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Interview vor dem Saisonstart

Skispringen: „Das kaufe ich ihnen nicht ab“ - Wellinger spricht Klartext

Skispringen: Andreas Wellinger im Interview
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Skispringen: Andreas Wellinger findet im Interview klare Worte zur neuen Saison.

Andreas Wellinger ist im Skispringen einer der großen Hoffnungsträger im Olympiawinter. Vor dem Saisonstart spricht der Springer vom SC Ruhpolding über seine Saisonvorbereitung, Olympia und den Anzugskandal.

Nürnberg - Am 21. November starten die Skispringer in die neue Weltcupsaison. Neben der Vierschanzentournee, die Jahr für Jahr das große Highlight des Winters ist, stehen in dieser Saison auch noch die Olympischen Winterspiele in Italien auf dem Programm. Große Medaillenhoffnungen der deutschen Fans liegen dabei vor allem auf Andreas Wellinger.

Bei der Einkleidung des Deutschen Skiverbandes in Nürnberg stellte sich der 30-Jährige vom SC Ruhpolding den Fragen der anwesenden Journalisten. Auch chiemgau24.de war vor Ort und sprach mit Wellinger über seine Saisonvorbereitung, seine Ziele für Olympia und den Anzugskandal im norwegischen Team bei der WM im März in Trondheim.

