich kann. Am Ende muss ich im Wettkampf nichts anders machen als im Training – dort funktioniert es ja auch.
Was war als Kind eher Ihr Skisprung-Traum, die Vierschanzentournee zu gewinnen oder olympisches Gold?
Raimund: Mein Ziel war immer, besser zu sein als mein Bruder und das habe ich geschafft (lacht). Ein Vorbild oder große Träume hatte ich nie. Ich bin einfach extrem perfektionistisch und will jeden Tag ein bisschen besser sein als gestern. Wenn ich alles gegeben habe, kann ich zufrieden ins Bett gehen – egal, ob ich Erster, Zweiter oder Vierzigster werde. Hauptsache, ich weiß, dass ich mein Bestes getan habe
Was nehmen Sie sich für die Olympischen Spiele vor und wie gehen Sie mit dem Druck dort um?
Raimund: Ich lasse mich von anderen nicht ablenken und konzentriere mich nur auf mich selbst. Tag für Tag arbeite ich daran, dass jede einzelne Leistung stimmt – vom Winterstart bis zu jedem Wettkampf. Wenn am Ende der Sieg dabei herauskommt, wäre das schön, wenn nicht, ist es auch in Ordnung. (Quelle: chiemgau24.de, tb)

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