Problem festgestellt
SpaceX will 100 „Starlink“-Satelliten abstürzen lassen
SpaceX betreibt mehr als 5000 „Starlink“-Satelliten im Erdorbit. Doch einige von ihnen sollen nun kontrolliert abstürzen, um Problemen vorzubeugen.
Hawthorne – Seit Mai 2019 schickt das private Raumfahrtunternehmen SpaceX von Gründer Elon Musk regelmäßig Satelliten in die Erdumlaufbahn. Mehr als 5800 der „Starlink“-Satelliten wurden bisher gestartet, mehr als 5400 davon befinden sich noch im Erdorbit und sorgen für schnelles Internet in vielen Regionen der Erde. Doch was sich – wie die „Starlink“-Satelliten – in einer relativ niedrigen Erdumlaufbahn befindet, kommt irgendwann auch wieder runter. Dafür sorgen die Schwerkraft der Erde und die Dichte der Atmosphäre, die an den Satelliten „ziehen“
SpaceX plant, etwa 100 „Starlink“-Satelliten abstürzen zu lassen
Satelliten, die sich in einer Höhe von 600 Kilometern befinden, stürzen nach etwa fünf Jahren in die Erdatmosphäre und verglühen dort, so eine Daumenregel. Es sei denn, man hilft nach. Satelliten, die länger in der Erdumlaufbahn bleiben sollen, arbeiten mit Triebwerken, die die Höhe anpassen. Auch die Internationale Raumstation ISS muss so regelmäßig ihre Umlaufbahn anpassen. Satelliten können aber auch gezielt zum Absturz gebracht werden, durch das Absenken der Höhe mittels der Triebwerke.
Genau das plant SpaceX nun für etwa 100 „Starlink“-Satelliten. In den kommenden Wochen und Monaten sollen die Satelliten, die allesamt einer frühen „Starlink“-Version angehören, kontrollierte Abstiege durchführen. Das hat einen Grund: Derzeit seien die Satelliten zwar manövrierbar und würden funktionieren, doch das „Starlink“-Team habe ein Problem identifiziert, heißt es in einer Mitteilung von SpaceX. Das könne bei dieser kleinen Population von Satelliten die „Wahrscheinlichkeit eines Versagens in der Zukunft erhöhen“.
„Starlink“-Satelliten sollen ausrangiert werden, bevor sie sich nicht mehr steuern lassen
Bevor die Satelliten also ausfallen und unmanövrierbar werden, sollen sie kontrolliert zum Absturz gebracht werden. „Die Satelliten werden in einem sicheren und kontrollierten Verfahren herabgelassen, das bei den meisten Vehikeln etwa sechs Monate dauern dürfte“, schreibt SpaceX. Bis zum Ende sollen die Satelliten manövrierbar bleiben und Kollisionen mit anderen Satelliten oder Weltraumschrott vermeiden können.
Nachteile für „Starlink“-Internetnutzer soll es durch den Absturz von 100 Satelliten nicht geben, betont das Unternehmen. Man sei immerhin in der Lage, bis zu 55 Satelliten pro Woche zu produzieren, und mehr als 200 Satelliten pro Monat ins Weltall zu schießen.
Schnelles „Starlink“-Wachstum sorgt immer wieder für Kritik
Das schnelle Wachstum der „Starlink“-Satellitenkonstellation sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Kritik. Es geht dabei unter anderem um Themen wie den Platz im Erdorbit, den ungestörten Blick auf den Sternenhimmel, das sogenannte „Traffic-Management“ in der Erdumlaufbahn und Nachhaltigkeit. Bisher wird der Erdorbit in dieser Hinsicht überhaupt nicht reguliert – einzig für Raketenstarts benötigt man beispielsweise in den USA eine Lizenz, auf die SpaceX derzeit mit der größten Rakete der Welt, dem „Starship“ wartet.
SpaceX betont in der Mitteilung das eigene verantwortungsbewusste Handeln: „Wir glauben, dass es richtig ist, den Weltraum sicher und nachhaltig zu halten“, schreibt das Unternehmen und fügt an: „SpaceX fordert alle Satellitenbesitzer und -betreiber auf, Satelliten sicher aus der Umlaufbahn zu nehmen, bevor sie manövrierunfähig werden.“ Erst im vergangenen Jahr hat die europäische Raumfahrtorganisation Esa mit dem kontrollierten Absturz des großen Satelliten „Aeolus“ einen Standard gesetzt. Derzeit wartet man bei der Esa auf den Absturz eines Erdbeobachtungssatelliten. (tab)
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