Skispringen: Andreas Wellinger im Interview - „Wir werden nicht gefragt“

Hallo Herr Wellinger, wie geht es Ihnen so kurz vor dem Saisonstart?
Andreas Wellinger: Mir geht es gut. Die Saison steht vor der Tür. Springerisch läuft es bislang noch ausbaufähig, aber da werde ich die nächsten Wochen noch dran arbeiten. Es ist jetzt noch nicht so entscheidend beim Auftakt in Lillehammer in Bestform zu sein. Wir haben vier Monate mit der Vierschanzentournee, der Skiflug-WM und Olympia vor uns. Aber je besser wir rein starten, desto leichter wird es am Ende.
Wie optimistisch sind Sie nach den durchwachsenen Ergebnissen im Sommer Grand Prix, dass Sie gut in die Saison starten können?
Wellinger: Ich muss auf jeden Fall die Sprünge stabilisieren. Es war im Sommer ein bisschen die Kunst, das richtige Setup zu finden mit den Regeländerungen, die es gegeben hat. Das hat ein bisschen länger gedauert. Jetzt brauche ich einfach viele Sprünge, um die Selbstverständlichkeit zu bekommen. Wenn mir das gelingt, dann geht es oft schnell bergauf.
Gibt es denn eine konkrete Baustelle bei Ihnen?
Wellinger: Da gibt es zwei. Ich muss erstens die Balance in der Luft zwischen Körper und Ski finden. Das zweite ist die Technik. Meine Sprünge sehen optisch oft gleich aus. Der eine ist mit, der andere ist ohne Energie. Am Wochenende in Klingenthal war der Sprung ohne Energie. Dann kommt nichts dabei raus. Dann kann ich meine Stärken nicht ausspielen.
Letztes Jahr war die Ausgangslage bei Ihnen positiver. Was bedeutet das für den Winter?
Wellinger: Es bedeutet überhaupt nichts. Der letzte Sommer war verdammt gut und dann ist es zum Winter eher wieder ein bisschen schlechter geworden. Jetzt ist der Sommer schlechter, also wird der Winter besser (lacht). Der Saisonstart in Lillehammer ist für mich schwer einzuschätzen. Ich bin dort schon sehr gut gesprungen, habe aber auch schlechte Resultate abgeliefert. Mein erstes Fazit ziehe ich nach der dritten Station in Kuusamo. Ich messe mich nicht an der Ergebnisliste, sondern an meinen Sprüngen. Aber klar, je besser die Ergebnisse sind, desto leichter ist mein Leben.
Es gibt in diesem Winter mit dem ehemaligen Skispringer Mathias Hafele einen neuen Kontrolleur an der Schanze. Wie finden Sie diese Veränderung, auch mit Blick auf die Situation im letzten Winter?
Wellinger: Wir haben einen Experten, der unseren Sport wirklich kennt. Was in Trondheim passiert ist, war schlecht für alle. Jetzt betreffen die Konsequenzen sämtliche Athleten. Es gibt ein neues Reglement, aber wir wissen noch gar nicht genau, wie es in der Praxis läuft. Die Aufarbeitung ist fragwürdig. Unsere Glaubwürdigkeit hat stark gelitten. Athleten werden gesperrt, dann freigesprochen, dürfen starten und werden wieder gesperrt. Wer übernimmt dafür Verantwortung? Ich finde das alles sehr zweifelhaft.
Bleibt nach den Vorfällen in Trondheim Misstrauen zurück und wie ist der Umgang mit den norwegischen Athleten?
Wellinger: Ich habe sie zum Glück wenig gesehen. Die Athleten stellen sich hin und sagen, wir haben nichts davon gewusst und müssen darunter leiden. Das kaufe ich ihnen nicht ab. Mir geht es nicht darum, ob ich jetzt nachträglich Weltmeister werde. Es geht mir um unseren Sport. Wir dürfen eine geile Sportart repräsentieren und die Menschen begeistern. Wenn dann nur über die Anzüge diskutiert wird und offensichtlich Dinge passieren, die nicht regulär sind, finde ich es extrem schade für alle Beteiligten. Jeder versucht zu gewinnen und sollte das mit dem tun, was im Reglement steht.
Kommen wir zu Olympia. Was nehmen Sie sich vor?
Wellinger: Erst einmal will ich am 5. Februar in Willingen eine ordentliche Abschlussleistung zeigen. Wenn es bei Olympia um Medaillen geht, will ich auch konkurrenzfähig sein. Ich will nicht hinfahren, um dabei zu sein. Wir haben leider neben den Einzelwettkämpfen nur noch das Super-Team mit zwei Startern, also werden maximal vier Athleten hinfahren. Es ist alles ein bisschen anders.
Sie haben den Super-Team-Wettbewerb angesprochen. Ist das für Sie die richtige Entscheidung?
Wellinger: Ich bin dafür, beim normalen Teamspringen zu bleiben, weil es der bessere Wettkampf ist. Das Super-Team-Event ist komisch, da nur zwei Athleten springen dürfen, obwohl bei einem Weltcupwochenende oft fünf oder sechs vor Ort sind. Für die anderen ist das unfair. Und auch die Zuschauer kommen weniger auf ihre Kosten. Ich finde deshalb: vier Springer, zwei Durchgänge, kein Super-Team.
Wie hat die FIS diese Entscheidung den Athleten gegenüber begründet?
Wellinger: Wir werden gar nicht gefragt und kaum informiert. Die eigentliche Frage ist: Müssen wir nur ausführen, was beschlossen wird, oder dürfen wir mitreden, weil wir den Sport repräsentieren? Viele Entscheidungen der letzten Jahre sind für mich fragwürdig, aber wir Athleten haben wenig Einfluss. Theoretisch könnten wir nicht starten, aber damit schaden wir uns selbst. Es heißt, man wolle kleinen Nationen mehr Chancen geben, aber am Ende gewinnen trotzdem die gleichen. Für mich zählt, dass die besten Springer starten und nicht diejenigen, die wegen Quoten ausgewählt werden.
Zurück zu Olympia. Sie haben die Schanzen in Predazzo bereits getestet. Wie fällt ihr Fazit aus?
Wellinger: Es sind nicht unbedingt die schönsten Schanzen geworden. Auch wenn jetzt noch etwas angepasst wird, weiß man erst beim ersten Sprung, ob alles wirklich passt. In Predazzo war bislang die Flugkurve zu hoch und der Hang zu flach, deshalb landet man hart. Das war auch ein Grund für die Verletzungen bei den Damen. Wir Athleten wollen flach in den Hang hineingleiten und nicht wie aus dem dritten Stock herunterfallen. So macht das Springen wenig Spaß und die Verletzungsgefahr ist hoch. (Quelle: chiemgau24.de, tb)

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